Kletterstar Arnold erinnert sich an Precht

Zum Tod des Salzburger Spitzenkletterers Albert Precht hat sein früherer Seilgefährte Bernd Arnold aus dem Elbsandsteingebirge bei Dresden einen Nachruf verfasst. Der Sachse war bis in die 1980er-Jahre einer der weltbesten Kletterer und gilt noch immer als „Legende“.

Bernd Arnold Kletterpapst Kletterer Elbsandstein Dresden Hohnstein

Gerald Lehner

Der Autor bei einer Gipfelrast in der „Sächsischen Schweiz“, seinen Heimatbergen

Von Bernd Arnold

„Besessenheit ist der Motor,
Verbissenheit die Bremse ...“

Rudolf Narejew

Albert Precht war ein Besessener, ein „Berg-Besessener". Dabei war er nicht nur auf sich bezogen, denn an seinem Tun hat er viele Menschen, Freunde und auch andere teilhaben lassen. Somit konnte auch ich einen Teil seines Weges mit beschreiten.

Er war vom Geist des klassischen Bergsteigens geprägt. So wurde auch das Sportklettern für ihn zur Gratwanderung, beeinflusst auch durch seinen strengen christlichen und freikirchlichen Glauben. Er war ein ewig Suchender, woraus sich letztlich seine große Hinterlassenschaft ergibt. Damit sind nicht nur seine unzähligen Erstbegehungen, seine Leistungen als Kletterer gemeint. Er machte es sich in seinem Denken und Fühlen nicht einfach, war auch zweifelnd. Durch das Reflektieren und Hinterfragen eines Besseren belehrt, konnte er auch seine bisweilen festgefügten Meinungen ändern. Eckig und kantig und sehr liebenswürdig war er, sein Charisma machte ihn menschlich.

Im Oktober 1990, zum „Tag der Deutschen Einheit“, lernten wir uns kennen. Damals konnte ich Albert meine Felsenheimat - das Elbsandsteingebirge - nahe bringen. Aus unserer Seilverbindung entwickelte sich auch eine Freundschaft, die sich im Austausch unserer nicht immer gleichgeschalteten Meinungen und letztlich im Tennengebirge, einer seiner liebsten „Spielwiesen“, in einer gemeinsamen Erstbegehung ausdrückte.

Wenn es für uns Kletterer einen Himmel gibt, so wird Albert dort zukünftig anzutreffen sein.

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Gerald Lehner

Buchdrucker Arnold ist auch Schriftsteller, Kulturarbeiter und Fotograf, hier in seinem Arbeitszimmer

Biografisches

Bernd Arnold wurde 1947 in Hohnstein im Elbsandsteingebirge bei Dresden (Sachsen) geboren. Bis zum Untergang des SED-Regimes arbeitete er als selbständiger Buchdruckermeister. Daneben Bergsteiger und Sportkletterer, der den Extremsport auch als oppositionellen Lebensentwurf betrieb, um der lähmenden Spießigkeit des Stalinismus etwas Kreatives und Individuelles entgegenzusetzen. Briefliche Kontakte zu Kletterern in Nordamerika und Westeuropa, was SED-Bürokraten und die Stasi gar nicht gut fanden. In Sachsen war Arnold bis in die 1980er-Jahre maßgebender Leistungs- und Entwicklungsträger höchster Schwierigkeitsgrade. Vor 1989 durfte er nur in Ländern des so genannten Ostblocks unterwegs sein. Viele Erstbegehungen in Tschechien, Polen, Rumänien, Bulgarien, Sowjetunion und Nord-Korea. Seit Beginn der politischen Freiheit widmet sich Arnold neuen Kletterzielen (Nameless Tower/Karakorum/Pakistan, Kaga Pamari/Mali, Roraima/Venezuela, Zaranura/Madagaskar) und den Bergen Patagoniens im äußersten Süden Lateinamerikas. Sein zuverlässiger Gefährte war bei vielen Touren und Erstbegehungen der fränkische Hochleistungskletterer Kurt Albert, der 2010 tödlich verunglückte.

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Gerald Lehner

Abseilen im Elbsandstein: Wenn es die Temperaturen zulassen, klettert der Sachse auch schwierigste Routen immer barfuß

Veranstaltungstipp

Bernd Arnold veranstaltet im Elbsandsteingebirge bei Dresden alljährlich ein kleines Kulturfestival, den „Hohnsteiner Bergsommer“, bei dem zeitgemäße Autoren, Literatur und Satire vorgestellt werden. Die meisten Werke befassen sich mit Bergsport und Klettern, die laut Arnold nur ja nicht immer zu ernst genommen werden sollten.

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