Wo ich daheim bin - in Thomatal

ORF Reporterin Conny Deutsch machte sich auf den Weg in den Lungau, sie besuchte die Gemeinde Thomatal und traf Martin, Martina und Maria Gautsch und den Käsemeister Erwin Bauer - Menschen mit interessanten Geschichten.

Sendungshinweis

„Ihr Vormittag“, 20.3.2019

Jeden Mittwoch ist Radio Salzburg unterwegs zu einer der 119 Salzburger Gemeinden. Von Adnet bis Zederhaus besuchen wir unsere Gemeinden, viele schöne Plätze, versteckte Schätze und vor allem die Menschen, die Salzburg prägen.

Das Denkmal für Valentin Pfeifenberger in Thomatal im Lungau

Conny Deutsch

Valentin Pfeifenberger mit Esel

Am 20. März war ORF Reporterin und „Salzburg heute“ Moderatorin Conny Deutsch in der Gemeinde Thomatal im Lungau zu Gast. Thomatal ist mit aktuell 333 Einwohnern die zweitkleinste Gemeinde im Land Salzburg.

Der bekannteste Thomataler ist Valentin Pfeifenberger, der frühere Pfarrer, auch „Bischof vom Lungau“ genant, bekannt geworden durch seine Ritte auf einem Esel am Palmsonntag.

Martin Gautsch

Ihr erster Weg in Thomatal führte Conny Deutsch zum Künstler Martin Gautsch. In eine traditionelle Bauernfamilie hineingeboren, war Martin Gautsch selber Landwirt und Land- und Forstwirtschaftsmeister, bevor er zum Künstler avancierte.

Martin Gautsch und Conny Deutsch

ORF/Conny Deutsch

Martin Gautsch und Conny Deutsch

Obwohl mit Leib und Seele Bauer, hatte der Thomataler in der Freizeit große Freude mit Schnitzereien. Anfangs zögerlich, dann explosionsartig entstanden seine Kunstwerke und schließlich stand Martin Gautch vor der Entscheidung: Bauer oder Künstler. Die Entscheidung wurde aus dem Gefühl heraus getroffen - den künstlerischen Weg wollte er weitergehen. Und merkt auch heute noch, dass die Entscheidung die richtige war.

Die künstlerischen Werke haben alle eine eigene Philosophie. Martin Gautsch setzt sich intensiv mit einem Thema auseinander. Es gibt Skizzen, es gibt geschriebene Philosophie, bevor er seine Skulpturen fertigt. Seine Erfahrungen als Bauer fließen stark ein.

Die Frau auf der Schaukel - Kunstwerk von Martin Gautsch

ORF/Conny Deutsch

Die Frau auf der Schaukel

Die aus Zirbenholz gefertigte Frau auf der Schaukel spiegelt den „Buckelsack, den jeder Mensch mit sich trägt“, seine Fähigkeiten und seine Lasten, Sehnsüchte, Energien und Herausforderungen wider.

Tradition und Herkunft sind sehr wichtig für Martin Gautsch. Der Bauernhof, auf dem er mit sieben Geschwistern, liebevoll von Mutter und Vater erzogen, aufgewachsen ist, sind seine Wurzeln, sein Fundament.

Erwin Bauer

Im Nachbarhaus besuchte Conny Deutsch die Schaukäserei von Erwin Bauer. Ostern steht vor der Tür, traditionelle Osterbutter wird im Lungau gerne serviert. Damit er rechtzeitig genug Butter hat, produziert Erwin Bauer ausreichend.

Conny Deutsch und Erwin Bauer

ORF/Conny Deutsch

Conny Deutsch und Erwin Bauer

Der gelernte Tischler ist auch Bauer und führt den Familienhof. Das Rote Kreuz war ebenfalls eine Station in seinem Leben wie fünf Jahre Arbeit in einer Skihütte. Bevor Erwin Bauer das Käse machen als Leidenschaft entdeckt hat, machte er sich mit gepackten Koffern auf den Weg hinaus in die Welt. Auf einer Alm in der Schweiz lernte er schließich das Kasn. Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft, die er nun auch zuhause am Hof umsetzt.

