Watzmann: Schwierige Rettung nach Absturz

Vom Gipfelgrat des Watzmann (2.713 Meter) ist ein Bergsteiger abgestürzt. Der Schwerverletzte wurde nach schwierigem Einsatz von Berg- und Flugrettung - bei teils dichten Wolken - ins Salzburger Unfallkrankenhaus geflogen.

Der Mann lag nach dem Absturz im Steilgelände unweit des Südgipfels auf mehr als 2.600 Metern Seehöhe und konnte bei sehr schwierigen Wetterbedingungen mittels Hubschrauber per Seilwinde gerettet werden.

Watzmann: Bergsteiger abgestürzt

Deutsche Bergwacht Berchtesgadener Land

Der Schwerverletzte wird von einem Berg- und Flugretter für den Abtransport klargemacht

Damit blieb den Einsatzkräften der Bergwacht Oberbayern aus Ramsau und Berchtesgaden ein aufwendiger, bodengebundener Abtransport erspart, den der Patient laut Experten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überlebt hätte.

Auf Schneefeld ausgerutscht

Der bergerfahrene 56-Jährige aus Baden-Württemberg war mit einem 55-Jährigen aus dem Saarland auf dem Watzmanngrat unterwegs, als er gegen 12.30 Uhr zwischen Mittel- und Südspitze im Bereich der automatischen Wetterstation in Richtung Wimbachgries abstürzte. Der vorausgehende Begleiter hatte seinen Freund noch kurz schimpfen gehört und sah ihn dann ein steiles Geröllfeld hinabgleiten. Der Mann dürfte auf einem Schneefeld ausgerutscht sein.

Watzmann mit Westwand und langem Gipfelgrat

Gerald Lehner

Watzmann-Westwand mit Gipfelgrat von Hocheck über Hauptgipfel bis zum Südgipfel, wo der Unfall geschah (rechts) - aufgenommen im Juni vom Gipfel des Hochkalter

Salzburger Alpinist half mit

Erst nach fast 100 Metern kam der Bergsteiger zu liegen und konnte zunächst noch um Hilfe rufen. Sein Begleiter alarmierte mit einem weiteren Bergsteiger aus Salzburg, der zufällig zur Unglücksstelle gekommen war, die Leitstelle Traunstein der Einsatzkräfte.

Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ konnte den abgestürzten Bergsteiger schnell lokalisieren. Die Maschine setzte daraufhin den Notarzt auf der Südspitze des Watzmann ab. Kurze Zeit später gelang es dem Piloten des Polizeihubschraubers aus München weitere zwei Bergwachtmänner aus Ramsau auf dem Grat abzusetzen. Das Trio erreichte kurz darauf den sehr schwer verletzten Baden-Württemberger. Sie versorgten den Mann und bereiteten ihn für den Abtransport mit dem Hubschrauber vor.

Äußerst aufwändiger Boden-Einsatz drohte

Ein Windeneinsatz per Hubschrauber wäre auch kein großes Problem gewesen, aber plötzlich zogen dichter Nebel und Gewitterwolken über dem Watzmann auf, sodass ein Hubschrauberflug zunächst nicht mehr möglich war: „Es lief dann eine große Aktion an, weil wir damit rechneten, den schwer Verletzten terrestrisch ins Tal bringen zu müssen“, erklärt Bergwacht-Bereitschaftsleiter Rudi Fendt. Das hätte bedeutet, dass man den Mann zunächst fast 100 Meter zum Grat hätte raufziehen müssen. Dann hätte man ihn zur Südspitze und schließlich über die Südseite ins Wimbachgries transportieren müssen. Fendt: „Das hätte der Verletzte wohl nicht überlebt“.

Ozean aus Kalkgestein ...

Watzmann Westwand aus 6.000 Metern

Gerald Lehner

In allen Richtungen wäre ein Abtransport auf dem Boden äußerst lang, schwierig und belastend für einen Schwerverletzten: Langer Grat mit Gipfelkette und Südgipfel (ganz rechts), darunter riesige Westwand des Watzmann aus einer Flughöhe von ca. 6.000 Metern. Vorne: Hochkalter und oberer Teil des Ofentals

Bereits Vorbereitungen für Großeinsatz

Zur Vorbereitung des Großeinsatzes brachte man in mehreren Hubschrauberflügen Material und Einsatzkräfte zum Watzmannhaus auf rund 1.900 Metern Höhe. Auch Bergretter der Bergwacht-Bereitschaft Berchtesgaden gehörten zu dem rund 25 Personen starken Einsatzteam, das sich auf den Weg in Richtung Watzmanngipfel machte.

Doch dann geschah doch noch das kleine Wunder, Als der mit einer 90-Meter-Seilwinde ausgestattete ADAC-Hubschrauber „Christoph 1“ aus München gerade im Anflug war, entdeckte der Pilot eine Wolkenlücke am Watzmanngrat. Er steuerte die Maschine direkt über den Verletzten und nahm den Mann samt Bergretter auf. „Das war wirklich großes Glück, ansonsten wäre es eine lange Nacht geworden“, sagt der bayerische Bergwachtler Fendt.

Lebensgefahr gebannt

Die Besatzung des Hubschraubers brachte den lebensgefährlich Verletzten dann direkt zum Dachlandeplatz des Salzburger Landeskrankenhauses. Er ist laut Ärzten mittlerweile außer Lebensgefahr. Bei mehreren Flügen sammelte man schließlich die auf dem Watzmann verstreuten Einsatzkräfte wieder ein.

Weiterer Unfall: Zwölfjährige von Pferd gestürzt

Während des aufwändigen Einsatzes musste die Bergwacht zu einem zwölfjährigen Mädchen ausrücken, das gegen 15.45 Uhr im Wimbachgries unter der Westwand des Watzmann von einem Pferd gestürzt war. Die Einheimische wurde mit einem „Pinzgauer“-Allradfahrzeug abgeholt und einer Rettungswagen-Besatzung des Roten Kreuzes übergeben, die die leicht Verletzte in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachte.

Links: