Reisen wird Spaß für Besserverdiener

Insgesamt machen immer mehr Österreicher immer weniger Ferien im Ausland, weil ihnen dazu das Geld fehlt. Das ist Ergebnis einer Studie des Salzburger Wissenschafters Reinhold Popp. Reisen wird zum Vergnügen für Leute, die besser verdienen.

Airbus A380 über Salzburg.

Gerald Lehner

Ganze 16 Prozent der Österreicher reisen überhaupt nicht mehr.

Während die Zahl der gut verdienenden Urlauber (mit Haushaltseinkommen von mehr als 3.600 Euro monatlich) im Jahresvergleich 2011 um zwei Prozent auf 63 Prozent zulegte, sank die Zahl der reisenden Personen mit einem Haushaltsverdienst von weniger als 1.500 Euro von 34 auf 23 Prozent.

Fernreisen sind ohnehin primär ein Minderheitenprogramm für Wohlhabende, geht aus einer Studie Der Fachhochschule Salzburg (1.000 Befragte repräsentativ in ganz Österreich) hervor. Insgesamt haben gerade einmal 46 Prozent der Österreicher im Vorjahr mehr als fünf Tage am Stück geurlaubt. Ein Rückgang von zwei Prozentpunkten gegenüber 2010.

Weite Kreise schränken Reisen ein

„Der Anteil von Arbeitern, Pensionisten oder formal niedriger Gebildeten bei Reisen liegt deutlich unterhalb des österreichischen Gesamtdurchschnitts. Eine überdurchschnittlich hohe Reisetätigkeit zeigten dagegen fast zwei Drittel der Wiener, höher Gebildete und Selbstständige“, sagt Reinhold Popp, wissenschaftlicher Leiter an der Fachhochschule Salzburg.

Das fehlende Urlaubsbudget ist laut Umfrage auch der Hauptgrund, warum mehr als ein Viertel der Österreicher nicht einmal ein paar Tage verreist. Immerhin 16 Prozent gehen grundsätzlich nicht auf Reisen. Lediglich zwei Prozent der Österreicher nutzen ihren Urlaub für Fortbildung.

Deutsche immer stärker gegen Österreich

Auffällig ist, dass Österreich für die Deutschen im Sommer immer uninteressanter wird. Vor allen Frauen finden Österreich zusehends unattraktiv - während sie bei Kroatien ins Schwärmen kommen. Und das weibliche Geschlecht ist es, das laut Popp in erster Linie bestimmt, wohin die Reise geht.

Bedenklich für heimische Touristiker ist auch, dass sich höher Gebildete und Junge immer weniger von der Alpenrepublik angezogen fühlen. Während die Österreicher trotz Milliardenhaftungen für Griechenland und ständiger Streiks den Griechen weiter die Treue halten, haben die Deutschen das marode Land in der letzten Saison nahezu boykottiert.

Immer stärkere Domäne der Städter

Im Vorjahr gingen 62 Prozent der Stadtbewohner mindestens fünf Tage auf Urlaub, während dies nur 39 Prozent der ländlichen Bevölkerung taten, geht aus einer Umfrage der Fachhochschule Salzburg hervor. Für einen Inlandsurlaub gaben die Österreicher im Vorjahr im Schnitt 698 Euro aus, für eine Reise in das „Billigland“ Türkei hingegen fast das Doppelte. Eine Fernreise ließen sie sich rund 2.500 Euro kosten.

Heuer will ein Viertel der Österreicher im Inland verreisen, knapp 14 Prozent zieht es nach Italien und neun Prozent nach Kroatien. Fernreisen haben elf Prozent im Visier. Von den Deutschen Urlaubern wollen heuer nur mehr 3,8 Prozent nach Österreich fahren, im Jahr 2010 waren es noch 4,4 Prozent. Zum Vergleich: Zwei Prozent der Deutschen wollen nach Griechenland, im Vorjahr waren das noch drei Prozent. Darüber darf sich das ebenfalls finanziell schwer angeschlagene Italien freuen, dass einen Zuwachs von 6,7 auf 8,3 Prozent erwarten darf.

Experte rät zu erschwinglichen Angeboten

Der deutsche Professor Ulrich Reinhadt von der FH Salzburg ermahnte am Donnerstag die heimischen Hoteliers, die Kaufkraft der Kundschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Die Jagd nach immer mehr Sternen und mehr Tennisplätzen mache das Angebot für immer mehr Menschen unerschwinglich, gab er zu bedenken.