Pinzgau: Neue Bahnhöfe, aber nicht mehr Züge

Pinzgauer Bürgermeister kritisieren die ÖBB: Obwohl heuer um 45 Mio. Euro drei Bahnhöfe im Bezirk erneuert wurden, seien die Zugverbindungen nicht verbessert worden. Die ÖBB verweisen auf das Land Salzburg, das mitzahlen solle.

Die Bahnhöfe Bruck-Fusch, Taxenbach-Rauris und Lend erstrahlen seit heuer im neuen Glanz: Neue Bahnsteige wurden gebaut, die Technik modernisiert und Lärmschutzwände errichtet. Insgesamt haben ÖBB, Gemeinden und Land Salzburg dafür 45 Millionen Euro investiert, sagt der Bürgermeister von Bruck an der Glocknerstraße, Herbert Reisinger (SPÖ).

Beste Voraussetzungen für mehr Züge

Die neu errichteten Bahnhöfe böten beste Voraussetzungen für einen dichteren Zugverkehr, doch den gebe es vorerst nicht, kritisiert Reisinger: „Gerade das wäre aber Vorbedingung für einen S-Bahn-Verkehr. Dass ein solcher finanziell durch das Land nicht abgedeckt werden kann, ist sehr schade.“

Der umgebaute, neue Bahnhof Bruck-Fusch

ÖBB

Der neue, modernisierte Bahnhof Bruck-Fusch im Pinzgau

An einen Ausbau des Zugverkehrs zwischen Bischofshofen und Saalfelden ist vorerst nicht zu denken. Im Gegenteil: Die Bürgermeister sind froh, dass sie sich erfolgreich gegen Kürzungen in dem am Wochenende in Kraft getretenen neuen Fahrplan gewehrt haben. Die neuen Bahnhöfe seien dabei ein wichtiger Bestandteil, sagt der Lender Bürgermeister Peter Eder (SPÖ).

„Ohne Modernisierung hätte kein Zug mehr gehalten“

„Ohne Modernisierung der Bahnhöfe wäre gar nichts mehr gegangen, das muss man ganz offen sagen. In den alten Bahnhöfen hätte überhaupt kein Zug mehr angehelten. Denn auf Grund der fortschreitenden Automatisierung auch bei den ÖBB, wo kaum mehr Personen im Einsatz sind, wäre es in den veralteten Bahnhöfen eben nicht mehr möglich gewesen, dass ein Zug anhält.“

Und doch: Wenn die ÖBB mehr Reisende überzeugen wollen, vom Auto auf die Schiene zu umzusteigen, müsse das Angebot besser werden, fordert der Brucker Ortschef Herbert Reisinger.

„Tourismuswirtschaft müsste mehr Druck machen“

„In den 1970-er Jahren waren die Züge noch randvoll. Da ist man zum Beispiel in Zell am See eingestiegen und in Wien ausgestiegen - das ist ein Angebot. Aber wenn auf dieser Strecke pro Tag nur ein einziges Zugpaar angeboten wird, wo man nicht umsteigen muss, dann kann, dann kann mir keiner erklären, dass das ein zeitgemäßes Angebot sein soll. Und da müsste auch die Fremdenverkehrswirtschaft endlich einmal einhaken. Zurzeit wird der Zugverkehr abseits der Strecke Salzburg-Wien von den ÖBB jedenfalls sträflich vernachlässigt.“

ÖBB: „Land muss entscheiden, was es will“

Die ÖBB weisen die Kritik von sich. Wenn es mehr Regionalzüge im Pinzgau geben soll, dann müsse das Land Salzburg dafür bezahlen. Die Bahn setze zusätzliche Regionalzüge nur dann ein, wenn das Land Salzburg sie bestelle und dafür bezahle.

„Beim Thema S-Bahn im Pinzgau gibt es verschiedene Varianten. Wir sehen durchaus Verbesserungsmöglichkeiten. Man kann bestimmte Taktlücken schließen, was aber natürlich entsprechende finanzielle Mittel erfordert“, betont ÖBB-Personenverkehr-Regionalleiter Erich Fercher, „Da sind wir auch im Gespräch mit dem Land, aber die Entscheidung darüber, was man sich leisten kann und will, liegt beim Land.“

Für einen erfolgreichen Nahverkehr auf der Schiene braucht es moderne Zuggarnituren, moderne Bahnhöfe und einen leicht merkbaren Zugtakt. Gerade bei Letzterem mangelt es derzeit aber im Pinzgau, räumt auch Fercher ein.

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