Wenig Schnee, mehr schwere Verletzungen

Der Schneemangel in Salzburgs Pistengebieten ist Ursache für deutlich mehr schwere Verletzungen als in den vergangenen Jahren. Das berichten Unfallchirurgen. Die Zahl der Unfälle insgesamt ist bisher nicht gestiegen.

Vier Tote auf Salzburgs Pisten innerhalb von zwei Wochen, drei Querschnittgelähmte und zahlreiche Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata: Das ist eine erste Bilanz der Unfallchirurgen über diese Wintersaison.

Gips

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Gipser haben Hochbetrieb

Seit Weihnachten wurden zwar nicht mehr Patienten als in den vergangenen Jahren gezählt, doch die Verletzungen der Unfallopfer sind heuer schwerer. Die Mediziner führen das auf den Schneemangel zurück. Nicht selten endet für Wintersportler ein Skitag im Krankenhaus. Gängige Verletzungen werden in Bezirksspitälern versorgt.

Gefahr schneefreie Pistenränder

Schwierige Fälle werden in die Landeskliniken und in das Unfallkrankenhaus geflogen, sagt UKH-Primarius Alois Karlbauer, spezialisiert auf schwere und schwerste Verletzungen: „Leider haben wir auch immer wieder nachhaltige Verletzungen wie Querschnittlähmungen und Schädel-Hirn-Traumen. Der Schneemangel mag da und dort dazu beigetragen haben.“

Schneemangel ist auch für andere Unfallchirurgen die Ursache für besonders schwere Verletzungen in diesem Winter. Der Sportarzt Werner Aufmesser in Radstadt (Pongau) betont, wenn bei Kunstschnee die Pistenränder nicht durch Neuschnee abgesichert sind, dann seien die Verletzungen schwerer.

Trümmerbrüche durch große Energie

Und der Unfallchirurg und Primarius Heinrich Thöni vom Krankenhaus Zell am See (Pinzgau) sieht die Probleme so: „Es betrifft oft Wirbelsäule, Schädel und Knochenbrüche, die hohe Gewalteinwirkung oder hohe Geschwindigkeit voraussetzen.“ Der Experte verweist beispielsweise auf Trümmerbrüche bei Oberschenkeln, bei denen es eine relativ große Krafteinwirkung braucht.

Hochbetrieb herrscht auch in der Gipsabteilung im Krankenhaus Schwarzach (Pongau), dessen Unfallabteilung jeden Winter personell aufgestockt wird. Immerhin sind hier jeden Tag bis zu 120 Frischverletzte zu versorgen, wie Primarius Manfred Mittermair schildert: „Auf hartem Untergrund wie auf Kunstschnee und auf schneefreien Pistenrändern ist die Verletzungsgefahr natürlich höher.“

Helm ist keine Garantie

70 Prozent der Wintersportler tragen mittlerweile Schutzhelme. Ein Freibrief für enthemmtes Fahren und hohe Risiko sollte das jedoch nicht sein, betont Primar Wolfgang Voelckel vom Salzburger Unfallkrankenhaus: „Der Helm vermindert natürlich die unmittelbare Verletzung durch den Aufprall, er kann Energie absorbieren. Helme sind aber keine Garantie gegen schwere Hirnverletzungen, weil sie bei Unfällen nicht entschleunigen und letztlich auch bei Helmträgern das Gehirn durch die Kräfte der Geschwindigkeit bzw. des abrupten Stoppens auf harten Oberflächen verletzt werden kann.“

Vorsicht, Tempo anpassen, nicht rasen

Neben schlechten Schneeverhältnissen führe auch Selbstüberschätzung zu vielen Skiunfällen, sagen Fachleute. Auch wenn es mittlerweile wieder geschneit hat, so ist für die Wintersportler doch Vorsicht und angepasstes Fahren angebracht, um Unfälle auf der Piste zu vermeiden.

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