Maria Kirchental - der Pinzgauer Dom

Der Erde verbunden, dem Himmel so nah. Barockbaumeister Fischer von Erlach hat im Hochtal über St. Martin bei Lofer ein Gebäude für die Ewigkeit geschaffen - „einen Bergkristall unter den Wallfahrtsorten“, für alle suchenden Menschen.

Maria Kirchental

Walter Schweinöster

Das Knarren der schweren Eingangstür zur Wallfahrtskirche in Maria Kirchental lässt erahnen, wie lange Menschen schon hierher gepilgert sind. Dieser Hauch von Ewigkeit verstärkt sich im Inneren angesichts hunderter Votivbilder aus etwas mehr als drei Jahrhunderten.

Votivbilder in Maria Kirchental

Walter Schweinöster

Ein Bilderbuch der Dankbarkeit

Kirchental beherbergt heute Österreichs größte und kunsthistorisch bedeutendste Sammlung dieser kleinen klerikalen Kunstwerke. Maria Kirchental in St. Martin bei Lofer im Salzburger Pinzgau ist tatsächlich ein Ort mit einer langen und bewegten Geschichte. Ein Ort, dessen Kraft die Menschen schon früh gespürt und genutzt haben.

Der Ursprung der Wallfahrten in das Kirchental reicht weit zurück. Schon früh stand hier eine kleine Kapelle, gebaut von Bauern und Holzfällern, und als beim Kirchenumbau eine gotische Holzstatue der Heiligen Maria ihre Heimat verlor, brachte sie der Bauer Rupert Schmuck 1689 ins abgelegene Hochtal. Schon bald darauf kamen die ersten Wallfahrer.

Fürsterzbischof Johann Graf von Thun feierte dann 1691 eine Messe und fasste den Entschluss, eine Kirche dort oben errichten zu lassen. Mit der Planung betraute er niemand Geringeren als den kaiserlichen Hofarchitekten Fischer von Erlach. Und so entstand im Salzburger Mitterpinzgau in nur neun Jahren, von 1693 bis 1702, der »Pinzgauer Dom«.

Hunderttausende haben seither den Ort besucht, um zu bitten, zu danken oder einfach eine Auszeit zu nehmen. Der Weg von St. Martin herauf auf 880 Meter Seehöhe ist leicht und bietet eine gute Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und den Alltag hinter sich zu lassen.

Pferdewallfahrt in Maria Kirchental

ORF Salzburg

Pferdewallfahrt in Kirchental

Faszinierendes Hochtal

Oben erschließt sich einem schnell die Faszination dieses Ortes. Es ist ein Hochtal, umrahmt von den imposanten Loferer Steinbergen und dunkelgrünem Wald. Das Tal öffent sich wie eine große Muschel, ein Gasthaus und zwei kleinere Wohnhäuser empfangen die Besucher. Und in der Mitte leuchtet Fischer von Erlachs große Barockkirche. Hoch ragt sie auf, mit zwei Türmen.

Die Fassade in strahlendem Weiß. Wer einen Euro in den Opferstock wirft, bekommt ein herzliches Pinzgauer »Vergelt’s Gott« dafür. Und viele zünden dann auch noch eine Kerze an, für sich und ihre Lieben, und ob man nun daran glaubt oder nicht, eine schöne Geste ist es allemal.

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Maria Kirchental - der Pinzgauer Dom

Fischer von Erlach schuf im Hochtal über St. Martin bei Lofer „einen Bergkristall unter den Wallfahrtsorten“ für alle suchenden Menschen.

Wer Ruhe sucht, muss nur Geduld haben Im Sommer kann man hier in der Wärme sitzen, im Winter kann es unwirtlich und kalt sein, der Schnee liegt oft meterhoch. Kein Sonnenstrahl erreicht von November bis Februar das Kirchental. Die drei Schwestern der Missionarinnen Christi und die zwei Patres der Gemeinschaft der Herz-Jesu- Missionare, die hier das ganze Jahr über leben, freuen sich auf den 11. Februar.

Der erste Sonnenstrahl nach langem Winter

Denn just an diesem Tag schafft es der erste Sonnenstrahl wieder über den Bergrücken und trifft dann – man glaubt es kaum – genau auf das Fresko der Kirchentaler Muttergottes oberhalb der Tür des Mesnerhauses. Auch das ist eine der vielen wundersamen Geschichten rund um Kirchental.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 18.9.2018

Untertags ist man so gut wie nie allein hier heroben, am Abend aber senkt sich die Ruhe über das Hochtal und wer will, kann hier auch übernachten – im Haus der Besinnung. Handyempfang ist eingeschränkt, WLAN gibt es ebenso wenig wie Internet – eine gute Gelegenheit, sich auf sich selbst zu besinnen.

Maria Kirchental

Wolfgang Bauer

Man muss weder Katholik, ja nicht einmal Christ sein, um die Magie des Kirchentals zu spüren. Vielleicht sind es die vielen, vielen Tausend, die schon hier waren, und einen Teil von sich und ihren Lebensgeschichten zurückgelassen haben, die das Kirchental zu dem machen, was es ist.

Das Geheimnis des zweiten Blicks

Wer in die Stimmung in Maria Kirchental eintaucht, der findet sich wieder in einer Welt voller Hoffnung und Dankbarkeit. Es sind große Gefühle, die im Hochtal über St. Martin bei Lofer schwingen und die Fischer von Erlach zu seinem mächtigen Bau inspiriert haben.

Noch viel mächtiger als der Bau selbst ist aber die Botschaft des Platzes: »Es gibt immer Hoffnung und es gibt fast immer einen Weg. Auch wenn wir den manchmal erst auf den zweiten Blick als solchen erkennen.«

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