E wie Entspannungstherapie

Bei stressbedingten Problemen und Krankheiten können Entspannungstherapien wie Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung effektiv helfen. Diese Methoden sind relativ leicht und schnell zu erlernen.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 10.4.2015

Stress ist grundsätzlich nichts Negatives. Im Gegenteil! Unser Leben wäre um vieles ärmer, wenn es nicht verschiedene Stressoren geben würde – also Reize und Ereignisse die als Reaktion eine flexible Anpassung unseres Organismus verlangen. Diese Reize können unterschiedlich wahrgenommen werden, etwa als Bedrohung oder als sinnvolle Herausforderung. So kann ein Schüler der nächsten Schularbeit mit großer Angst entgegen sehen, ein anderer Schüler freut sich darauf, weil er in der Schularbeit eine Gelegenheit sieht, seine Gesamtnote verbessern zu können. Ob man nun Stress positiv oder negativ bewertet, ist zum Teil eine Frage der Persönlichkeit, der individuellen Lerngeschichte oder der Größe der Herausforderung.

Mann sitzt am Computer und hat Stress

dpa-tmn/Jens Schierenbeck

Körper in Alarmbereitschaft

Stress wird vor allem dann bedrohlich empfunden, wenn eine Belastung von Dauer ist, wenn die Anspannung nicht nachlässt, wenn keine Zeit ist, sich erholen zu können. Denn auf Phasen der Anspannung müssen Phasen der Entspannung folgen, sonst drohen auf Dauer gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Bei Stress wird nämlich der Organismus in Alarmbereitschaft versetzt, Stresshormone werden ausgeschüttet, die Muskulatur wird angespannt, der Blutdruck und der Herzschlag gehen in die Höhe, die Blutgefäße verengen sich usw. Diese Strategie unseres Organismus war in der Entwicklung der Menschheit durchaus sinnvoll. War der Körper in Alarmbereitschaft, konnte man angemessen auf Bedrohungen mit Kampf oder Flucht reagieren.

Doch die Evolution hat für unseren Organismus auch den Effekt der Entspannung vorgesehen: Ist eine Herausforderung gemeistert, der Stress sozusagen vorüber, dann sollte sich der Organismus wieder erholen können, Blutdruck und Puls normalisieren sich, die muskuläre Anspannung lässt nach. Ruhe und Erholung treten ein.

Markus Schiefecker, Klinischer und Gesundheitspsychologe am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun

ORF

Markus Schiefecker, Klinischer und Gesundheitspsychologe an der Privatklinik Bad Vigaun

Leben im Dauerstress

Weil aber Anspannung und Stress in unserem Leben im wahrsten Sinne des Wortes zum „Dauerbrenner“ und die Erholungsphasen selten geworden sind, tun wir gut daran, die Entspannung und Erholung bewusst herbei zu führen. Dabei können neben persönlichen Strategien sowie Sport und Bewegung auch verschiedene Entspannungstechniken, die therapeutisch zum Einsatz kommen, wertvolle Hilfe leisten. Nicht nur zum Zwecke der Stressbewältigung. „Entspannungsübungen verbessern die Körperwahrnehmung, aber auch die Regenerations- und Leistungsfähigkeit. Auch die Schmerzbewältigung kann man mit verschiedenen Übungen positiv beeinflussen“, so Markus Schiefecker, Klinischer und Gesundheitspsychologe am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun. Er hält vor allem die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen sowie das Autogene Training für geeignete Techniken, deren Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt ist und die man in relativ kurzer Zeit erlernen kann.

Zwei Methoden im Vergleich

Der amerikanische Arzt und Psychologe Edmund Jacobsen entwarf im vorigen Jahrhundert eine Methode, mit deren Hilfe man ganz gezielt, bewusst und willentlich bestimmte Muskelgruppen anspannen und dann wieder entspannen kann. Dadurch kann man einen Zustand tiefer körperlicher Entspannung erreichen. Diese Methode eignet sich besonders gut bei Rücken- und Kopfschmerzen.

Frau am Boden auf der Matte.

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Anders das Autogene Training, das der Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose entwickelt hat. Dabei übt man anhand vorgegebener Formeln im Körper Wärme, Schwere oder Ruhe wahrzunehmen. Bei Schlafstörungen und chronischen Schmerzen hat sich diese Entspannungstherapie überaus bewährt.

Gemeinsam ist beiden Methoden, dass sie der Selbstkontrolle dienen, eine gezielte Beruhigung unseres vegetativen Nervensystems ermöglichen und so eine neuromuskuläre, kardiovaskuläre und respiratorische Wirkung zeigen.

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Der Vorteil dieser Methoden besteht nach Ansicht des Psychologen Markus Schiefecker nicht nur in der leichten Erlernbarkeit. „Diese Methoden kann man ganz einfach in den Alltag integrieren. Man kann sich dann sozusagen auch während einer Busfahrt oder in einer Warteschlange entspannen, wenn man die Technik beherrscht“. Stress ade!

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