Gemeinden gemeinsam gegen Massentourismus

Im Kampf gegen den Massentourismus vernetzen sich Welterbe-Regionen und Ziele touristischer Massen. Darunter Salzburg, Hallstatt (Oberösterreich) und Dürnstein in der Wachau (Niederösterreich).

Die einen kämpfen mit einer Flut an Reisebussen, die anderen mit hunderten Kreuzfahrtschiffen jährlich. All diese Orte und Städte verbinden zwei Dinge: Sie sind Welterbe-Regionen und sie sind Ziele touristischer Massen. Salzburg, Hallstatt und Dürnstein in der Wachau haben eines gemeinsam: Die Besuchermassen drängen sich durch die kleinen Orte und Altstädte, das Welterbe wird zum Tourismus-Magnet der Extraklasse. Jetzt wollen sich die drei betroffenen Gemeinden vernetzen.

Weil offizielle Stellen im Kampf gegen den Massentourismus zu wenig Aktivitäten setzen, müssten die Bürger aktiv werden und organisierten ein Vernetzungstreffen für die drei Gemeinden in Hallstatt und diskutieren über die Probleme des Massentourismus und über Lösungsansätz, wie noch eine Trendwende erzielt werden kann. „Touristenströme müssen auseinander gezerrt werden und durch Gebühren könnte man die Zahl der Tagestouristen beschränken“, sagte der Präsident des Stadtvereins Salzburg, Wolfhart Fally.

Touristen im Sommer in der Getreidegasse in der Salzburger Altstadt

ORF

Nicht nur Salzburg ist ein Ziel touristischer Massen - jetzt vernetzen sich drei Gemeinden im Kampf gegen den Massentourismus

Trendwende: Einheimische lehnen Touristen ab

In Dürnstein in der Wachau (Niederösterreich) sind es die Kreuzfahrtschiffe auf der Donau, die tausende Urlauber täglich in den kleinen Ort bringen. In Salzburg und in Hallstatt sind es Reisebusse. Man sieht das Welterbe bedroht, auch durch eine Entfremdung zwischen Reisenden und Bereisten. „Durch den Massentourismus besteht die Gefahr, dass die Einheimischen eine ablehnende Reaktion zeigen. Das Massentourismus-Programm ist eher ein trennendes Programm und kein vereinendes Programm“, kritisierte Christian Hirtzberger vom Arbeitskreis zum Schutz der Wachau.

Martina Berthold: „Grenze in Salzburg überschritten“

Auch interessierte Politiker nahmen am Vernetzungstreffen in Hallstatt teil. Darunter auch Salzburgs Baustadträtin Martina Berthold (Bürgerliste). „Die Einschätzung, dass bereits eine Grenze im Tourismus überschritten wurde, ist in Salzburg schon angekommen. Für mich stellt sich immer die Frage, ob es noch akzeptabel für die Menschen in einer Stadt ist, wir müssen die Balance halten, zwischen der Akzeptanz der Gäste, die zu uns kommen und der Wertschätzung, die wir ihnen entgegenbringen können.“

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Gemeinden gemeinsam gegen Massentourismus
Im Kampf gegen den Massentourismus tauschten sich Salzburg, Hallstatt (Oberösterreich) und Dürnstein in der Wachau (Niederösterreich) aus.

UNESCO: Tourismus in Hallstatt wächst ohne Plan

Die UNESCO sucht international nach Lösungsansätzen für den Umgang mit dem Massentourismus. Sie fordert Maßnahmen wie Besucherkontingentierungen, Reduktionen bei den Besucherzahlen, Beschränkungen. „1997 ist Hallstatt zum Beispiel auf die Welterbe-Liste gekommen, wir haben jetzt 22 Jahre Welterbe und es fehlt in dem Ort eine Steuerung der Touristen. Es fehlt eine qualitative Entwicklung, es fehlt überhaupt ein Plan, was die Werte des Ortes sind und wie diese erhalten werden sollen“, sagt die Generalsekretärin der UNESCO-Kommission, Gabriele Eschig.

UNESCO: Einheimische fliehen oder protestieren

Die UNESCO zeigt sich überzeugt, dass das System langfristig gesehen kollabieren wird. „Es gibt verschiedene Szenarien: Ein Szenario ist das Fluchtszenario, die Leute fliehen, weil sie die Touristenmassen nicht mehr aushalten. Ein anderes Szenario ist das Protestszenario, wo bei den Einheimischen eine extreme Aggression herrscht, wie beispielsweise schon jetzt in Barcelona“, sagte Friedrich Idam, Welterbe-Beauftragter der Altstadt Salzburg.

Reisebusbegrenzung ist der UNESCO zu wenig

Einzelne Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren bereits gesetzt wurden, wie zum Beispiel eine Buskontingentierung, sind für die UNESCO jedenfalls zu wenig. Geschieht nicht mehr, dann drohe das Welterbe zum Todeskuss für die ausgezeichneten Regionen zu werden.