Zwei Tote beim Baden unter Wasserfall

Bei einem Wasserfall auf der Ostseite des Königssees sind Dienstagabend zwei junge Männer aus Sachsen ums Leben gekommen. Sie badeten in einem „Gumpen“ und konnten das natürliche Becken nicht mehr verlassen.

Das sehr kalte Wasser der Schneeschmelze, das auch vom Hagengebirge an der Grenze zum Salzburger Tennengau in diesen Tagen auf die bayerische Seite des Massivs ins Tal fließt, erzeugt bei dem „Gumpen“ unter dem Königsbach-Wasserfall einen großen Druck und viel „Weißwasser“ - eine dichte und bei Wildwasser-Experten gefürchtete Gischt.

Rettungsteam rasch am Unfallort

Das oft auch ruhige Felsbecken ist im Sommer - besonders bei jungen Wanderern - sehr beliebt und liegt nur wenige Höhenmeter über dem Wasserspiegel des Königssees. Dienstagabend wurde der Ort wegen der großen Wassermengen zur tödlichen Falle. Ein Großaufgebot von bayerischen Luft-, Wasser-, Canyoning- und Bergrettern sowie ein Notarztteam konnten den beiden 21-Jährigen aus dem deutschen Bundesland Sachsen nicht mehr helfen.

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Bei Schneeschmelze keine Chance

Den Notruf hatte ein weiterer Wanderer aus Sachsen mit dem Mobiltelefon abgesetzt, nachdem seine beiden Bergkameraden sich nicht mehr aus dem „Gumpen“ befreien konnten. Die Osterurlauber könnten laut Fachleuten schon nach wenigen Minuten eine Unterkühlung oder einen Kälte-Schock erlitten haben, ehe sie in dem Becken ertranken. Experten der deutschen Behörden ermitteln nun die genauen Hintergründe des Unfalles und die Todesursachen.

Warnung vor „Weißwasser“

Der starke Wasserdruck des vielen Schmelzwassers im Königsbachfall und der hohe Luft-Anteil im Wasser mit seinem fehlenden Auftrieb gestalteten den Einsatz für die Canyon-Retter besonders schwierig. Im „Weißwasser“ geht ein menschlicher Körper trotz Schwimmbewegungen unter – man kommt ohne Sicherung und fremde Hilfe nicht mehr ans Ufer und ist wie in einer Waschmaschine gefangen, wenn sich das Wasser in einer Walze dreht.

Rettungsflieger, Taucher und Bergretter waren rasch am Einsatzort. Die beiden Sachsen dürften da aber schon tot gewesen sein. Der Freund als Zeuge des Unglücks wird von einem Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreut. Auch die Familien der beiden Verunglückten sind Mittwoch angereist. Sie werden von geschulten Polizisten betreut.

Schon vor 40 Jahren zwei tote Buben

Vor fast 40 Jahren, am 22. Mai 1979 sind im selben Gumpen zwei einheimische zwölf und 14 Jahre alte Buben ums Leben gekommen. Der Berchtesgadener Bergwachtmann und ehemalige Polizeibergführer Hubert Heil hat den Unfall in seinem Archiv dokumentiert. Einer war über den rund sieben Meter hohen Wasserfall in den 2,60 Meter tiefen „Gumpen“ gesprungen. Der Zweite verstand die hilflosen Handbewegungen falsch und deutete sie als Aufforderung, nachzukommen und sprang ebenfalls. Ein junges Mädchen, das mit den Buben unterwegs war, holte Hilfe.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at