Spitalsärzte mit Landeskliniken extrem unzufrieden

In den Salzburger Landeskliniken kracht es: Die Ärzteschaft arbeite zwar gerne, könne sich mit dem Unternehmen aber absolut nicht identifizieren und empfinde keine Wertschätzung durch das Management. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage.

Gute Karrierechancen sieht gerade einmal nur jeder zweite Arzt, jede zweite Ärztin. Und der Betriebskultur wird ein katastrophales Zeugnis ausgestellt, wie diese Umfrage der Ärztekammer unter den 840 Medizinern der SALK (von denen sich 60 Prozent beteiligt haben) zeigt. Sie wurde Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Gefordert werden nun rasche Maßnahmen.

Arzt im OP-Saal heller

dpa/Friso Gentsch

Mehr als 90 Prozent der Ärzte identifizieren sich zwar sehr oder eher mit ihrem Beruf, mit dem Unternehmen SALK sind es aber nur acht Prozent, während sich mehr als zwei Drittel überhaupt nicht oder eher nicht damit identifizieren. Wertschätzung erfahren sie noch vom Abteilungsvorstand, nicht aber von der Ärztlichen Leitung und der Geschäftsführung. Auch an der Kommunikation hapert es offenbar, denn zwei Drittel der Doktoren fühlen sich über die Entscheidungsprozesse schlecht oder sehr schlecht informiert, und nur zwei Prozent glauben, dass die Meinung des ärztlichen Mittelbaus bei Entscheidungen berücksichtigt wird.

Viele Fragezeichen wegen Führungsjobs

Die Personalentscheidungen bei der Bestellung von Führungspositionen sind für mehr als drei Viertel der Ärzte selten oder nie nachvollziehbar. Und auch ums berufliche Fortkommen ist es laut dieser Umfrage schlecht bestellt, denn nicht einmal jeder Fünfte rechnet sich zumindest gute Chancen aus, während sich fast die Hälfte keine Hoffnungen mehr macht - laut Kammer-Vizepräsident Jörg Hutter „ein bedrohlicher Wert“. Besonders schlimm scheint dies bei den Fachärzten zu sein, von denen fast zwei Drittel kein berufliches Fortkommen im Haus mehr erwarten.

Nur fünf Prozent sehen positive Betriebskultur

Die Betriebskultur in den Landeskliniken wird lediglich von jedem 20. Arzt als positiv erlebt, während vier von fünf ihre Unzufriedenheit darüber äußerten. Und obwohl vor sechs Jahren in einer Vereinbarung zwischen Land, SALK-Management und der Ärzteschaft beschlossen wurden, einen Prozess zur Verbesserung der Betriebskultur zu starten, haben heute mehr als 80 Prozent der Mediziner das Gefühl, dass sich dieses seither weiter verschlechtert hat.

Spital, Operationssaal, Krankenhaus, OP Saal

APA/Frank May

Kammerpräsident verlangt rasche Reformen

Für Kammerpräsident Karl Forstner ist jetzt Feuer am Dach: Er fordert rasche Verbesserungen, unter anderem eine bessere Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungen, transparente Entscheidungen und Unterstützung durch den Eigentümer, das Land Salzburg. Dieses solle die Landeskliniken nicht nur als Kostenfaktor und Defizitbringer sehen, sondern die Leistungen der Mitarbeiter positiv darstellen. Außerdem fordert er, dass die Politik die Rolle der SALK als Universitätsspitäler nicht nur verbal betone, sondern auch entsprechende Ressourcen zur Verfügung stelle.

Außerdem verlangt die Standesvertretung, dass den Ärzten sowohl für die Arbeit im Spital als auch in der Forschung gleichwertige, transparente und verbindliche Karrierewege eröffnet werden. Die Kammer hat das Ergebnis der Befragung auch an die Politik, das Spital-Management, den Aufsichtsrat und den Betriebsrat übermittelt. „Wir können nur aufzeigen und die Hand ausstrecken“, hofft Forstner auf schnelle Verbesserungen.

Landeskliniken verweisen auf laufende Reformen

Das Management der Landeskliniken habe erst zeitgleich mit der Presse von den Ergebnissen dieser Umfrage erfahren, sagt SALK-Geschäftsführer Burkhard van der Vorst in einer ersten Reaktion: „Wir können deshalb verständlicherweise noch nicht im Detail dazu Stellung nehmen. Es wäre seitens der Ärztekammer durchaus auch ein gangbarer Weg gewesen, die Ergebnisse erst den betroffenen medizinischen Führungskräften, der medizinischen Universität und dem SALK-Vorstand und dann der Presse vorzustellen.“

Er werde Ärztekammer-Präsident Forstner einladen, die Ergebnisse und die Interpretation der Ärztekammer auch den ärztlichen Führungskräften, dem Vorstand und der Geschäftsführung direkt vorzustellen, so van der Vorst: „Wir sind überzeugt, dass wir mit dem laufenden Strategieprozess `Universitätsmedizin Salzburg 2016`, an dem 2010 rund 180 Ärztinnen und Ärzte mitgearbeitet haben, wesentliche Weichenstellungen für notwendige Verbesserungen bereits gesetzt haben.“