Algenplage im Waginger See
Gerald Lehner
Wer in den seichteren Winkeln des Waginger Sees schwimmt, paddelt oder segelt, der braucht ein guten Magen. Dicke Algenschichten sind nicht sehr einladend. Und wer mit Einheimischen redet, bekommt großen Ärger zu spüren.
Die Rede ist davon, dass die örtlichen Bauern zu viel Gülle und Kunstdünger auf ihre Felder bringen würden. Das ruiniere den See, heißt es. Ähnliche Debatte sind auch vom Salzburger Wallersee bekannt, der in den letzten Jahren laut Experten allerdings saniert werden konnte.
Protest via Internet
Eine Bürgerinitiative im östlichen Oberbayern hat auch schon eine Internet-Unterschriften-Aktion gestartet: „Rettet endlich den Waginger See“, lautet das Motto. Auf der anderen Seite betonen viele - besonders in der Tourismuswirtschaft, es sei alles nicht so schlimm. Gemeinde Waging und der örtliche Tourismusverband fürchten nach Medienberichten in Deutschland um den guten Ruf der Erholungsregion.
Auswirkungen auf Gäste?
Im deutschen Medien gab es dazu schon einige Berichte - auch im Fernsehen. Bei einem Lokalaugenschein des ORF fiel nun auf, dass der große Campingplatz in Waging heuer deutlich weniger ausgelastet zu sein scheint als im Hochsommer des vergangenen Jahres. Der Eindruck täusche, und das habe nichts mit der Algenplage zu tun, wird von Touristikern entgegnet. Im August sei die Buchungslage zudem hervorragend, heißt es. Diese Region Oberbayerns an der Grenze zu Salzburg ist traditionell unter Norddeutschen sehr beliebt.
Gerald Lehner
Grüner will Landwirte einbinden
Der Bankkaufmann Johannes Obermaier - früher Leiter der ehrenamtlichen Wasserrettung im Waginger Ortsteil Tettenhausen - sitzt für die Grünen in der Gemeindevertretung. Er distanziert sich von der Bürgerinitiative, die hauptsächlich Bauern die Schuld an der Algenplage gebe, sagte er dem ORF. Obermaier betont, eine Lösung könne nur mit den Landwirten gemeinsam gefunden werden. Hauptschuld sei heuer das große Hochwasser gewesen, dass enorme Mengen von Erde und damit auch Dünger in den Waginger See gespült habe – um ein Vielfaches mehr als sonst üblich. Obermaier gesteht allerdings zu, dass eine weniger intensive und ökologischere Landwirtschaft günstiger für den See wäre.
Experten tüfteln an Lösung
In der Gemeinde Waging betont man, der See habe trotz der Algen noch immer eine gute Qualität zum Baden. Experten des Landkreises Traunstein und der Landesregierung in München tüfteln derzeit an Lösungen. Es soll neue Auffangbecken geben, damit künftig weniger Gülle und Kunstdünger in den Waginger See gespült werden. Eine weitere Option wäre die Reduzierung des Viehbestandes - bezogen auf die Futterflächen rund um den See, sagen Fachleute.
Gemeinde: „See besonders nährstoffreich“
Die Gemeinde Waging macht nicht alleine die Ausbringung von Dünger verantwortlich für die Algen. Beim Waginger See handle es sich um einen besonders nährstoffreichen See.
„Langjährige Untersuchungen haben nachgewiesen, dass verschiedene Ursachen, wie z.B. Nährstoffausschwemmungen aus den zahlreichen Moorgebieten, Sickerwasser aus den vielen drainierten Flächen, Humusabschwemmungen bei Starkregen-Ereignissen oder Oberflächenwassereinleitungen aus befestigten Bereichen zur ‚Überdüngung‘ des Sees beitragen“, erklärt die Gemeinde in einer schriftlichen Stellungnahme.
Ministerium bereits aktiv geworden
Diese Umstände seien seit Jahren bekannt und Maßnahmen seien bereits vor längerer Zeit eingeleitet worden. Die Gemeinde arbeite auch eng mit den örtlichen Landwirten zusammen.
„Als sehr großer Erfolg ist die Ankündigung des Ministeriums zu sehen, dass den Landwirten am Waginger See der Einstieg in den ökologischen Landbau mit staatli-cher Förderung ab sofort ermöglicht werden soll“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die Verbesserung der Wasserqualität sei ein langfristiger Prozess, der noch weitere Maßnahmen brauchen werde.
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at