Großvenediger: Gipfelkreuz „gerettet“

Bergretter aus Osttirol und Salzburg haben auf dem Großvenediger (3.660 Meter) - Salzburgs höchstem Berg - das durch den Klimawandel bedrohte Gipfelkreuz „gerettet“, wieder aufgerichtet und in massivem Fels verankert.

Seit Montagabend steht das Venedigerkreuz nun auf festerem Boden bzw. in massivem Fels - nicht mehr auf dem immer mehr abschmelzenden Gipfelschnee.

Die körperlich harten Arbeiten in großer Seehöhe liefen fast den ganzen Tag. Gegen Abend gab es auf dem Großvenediger dann noch Graupelschauer, was den Rücktransport des Teams mit dem Hubschrauber stark verzögerte.

Großvenediger: Gipfelkreuz gerettet

Bergrettung Prägraten

Kurz vor dem Aufrichten

Neues Fundament: Korb aus Stahlgeflecht

Die Sicherungsarbeiten für den neuen Standort dauerten am Montag fast sieben Stunden.

Sendungshinweis: Einen ausführlichen Fernsehbericht dazu sehen Sie Dienstagabend um 19.00 Uhr in der regionalen TV-Sendung „Salzburg heute“

Die insgesamt 13 ehrenamtlichen Bergretter aus Prägraten (Osttirol) und Neukirchen am Großvenediger (Salzburger Pinzgau) haben zuerst auf dem Westgrat größere Felsblöcke in kleinere Teile zerlegt und damit eine ebene Fläche errichtet.

Großvenediger: Gipfelkreuz gerettet

Bergrettung Prägraten

Darauf wurde als Fundament ein quaderförmiger Korb aus Drahtgeflecht errichtet. Die Bergretter schichteten insgesamt 7,5 Tonnen loses Gestein in diesen Korb – um den stählernen Sockel des Gipfelkreuzes herum.

Klimawandel: Absturz drohte

Bisher befand sich das Venedigerkreuz über Jahrzehnte auf der von Gletschereis bzw. meterdickem Schnee (verdichteter Sommerfirn) bedeckten Gipfelkuppe des Großvenedigers – also nicht auf festem Boden.

Klimawandel und Abschmelzung: Großvenediger verliert Gipfelkreuz

Bergrettung Prägraten

So sah es noch vor wenigen Tagen aus. Das Kreuz samt seiner Fundament-Ruine auf Blankeis musste aus Sicherheitsgründen umgelegt werden

Diese variablen Schichten sind im heurigen Sommer – wie vor wenigen Tagen schon berichtet - zum Teil extrem abgeschmolzen. Das hölzerne Fundament, der Sockel und das Kreuz gerieten dadurch in eine sehr labile Lage und drohten abzustürzen. Der neue Standort befindet sich auf dem obersten Teil des Westgrates, wo es massive Felsblöcke gibt.

Das Kreuz steht hier nun auf dem höchsten festen Punkt. Dieser Bereich ist im Laufe des Klimawandels erst in der jüngsten Vergangenheit aper und eisfrei geworden. Die über Jahrzehnte für den Venedigergipfel so typische Firnschneide, auf der das Kreuz stand, gehört damit endgültig der Vergangenheit an.

Gute Sichtbarkeit von allen Seiten

Der neue Standort wurde so gewählt, dass das Gipfelkreuz nun von der Johannishütte bei Prägraten in Osttirol UND von der Kürsinger Hütte auf Salzburger Seite des Massivs (Gemeindegebiet von Neukirchen) gut sichtbar ist. Bisher war es nur von Osttirol her zu sehen.

Großvenediger: Gipfelkreuz gerettet

Bergrettung Prägraten am Großvenediger

Materialtransport in dünner Luft: Schwebeflug über Salzburgs höchstem Gipfel

Ehrenamtliche Bergretter, die Montag beteiligt waren:

Prägraten (Osttirol): Andreas Berger, Friedl Berger, Gerhard Berger, Markus Bstieler, Matthias Egger, Siegfried Kratzer, Peter Ladstätter, Friedl Steiner, Reinhard Unterwurzacher, Michael Weiskopf. Neukirchen am Großvenediger (Pinzgau): Hanspeter Stotter, Andreas Vorreiter, Hanspeter Breuer.

Spenden & Geld vom Nationalpark

Der Österreichische Bergrettungsdienst bzw. seine Ortsstellen Prägraten und Neukirchen finanzieren die Sanierung des Venedigerkreuzes aus Spenden. Wolfgang Urban, Direktor des Salzburger Anteils des Nationalparks Hohe Tauern, hat eine finanzielle Beteiligung seiner Behörde bereits zugesagt.

Urban kümmerte sich auch um die behördlichen Genehmigungen für die Helikopterflüge mit Pilot Jürgen Köll von der Betreiberfirma Knaus, bei denen die Bergretter und schwere Werkzeuge auf den Gipfel und wieder ins Tal geflogen wurden.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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