Käse aus Thomatal

ORF/Conny Deutsch

Käse von Erwin Bauer

Die stürmische Sigi und die gemütliche Sieglinde

Die Sigi und die Sieglinde sind nur zwei der Namen, die der Käsemeister seinen Käsesorten gibt. Ein Wiedererkennungswert sollte es sein und so bekommt jeder Käse den Namen der Kuh, von deren Milch er den Käse produziert.

In der „Käseschauerei“ startet Erwin Bauer um 4.00 Uhr in der Früh. Durch ein Schaufenster kann man ihm am vor allem am Freitag und am Samstag Vormittag über die Schultern schauen.

Hygiene, bestes Futter, die gute Milch und eine gute Einstellung sind die Hauptbestandteile im Käse von Erwin Bauer. Davon überzeugte sich Conny Deutsch und konnte nur die besten Noten für die stürmische Sigi und die gemütliche Sieglinde vergeben.

Maria Gautsch

Die Thomataler Mesnerin war ein weiterer Gast, den Conny Deutsch besuchte und vor das Mikrofon bat. In der Pfarrkirche zum Heiligen Georg läutet sie noch immer die Mittagsglocken mit der Hand, seit nunmehr 45 Jahren. Der Grund: Es gibt noch immer keinen Strom in der Kirche. Dafür gibt es jede Menge Kerzen und wenn die aus sind, werden sie von Maria Gautsch wieder aufgefüllt.

Maria Gautsch und Conny Deutsch

ORF/Conny Deutsch

Maria Gautsch und Conny Deutsch

Aber das ist nicht das Einzige, was die rüstige Mesnerin zu tun hatte. Jeden Tag zog sie die Uhr auf, jeden Tag drei Gewichte hinaufziehen. Wenn man zu spät kommt, dann stehen die Gewichte am Boden an - und die Uhr bleibt stehen. Lang hat sie die Tätigkeit ausgeführt, jetzt macht es der Sohn, denn die Treppe ist steil hinauf zur Kirchenuhr.

Mutter, Sohn und Schwiegertochter kümmern sich auch um den Blumenschmuck, bezahlt wird aus der eigenen Tasche. Der Herrgott wird es wohl danken, davon ist Maria Gautsch überzeugt. Und das Zusammenhelfen gehört einfach zum Schönsten im Leben.

Eine lustige Geschichte gab die Thomatalerin noch zum Besten: den Blasebalg der Orgel hat sie früher auch immer getreten. Schwerstarbeit, nachdem der Blasebalg immer mehr Löcher hatte. Ein Blick zurück in die Vergangenheit, ein Blick voller Stolz durch die Kirche, wo Maria Gautsch viel Zeit ihres Lebens voller Freude und Hingabe verbracht hat und wohl auch noch verbringen wird.

Martina Gautsch und Conny Deutsch

ORF/Conny Deutsch

Conny Deutsch und Martina Gautsch

Martina Gautsch

20 Jahre Bücherei Thomatal wurde gefeiert. Entstanden ist die Bücherei nach dem Brief einer kleinen Thomatalerin an den damaligen Bürgermeister mit dem Wunsch nach einer Bücherei im Ort. Gemeinsam mit dem Bildungswerk wurde der Plan umgesetzt.

Mittlerweile gibt es über 4.500 Bücher und Spiele. Es ist nicht nur eine Bücherei, sondern auch ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Vorträge und Kinovorführungen gibt es, ebenso immer einen Kaffee.

Martina Gautsch ist Sonderschullehrerin in Mariapfarr, eine „Zugeroaste“. Obwohl Thomatal ein kleiner Ort ist, gibt es viele sehr engagierte Menschen, die das Leben im zweitkleinsten Ort Salzburgs so schön machen.

Conny Deutsch und Birgit Neuwirth-Hemmers, salzburg.ORF.at

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