Festspiele & Pereira: Vorzeitige Trennung

Die Salzburger Festspiele trennen sich von Intendant Alexander Pereira vorzeitig im September 2014. Das hat das Kuratorium nach seiner Sondersitzung am Dienstag bekanntgegeben. Anlass war Pereiras Bestellung zum Chef der Mailänder Scala ab 2015.

Intendant Alexander Pereira, Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf

APA/Barbara Gindl

Intendant Alexander Pereira, Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Schauspielchef Sven-Erik Bechtolf (v. links)

Die neue Intendanz der Salzburger Festspiele ab 2017 wird unverzüglich ausgeschrieben. Bis dahin soll Schauspielchef Sven-Erik Bechtolf die künstlerische Leitung der Festspiele übernehmen. Pereira bleibt heuer und 2014 bei vollen Bezügen Intendant. Erste Festspielsaison des künftigen Intendanten soll 2017 sein. „Markus Hinterhäuser ist uns willkommen, diese Jahreszahl ist nicht zufällig“, sagte Kurator Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). Bechtolf und Rabl-Stadler werden Mitglieder des Direktoriums sein, sofern der Vertrag mit Helga Rabl-Stadler, Präsidentin und kaufmännische Leiterin der Festspiele, verlängert werden sollte. Auch diese Position soll ausgeschrieben werden.

Rabl-Stadler will sich für den Posten des Festspiel-Präsidenten bewerben. „Ich bin gebeten worden und ich werde es machen.“ Die Kuratoriumsvorsitzende Andrea Ecker, Vertreterin des Bundes, sagte, es werde für beide Ausschreibungsverfahren keine Findungskommission geben, „das Kuratorium ist die Findungskommission“. Ende der Bewerbungsfrist ist der 2. September, noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung für beide Positionen fallen.

Alexander Pereira

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Alexander Pereira bei der Bekanntgabe der Vertragsauflösung

Die aktuelle Sondersitzung war vor zwei Wochen außertourlich angesetzt worden, um das vorerst nicht genehmigte und zur Überarbeitung zurückgewiesene Festspielbudget für 2014 neuerlich zu beraten. Das umstrittene Budget und das Programm der Festspiele für das Jahr 2014 wurden nun vom Kuratorium genehmigt, und zwar in der von Pereira und Rabl-Stadler vorgelegten, überarbeiteten Form. Die Höhe des Budgets beträgt 61,037 Mio. Euro. Die Halbierung der Gage für den Intendanten, wie sie Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) gefordert hatte, ist vom Tisch.

Einvernehmliche Trennung besiegelt

Es gab keinerlei Dissens zur vorzeitigen Vertragsauflösung, sagt Pereira. „Für mich ist das Entscheidende gewesen, dass ich auch die Möglichkeit habe, ab sofort auch für die Mailänder Scala zu planen. Aber es ist völlig selbstverständlich, dass ich mit der vollen Begeisterung in diese zwei Festspielsommer stürzen werde“, so Pereira.

„Es scheint mir wichtig zu sein, dass wir diese zwei Jahre verwenden, die neu gewonnenen Sponsoren zu stabilisieren. Sie können beruhigt sein, dass ich bei der Akquisition von Sponsoren in Mailand nicht den Salzburger Festspielen ihre Sponsoren wegnehmen werde“, sagt Pereira.

„Ich habe mir in Salzburg ein Haus gekauft, weil ich mir nicht vorstellen konnte, je etwas anderes zu machen. Deshalb habe ich unterschrieben. Aber niemand ist auf die Idee gekommen, dass mir die Scala angeboten wird“, so Pereira.

Andrea Ecker und Heinz Schaden

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Kuratoriumsvorsitzende Andrea Ecker und Bürgermeister Heinz Schaden

Schaden: Doppelfunktion ausgeschlossen

Pereira war in der Vorwoche zum Intendanten der Mailänder Scala ab 2015 designiert worden. Sein Vertrag mit den Salzburger Festspielen läuft jedoch bis 2016 und schließt eine derartige Doppelfunktion aus. Während Pereira seine Salzburger Intendanz wie vorgesehen erfüllen und das Kuratorium ersuchen wollte, ihm die parallele Tätigkeit für Mailand zu erlauben, wurde das seitens der im Kuratorium vertretenden Salzburger Politik kategorisch abgelehnt.

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Vor allem der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hatte im Vorfeld eine parallele Tätigkeit des Intendanten für Salzburg und Mailand ausgeschlossen. Schaden relativierte seine Meinung heute etwas: „Ich habe immer gesagt, dass wir keine Berserker sind und den Herrn Intendanten rauswerfen, sondern es gibt ein hohes Gut, und das sind die Festspiele. Die sind wichtiger als alles andere, und es gibt jetzt einen geordneten Übergang. Dann trennen sich unsere Wege. Mir ist es wichtig gewesen, dass wir nicht im Streit scheiden oder Rauswürfe produzieren. Mit dem bestehenden Team mache ich mir keine Sorgen, dass die kommenden Saisonen, bis es eine neue Intendanz gibt, gut abgewickelt werden.“

Keine Änderungen für 2014

Das Programm 2014 läuft laut Pereira fast wie geplant: „Ich habe auf eine konzertante Oper verzichten müssen und Konzerte umgeschichtet. Der Unterschied war aber nur gut eine Million - wir waren nicht so weit auseinander, wie vielfach geschrieben worden ist. Die Oper von György Kurtag wird es 2015 geben, es gibt bereits 90 Seiten Partitur. Dirigent Ingo Metzmacher sagte, es sei Großes zu erwarten. 2014 werden wir eine Oper von Marc-Andre Dalbavie produzieren.“

Sven-Eric Bechtolf

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Der interimistische Festspielintendant Sven-Eric Bechtolf

Sven-Eric Bechtolf sagte, Pereira habe für 2015 und 2016 fantastische Programme vorgeplant: „Jetzt alles umzuschmeißen wäre eine Profilneurose, die ich nicht habe. Ich finde es ehrenvoll, diese Festspiele wie vorgeplant umzusetzen. Das ist ein großes Vertrauen, das mir da entgegengebracht wird. Ich bedauere Alexanders Weggehen. Ich glaube, wir müssen jetzt vor allem dafür sorgen, dass Pereiras Ideen das Licht der Welt erblicken.“

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