Nazi-Raubgut: Uni untersucht 40.000 Bücher

Die Salzburger Universitätsbibliothek muss laut Bibliotheksleitung bei der Suche nach möglichem Nazi-Raubgut noch rund 40.000 Bücher in ihrem Bestand untersuchen. Anlass ist der Tag der Provenienzforschung.

Schon seit mehr als zehn Jahren nimmt die Universitätsbibliothek Salzburg ihre Bestände auf Raubgut unter die Lupe. Es geht um alte Handschriften, Grafiken und vor allem um historische Bücher, die während der Nazizeit ihren rechtmäßigen Besitzern geraubt wurden und in der Salzburger Universitätsbibliothek gelandet sind. Rund 240.000 Bände wurden bisher bereits untersucht und gut 160 geraubte Werke sind über die Jahre auch an rechtmäßige Besitzer zurückgegeben worden - zum Beispiel an Erben von Holocaust-Opfern, an das Schwerbehindertenheim Konradinum in Eugendorf, die Klöster Michaelbeuern und St. Peter oder zuletzt Mitte März an die israelitische Kultusgemeinde in Wien.

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„Recherche dauert unglaublich lange“

Doch die Arbeit ist noch lange nicht zu Ende. Gut 40.000 Bände unter Raubgut-Verdacht müssen noch unter die Lupe genommen werden, sagt Ursula Schachl-Raber, Leiterin der Salzburger Universitätsbibliothek: „Diese 40.000 Bände führen zu zweieinhalbtausend Vorbesitzern zurück. Diese Namen müssen alle sehr genau recherchiert werden und das kann unglaublich lange dauern,“ sat Schachl-Raber.

Die Aufarbeitung der NS-Zeit werde sicher noch einmal zehn Jahre in Anspruch nehmen, schätzt die Bibliotheksleiterin. Denn nach dem Auslaufen von Sonderprojekten sei jetzt nur mehr eine Halbtagesstelle für diese Arbeit vorgesehen.

Erster Tag der Provenienzforschung am 10. April

Am 10. April 2019 findet erstmals der Tag der Provenienzforschung statt. Mehr als 70 Kulturinstitutionen in Österreich, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz nehmen daran teil und geben Einblick, ob ihre Sammlungen und Objekte rechtmäßig in ihren Besitz gelangt sind.

Vor über 20 Jahren wurde von mehr als 40 Staaten, darunter auch Österreich, die „Washingtoner Erklärung“ unterzeichnet. Sie regelt die Erforschung und die Restitution von geraubten Vermögenswerten aus der NS-Zeit. In Österreich bildet das Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen vom 4. Dezember 1998 die Grundlage für die NS-Provenienzforschung in staatlichen Museen und Sammlungen.

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