Zu viele Wölfe? Endet strenger Schutz?

Der Wolf müsse künftig so bejagt werden wie alle Wildtiere, sagte ein renommierter Wildbiologe bei einem Fachkongress in Salzburg. Durch die Jagd würden Wölfe mehr Abstand zu Nutz- und Almtieren halten - auch in ihrem eigenen Interesse.

Der Experte trifft damit den Nerv der Landwirte, die wegen der Wölfe um ihre Nutz- und Almtiere fürchten.

Bewusstseinswandel auch bei Naturschützern?

Beim Wildökologischen Forum in der Stadt Salzburg wurde der hohe Schutzstatus des Wolfes in Europa diskutiert und auch in Frage gestellt. Etwa 17.000 Tiere gibt es derzeit in Europa. Laut der Naturschutzorganisation UICN ist der Wolf damit nicht mehr gefährdet. Der hohe Schutzstatus sei auch nicht mehr gerechtfertigt.

Wölfe

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Bauern fordern Änderungen nach 30 Jahren

Das sieht auch Nikolaus Lienbacher so, Direktor der Landwirtschaftskammer: „Wir müssen den Weg beschreiten, den Rechtsstatus des Wolfes in Europa zu verändern. Wir werden Lobby-Arbeit beim Europäischen Rat in Brüssel betreiben und beim neuen Parlament. Dass man Dinge überdenkt, die man vor 30 Jahren vereinbart hat. Wir sagen, das ist nicht in Stein gemeißelt.“

Wildbiologe sieht Vorteile in Bejagung

Wenn dieser hohe Schutzstatus fällt, kann und muss der Wolf bejagt werden. Und damit würde seine natürliche Scheu vor Menschen und letztendlich auch vor Nutztieren wieder gefestigt, ist der Wildbiologe Klaus Hackländer von der Uni für Bodenkultur in Wien überzeugt: „Überall dort in Europa, wo wir die Wölfe nie verloren hatten – zum Beispiel in Spanien oder in den Karpaten, haben die Menschen nicht verlernt, mit dem Wolf umzugehen. Aber auch der Mensch hat nicht verlernt, dass der Wolf gefährlich ist. Weil er dort legal und zum Teil auch illegal bejagt worden ist. Der Wolf hält von sich aus Distanz. Und die ist wichtig, dass die Koexistenz funktioniert.“

Experte sieht Maximum bei 500 Wölfen bundesweit

Durch einwandernde Wölfe aus Nachbarländern und durch Nachwuchs der drei Rudel, die bereits in Niederösterreich leben, sei in absehbarer Zeit mit einer beträchtlichen Zuwachsrate auch bei uns zu rechnen, so Hackländer: „Von der Nahrung her hätten sicher tausend Wölfe Platz. Es gibt aber viele Bereiche in Österreich, wo ich den Wolf nicht dulden kann – zum Beispiel in Siedlungen und in Gebieten, wo ich keinen Herdenschutz durchführen kann. Ich gehe deshalb auf die Hälfte, das heißt, in den nächsten 15 Jahren werden wir bis zu 500 Wölfe in Österreich haben.“

Der Wolf sei längst Realität im Bundesgebiet und damit auch in Salzburg, so der Fachmann. Auch wenn man ihn hier nicht haben wolle, werde man die Zuwanderung nicht verhindern können, sagen die Experten.

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Endet der strenge Schutz bald?

Bei dem Forum in Salzburg wurden verschiedensten Aspekte der Einwanderung von Wölfen diskutiert.