Bürgerrechtler Richard Hörl tot

Der Salzburger Bürgerrechtler Richard Hörl ist am Ostermontag gestorben, wie erst jetzt bekannt wurde. Er war Mitbegründer und Gemeinderat der Bürgerliste in der Stadt Salzburg und setzte sich für den Schutz des Grünlandes ein.

Beruflich hatte Hörl als Bäcker- und Konditormeister an der Alpenstraße einen Gewerbebetrieb und ein Kaffeehaus. Schon vor 40 Jahren kämpfte er als Bürgerrechtler - mit Johannes Voggenhuber, dem schon lange verstorbenen Schauspieler Herbert Fux und anderen - um die Erhaltung der Stadtlandschaft in Freisaal im Süden des Festungsberges. Daneben bekämpfte er politisch die Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf (Oberpfalz im nordöstlichen Bayern) und förderte den Ausbau des Radwegenetzes in Salzburg. Viele Jahre war er rein ehrenamtlich aktiv und ohne jede Finanzierung von Öffentlichkeitsarbeit aus Steuermitteln etc.

Voggenhuber, Fux, Hörl ...

Hörl setzte sich intensiv für die Verankerung der Grünland-Deklaration in der Stadtpolitik ein. Darin folgten ihm auch einige Vertreter anderer Parteien. Auch politische Gegner schätzten seine klare Sprache, Authentizität und Herkunft aus der arbeitenden Bevölkerung, die sich außerhalb der vom Staat finanzierten Bereiche ihr Geld verdienen muss. Besonders wichtig war ihm ein Modell der „Direkten Demokratie“, das Bürgern neben den Machtstrukturen mit seinen Klubzwängen mehr Mitsprache in der Stadt sichern sollte. Diese Pläne scheiterten 2012 nach jahrelangen Verhandlungen am Widerstand von Parteien und Politikern.

Bürgerrechtler Richard Hörl verstorben

Hannes Augustin

Hörl auf dem Müllnersteg vor Evangelischer Kirche und Altstadt

Noch Buch geschrieben

Er publizierte 2014 noch ein in großen Teilen autobiografisches Buch über den Widerstand von Salzburgern gegen Stadtregierungen von SPÖ und vergleichsweise kurze Zeit auch unter Führung der ÖVP. Hörls Dokumentation und letzte Streitschrift ist in der „Edition Tandem“ des Verlegers, Lehrers, Reformpädagogen und früheren evangelischen Pfarrers Volker Toth erschienen. Titel: „Die Salzburger Bürgerrevolte 1972 – 1982“

Zitat aus seinem Rückblick:

„Über 25 Jahre hatte ich alles verdrängt, was mit `damals` zusammenhing, meiner aktiven Zeit im Gemeinderat in den Jahren 1977 bis 1980. Zu schlimm waren die dort gemachten Erfahrungen. Ich wollte mich – auch nicht gedanklich – wieder in die politischen Abgründe begeben. Dennoch, um mich in diese Zeit zurück zu versetzen, begab in mich in diverse Archive und ackerte Protokolle und die Medienberichte vieler Jahre durch. Manches las ich zum ersten Mal, denn damals ignorierte ich ganz bewusst Berichte (vor allem die in den Parteizeitungen). Zu deutlich war die Absicht zu erkennen, mich persönlich zu treffen. Womit ich nicht gerechnet hatte: Erinnerungen kamen zurück. Ich sah sie wieder, die Gesichter der politischen Widersacher, hörte sogar ihre Stimmen ...“ (Weitere Leseprobe)

Richard Hörl starb am vergangenen Ostermontag im 81. Lebensjahr in Salzburg.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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