Bergfilmfestival: Mit Snowbikes zum Glockner
APA / Sven Jansel
Dieser Snowbike-Film läuft das erste Mal am Donnerstabend beim Salzburger Bergfilmfestival. Bei der Premiere ist Filmemacher Sven Jansel mit seiner Crew anwesend. Es folgen bis zum 9. Dezember dann noch mehrere Aufführungen bei diesem Festival.
Das Filmprojekt gelang im April 2010 - trotz schwieriger Wetterbedingungen - auf Anhieb: Zwei Salzburger und ein Steirer schwingen sich mit der Mischung aus Mountainbike und Skibob ohne Sturz das 40 Grad steile Glocknerleitl hinunter - zu diesem Zeitpunkt gelingt ihnen die höchste Abfahrt, die je mit einem Snowbike absolviert wurde.
In „Der Weg. Ein etwas anderer Bergfilm“ dokumentiert der Salzburger Filmemacher Sven Jansel (38) den Ablauf des Abenteuers 25 Minuten lang in authentischen, ruhigen Bildern.
Sven Jansel
Anstieg mit zerlegten Snowbikes von der Adlersruhe zum „Leitl“ unter dem Kleinglockner
Warum tut man sich diese Strapaze überhaupt an, ist es der Ehrgeiz, Rekorde zu brechen? „Unsere Motivation war, etwas zu machen, was noch keiner getan hat. Mit Snowboards und Ski ist man ja schon den Glockner heruntergefahren. Es war auch diese Herausforderung: Funktioniert es mit Snowbikes oder nicht? Und es funktionierte sehr gut“, erzählte der Salzburger Sportler und Unternehmer Harald Brenter (39) vor kurzem der Redakteurin Vera Reiter von der Austria Presse Agentur (APA).
Gerald Lehner
Großglockner mit „Leitl“, der Steilflanke direkt unterhalb des Hauptgipfels
Snowbikes aus Salzburgs Flachgau
Der Snowbike-Produzent Brenter aus Oberndorf (Flachgau) stürzte sich mit Florian Schwarzenbacher (33) aus Flachau (Pongau) und Wolfgang Jast (47) aus Leoben ins Abenteuer:
„Wir hätten einen spektakuläreren Berg im Ausland für die Erstbefahrung auswählen können, doch warum nicht den höchsten Berg Österreichs nehmen, der ja einzigartig ist und vor der Haustür im Nationalpark Hohe Tauern steht?“
Neuer Film nach „Jazz on a winters day“
Den Großglockner, den dürfe man ohnehin nicht unterschätzen, betont auch Filmregisseur und Kameramann Sven Jansel: „Mehr als 250 Menschen haben auf dem Berg ihr Leben gelassen.“
Gerald Lehner
„Jazz on a winters day“: Der New Yorker Tubaspieler Bob Stewart auf dem Stubnerkogel in Gastein
Es ist Jansels zweiter Bergfilm, der international bei Festivals gezeigt wird. 2007 produzierte er gemeinsam mit dem Salzburger ORF-Redakteur Gerald Lehner den Streifen „Jazz on a winters day“, über Amateurblasmusiker aus Gastein, die mit dem New Yorker Jazz-Star Bob Stewart ein Abendprogramm erarbeiten.
Dieser Film wurde bei Festivals in Österreich, Deutschland, Avignon, New York, Portland (Oregon), Seattle (State of Washington) und Anchorage (Alaska) gezeigt. Jansel hofft auch mit der neuen Produktion auf internationales Echo.
Mit Snowbikes bis zum Gipfelgrat
Das Training für den Film über Snowbikes auf dem Großglockner war hart. Ein Rucksack samt Lawinenausrüstung und dem zerlegbaren Snowbike wiegt 18 Kilogramm. Die drei Abenteurer absolvierten Tausende Höhenmeter in Neukirchen am Großvenediger (Pinzgau) und in Flachau (Pongau), um das Equipment auf steilen Abfahrten auszuprobieren.
Sven Jansel
Der Aufstieg zum Großglockner auf den mit Fellen bespannten Miniski, die beim Abfahren zum Lenken der Snowbikes auf den Schuhen festgeschnallt werden, verlief nahezu unproblematisch. Das Trio stieg die Gipfelgrate des Groß- und Kleinglockners noch zu Fuß ab, am Beginn des Glocknerleitls setzten sie sich auf die Snowbikes.
„Da zog schon der Nebel auf. Ohne unseren Bergführer Andreas Puswald hätten wir nicht zurückgefunden“, erzählte Jansel. „Die Sicht war extrem schlecht, sonst ist die Abfahrt überraschenderweise extrem gut gelaufen“, sagt Brenter. „Von Pulverschnee über Harsch und Eis war alles dabei.“
Sven Jansel
Auch schon vom Mont Blanc abgefahren
Der einzige Professionelle unter den drei Abenteurern war Wolfgang Jast. Am 5. Mai 2011 gelang ihm im Alleingang die Erstbefahrung des Mont Blancs (4.810 Meter) mit einem Snowbike. Mittlerweile wurde der Höhenrekord vom Großglockner mehrmals gebrochen.
Gerald Lehner
Glockner-Panorama mit Adlersruhe, Glocknerwand bis hinüber zur Schneewinkel-Scharte neben dem Johannisberg (ganz rechts)
Jansel wollte einen Bergfilm ohne spektakuläre Stunts produzieren: „Die Geschichte stand im Vordergrund. Es ging darum, Emotion und Spaß zu erleben und zu vermitteln. Wir wollten auch zeigen, dass ein Abenteuer nicht nur in Südamerika, Colorado oder Kanada stattfinden kann, sondern in unserer Heimat. Es handelt sich um eine echte Dokumentation, keine Szene wurde gestellt.“
Der Inhalt des Films thematisiere auch die Lebensphilosophie, wonach der Weg das Ziel sei, und am Ende jeden Weges beginne ein neuer. Die Dokumentation wurde diesen Herbst fertiggestellt. Sie soll beim Salzburger Bergfilmfestival 2011 präsentiert werden.
APA / Sven Jansel
Mischung aus Mountainbike und Skibob
Ein Snowbike ist ein Mischung aus Mountainbike und Skibob. Die Fahrgeometrie gleicht einem Skibob, die Federungstechnik einem Mountainbike. Es wiegt etwa fünfeinhalb Kilo, ist rund zwei Meter lang und 40 Zentimeter breit.
„Snowbiken ist noch eine kleine Nische in Österreich. Irgendwann wollen aber die ganzen Mountainbiker mal in den Schnee. Beim Snowbiken musst du ja nur Radfahren können“, sagt Brenter. Pioniergeist liegt bei dem sportlichen Salzburger in der Familie. Sein Großvater Engelbert Brenter erfand 1949 den Skibob und hielt die ursprünglichen Patente daran.