Homosexueller Pfarrgemeinderat voll akzeptiert

In Kaprun (Pinzgau) ist ein homosexueller Pfarrgemeinderat in der Gemeinde offenbar voll akzeptiert. Markus Casna (44) ist seit elf Jahren Pfarrgemeinderat in Kaprun im Salzburger Pinzgau, seit 19 Jahren lebt er mit seinem Partner zusammen.

„Meine Homosexualität ist bei uns kein Problem und auch kein Thema“, sagte der Leiter des Kirchenchors am Mittwoch im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA). Die Leute im Ort wüssten über seine Homosexualität Bescheid, und auch Pfarrprovisor Michael Blassnigg (51) stehe zu ihm. Dass der Pfarrer von Stützenhofen (NÖ) die Pfarre wegen eines neu gewählten, homosexuellen Pfarrgemeinderates verlässt, empfinden Casna wie auch Blassnigg als zwischenmenschliches Problem. „Vor Gott sind ja alle Menschen gleich“, betonte Casna.

„Sehe mich in Kaprun voll integriert“

Der Werbefachmann sieht sich in dem 3.000-Einwohner-Ort Kaprun voll integriert und akzeptiert. Er hat seine Beziehung zu seinem Freund vor zwei Jahren in einer eingetragenen Partnerschaft besiegeln lassen. Auch bei der Pfarrgemeinderatswahl 2012 war die gleichgeschlechtliche Beziehung kein Hindernis. „Wir haben uns ja schon vor Jahren geoutet. Jeder in der Gemeinde weiß es und es wird nie thematisiert. Ich bin heuer zum dritten Mal und an fünfter Stelle gewählt worden, von 16 Kandidaten. Und ich denke, die würden mich nicht wählen, wenn es nicht passen würde. Pfarrprovisor Blassnigg und auch Pfarramtsleiter Toni Fersterer unterstützen mich. Wir sind eine lebendige Gemeinschaft, bei uns gibt es 60 Ministranten.“

„Bevölkerung durch Tourismus aufgeschlossen“

Die Aufgeschlossenheit der Kapruner führt Casna auch auf den Tourismus zurück. Die ganze Welt komme zum Skifahren auf den Gletscher. Vielleicht spiele auch die Seilbahnkatastrophe vom 11. November 2000 mit 155 Toten eine Rolle - die Gemeinde habe sich mit tiefgreifenden Problemen auseinandergesetzt und sei dadurch für vieles offener geworden. „Ein Jahr nach dem Unglück waren Pfarrgemeinderatswahlen. Der damalige Dechant - er war 75 Jahre alt - hat zu mir gesagt, er würde mich gerne als Pfarrgemeinderat sehen. Er hat gewusst, dass ich in einer homosexuellen Beziehung lebe. Da habe ich mich überreden lassen“, erzählt der 44-Jährige.

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Gemeinde Kaprun

Markus Casna führt seine große Akzeptanz auch auf den Tourismus zurück, der die Bevölkerung besonders aufgeschlossen mache.

Pfarrprovisor lobt: „Großes Engagement“

Der Pfarrprovisor von Kaprun hebt das große Engagement hervor, das Casna an den Tag legt. „Er ist kreativ, bringt viel ein, layoutet auch das Pfarrblatt. Er ist ein voll engagierter Mensch, ich muss schauen, dass er sich nicht übernimmt“, sagt Blassnigg, Pfarrer von Niedernsill im Pinzgau und zuständig auch für Kaprun, Uttendorf und Piesendorf. Casnas Homosexualität stelle für ihn kein Problem dar und er wünsche sich auch in anderen Pfarren mehr Offenheit und vor allem mehr Menschlichkeit, ergänzt Blassnigg.

Bedauern über Vorgänge in Niederösterreich

Dass der Pfarrer von Stützenhofen, Gerhard Swierzek, gehen will, bezeichnete der Salzburger Seelsorger als harten Schritt sowohl für den Pfarrer auch als für den betroffenen Pfarrgemeinderat. „Wenn man mit Homosexualität nicht umgehen kann, ist es vielleicht das Gescheiteste. Aber so etwas hinterlässt natürlich immer Scherben - und zwar auf beiden Seiten.“

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