„Saisonarbeiter nehmen keine Jobs weg“

Saisonarbeiter nehmen Österreichern keine Jobs weg: So kontert die Wirtschaftskammer dem Vorstoß von Arbeiterkammer-Chef Siegfried Pichler. Der plant ein Veto gegen mehr ausländische Saisonniers. Das sei eine „traurige Debatte“ und „Nonsens“, sagt die Wirtschaft.

Der Salzburger AK-Präsident und Gewerkschaftsfunktionär Pichler lehnt es - wie ausführlich berichtet - vehement ab, dass mehr ausländische Köche oder Kellner beschäftigt werden. Diese würden nur während der Touristen-Saison ins Land geholt. Ohne diese Frauen und Männer sei der heimische Tourismus wirtschaftlich gar nicht mehr möglich, warnen Branchen-Sprecher aus Hotellerie und Gastronomie.

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Winterliches Teamwork im Gasthof Hintersee (Flachgau), mit Küchenchef (ganz links) und Koch Habib aus Marokko

Zum Beispiel Habib in dem kleinen Salzburger Bergdorf Hintersee. Der Marokkaner ist Koch im gut besuchten Hotel und Gasthof „Hintersee“, der im Winter bei Pistenskifahrern von der Skischaukel Gaißau, Langläufern und Tourengehern beliebt ist - im Sommer bei Wanderern und Sommerfrischlern.

Gutes Deutsch und viele Aufgabenbereiche

Begonnen hat der Nordafrikaner in Hintersee als „Saisonnier“ mit mehrfachen Verträgen über jeweils sechs Monate. Zwei Monate pro Jahr musste er Österreich dann immer verlassen, ehe es als Koch wieder losging. Inzwischen hat Habib - der mittlerweile gut Deutsch spricht - eine Bewilligung für das ganze Jahr ergattert: „Ich arbeite eigentlich alles bei uns, als Hilfskoch, Abwasch und in fast jedem Bereich.“

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Albert Ebner, Wirt und Sprecher der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, weist Thesen von AK-Präsident Siegfried Pichler vehement zurück

Ebner widerspricht Pichler

Habibs Chef ist der Hinterseer Wirt Albert Ebner, Obmann der Sparte Tourismus in der Salzburger Wirtschaftskammer. Ebner hält Saison-Arbeiter aus Ländern außerhalb der EU in den Salzburger Betrieben mittlerweile für unverzichtbar.

Ausschließlich einheimisches Personal reiche keineswegs mehr aus, sagt der Gastronom: „Ich muss das richtigstellen, was von der Arbeiterkammer geäußert wurde. Niemand nimmt einem Österreicher einen Arbeitsplatz weg. Es geht um ein Rest-Kontingent von Mitarbeitern, die in den letzten fünf bis 15 Jahren hier schon bei uns in Österreich gearbeitet haben. Es kommen keine neuen Mitarbeiter aus anderen Dritt-Staaten herein.“

Pichler gegen mehr Saisonniers

Auf bundesweit knapp 800 Saisonarbeiter aus Nicht-EU-Ländern hatten sich die Sozialpartner für den Winter geeinigt. Diese seien aber künftig nicht mehr notwendig, erklärte der Salzburger Arbeiterkammer-Präsident Siegfried Pichler am Montagabend in „Salzburg heute“.

Siegfried Pichler Arbeiterkammer

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Siegfried Pichler von der Arbeiterkammer will Veto gegen zusätzliche Saisonniers einlegen

Denn die Branche könne sich inzwischen in Osteuropa in EU-Staaten bedienen - zum Beispiel in Ungarn, so Pichler.

Ebner: „Kaum Einheimische zu finden“

Tourismus-Sprecher Albert Ebner entgegnet nun dem AK-Präsidenten, das es äußerst schwierig sei im Tourismus, Inländer für vielerlei Aufgabenbereiche zu finden: „Salzburg und Tirol sind abgegrast. Es gibt keine Mitarbeiter mehr in fachspezifischen Berufen und auch nicht bei Hilfskräften. Du findest niemanden mehr.“

„AK-Chef offenbar im Wahlkampf-Modus“

Es sei außerdem nicht sehr höflich vom sozialdemokratischen AK-Präsidenten Siegfried Pichler, diese „traurige Debatte“ in der Hauptsaison zu starten, findet die Branche. Aber das habe wohl schon mit Vor-Wahlkampf im Hinblick auf den neuen Landtag zu tun.

Schellhorn: „Ausländerfeindlicher Nonsens“

Sepp Schellhorn von der Österreichischen Hoteliervereinigung, selbst Wirt in Goldegg, Gastein und der Stadt Salzburg, spricht angesichts der Aussagen von AK-Chef Pichler wörtlich von „Nonsens“ und Ausländerfeindlichkeit.

Dazu gibt es auch einen ORF-Lokalaugenschein im Wintertourismus des Salzburger Pongaues - bei unseren Videos zum Thema:

1. Wie sehen Realitäten aus in Tourismusbetrieben?

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2. Wirtschaft kontert dem AK-Präsidenten

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3. AK-Chef Pichler wettert gegen Saisonniers:

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