Lend: Warum waren Arbeiter eingeschlossen?

Nach dem Arbeitsunfall mit zwei Toten im Aluminiumwerk in Lend (Pinzgau) am Donnerstag laufen die Ermittlungen der Polizei zäh. Die Männer waren bei Reparaturarbeiten in einem Vorheizhofen eingeschlossen worden und verbrannten. Die Umstände sind völlig unklar.

Es gibt keine Zeugen für den Unfall. Die Polizei ermittle nun in alle Richtungen, sagt Sprecher Michael Rausch. „Die Ermittler des Landeskriminalamts haben Einvernahmen durchgeführt und eventuelle Spuren gesichert. Die Staatsanwaltschaft dürfte einen gerichtlich beeideten Sachverständigen beauftragen. Wir hoffen, dass dieser Vorfall aufgeklärt werden kann und Licht in die Sache gebracht wird“, so Rausch.

Warum war die Türe verschlossen?

Die Reparaturarbeiten des Ofens zum Vorheizen von Schmelzgut werden üblicherweise bei offener Tür vorgenommen. Die horizontale Schiebetüre war jedoch geschlossen, als die Toten von Kollegen entdeckt wurden.

SAG Lend Aluminiumwerk

ORF

Hier geschah der Unfall mit zwei Toten

Am Donnerstagabend arbeiteten Experten der Spurensicherung und ein Team von Kriminologen an der Rekonstruktion des Vorfalles. Rätselhaft ist für die Ermittler vor allem, wie die Türe geschlossen, wie den Opfern der Ausgang versperrt sein konnte und wie der Ofen in Betrieb gehen konnte, obwohl sich die Arbeiter noch darin befanden.

Fest steht inzwischen, dass der Schichtführer die beiden Männer - einen 56-jährigen langjährigen Mitarbeiter des Unternehmens aus dem Pongau und einen 49-jährigen Leiharbeiter aus dem Lungau - um etwa 8.00 Uhr mit der Reparatur in einem Vorwärmeofen im Werk III beauftragt hatte. In diesem Ofen, in dem laut Ferdinand Loidl, dem Leiter des Arbeitsinspektorates Salzburg, Aluminiumstücke vorgewärmt werden, war laut Polizeiangaben ein Blech heruntergefallen und sollte wieder montiert werden.

Zeitfenster von vier, fünf Stunden

Die Kammer hat eine Fläche von zwei mal zwei Metern und ist rund 2,6 Meter hoch, wobei sie in der Höhe in zwei Räume geteilt ist. Die Arbeiten waren im unteren Bereich durchzuführen. Was in den darauffolgenden vier, fünf Stunden geschah, war auch am Freitag noch weitgehend unklar. Spätestens zu Mittag bemerkten die Kollegen das Fehlen der beiden Arbeiter und begannen, nach ihnen zu suchen, so Polizeisprecherin Daniela Gstöttner. Gegen 12.30 Uhr wurden die völlig verkohlten Leichen der beiden in dem Ofen entdeckt.

700 bis 800 Grad heiße Luft

Obwohl die 28 Zentimeter dicke Schiebetür für die Reparatur offen und der Ofen abgeschaltet hätte sein müssen, hatte sich die Tür aus unbekanntem Grund von oben nach unten geschlossen, und der Ofen war in Betrieb gegangen. Aus dem angeschlossenen Schmelzofen drang dadurch 700 bis 800 Grad heiße Abwärme in die Kammer, in der sich die Männer befanden. „Durch die heiße Luft hat irgendwann die Kleidung zu brennen begonnen, und so sind die Arbeiter verbrannt“, sagte Gstöttner. Von der Funktionsweise könne man sich den Vorwärmeofen wie einen Backofen mit Heißluft vorstellen.

Türsteuerung auch Auslöser für Beheizung?

Die Schiebetüre kann sowohl durch einen Knopf am Schaltkasten neben dem Ofen als auch über eine Fernbedienung von einem Hubstapler aus betätigt werden. Ob mit dem Schließen des Tors bereits automatisch die Aufheizphase eingeleitet wird oder ob dafür eine weitere Steuerung nötig ist, konnte die Polizei nicht sagen. „Das muss der technische Sachverständige klären.“

Die Einvernahmen im Werk selbst waren am Donnerstag offenbar nicht sehr ergiebig. „Die Mitarbeiter sind unter Schock gestanden“, so Gstöttner. Kriminalisten werden daher am Freitag ihre Befragungen fortsetzen. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion der Toten angeordnet und einen Sachverständigen mit weiteren Ermittlungen beauftragt.

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