Bahnhofszufahrt nur für „Insider“

Seit fünf Jahren ist der um 250 Millionen Euro runderneuerte Salzburger Hauptbahnhof nun in Betrieb. Um jedoch per Privatauto, Bahnpassagiere abzuholen oder zum Zug zu bringen, braucht es nach wie vor Insiderkenntnisse.

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„Mittagszeit“, 26.3.2019

Viele Wege führen zum Salzburger Hauptbahnhof - nur für Privatautos ist scheinbar keiner dabei. Nur gut hundert Meter vom Ziel entfernt, gebietet ein Pfeil abzubiegen. Das stößt einigen Salzburgern sauer auf. Erwin Müller ist einer von ihnen: „Man kann eigentlich nicht zum Bahnhof zufahren. Es gibt eine Stelle, wo man Aussteigen lassen- und Abholen kann. Man kommt zu diesem Platz nicht hin, weil rund um den Bahnhof die Zufahrt nicht gestattet ist. Wenn man Salzburger ist, kennt man die Forum-Garage, aber nicht ortskundige Personen haben da keine Chance und sind völlig irritiert.“

Aufschriften auf Zusatztafeln sorgen für Verwirrung

In eine Extra-Spur beim Bahnhofseingang wagen sich meist nur Taxis. Auf einem Schild ist eine Erlaubnis für ÖBB-Lieferanten vermerkt. Die wenigsten Lenker halten sich dafür, wenn sie jemanden zum Zug bringen wollen. ÖAMTC-Verkehrsjuristin Martina Schlegl-Lanz klärt auf: „Der Anrainer ist der, dem das Grundstück gehört. Der Anrainerverkehr sind Leute wie Kunden, Angestellte oder Besucher. Der Anrainerverkehr beim Bahnhof ist der, der zum Zug gebracht wird oder von dort eben abgeholt wird. Idealerweise würde man ‚Zufahrt zum Bahnhof‘ dazuschreiben, dann wäre das noch klarer.“

Schilder Hauptbahnhof

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Zusatztafeln wie diese sorgen bei vielen Autolenkern für Verwirrung

Der legale und zugleich bequeme Weg mit dem Auto zum Zug durch die Tiefgarage sei zudem auch nach fünf Jahren noch viel zu wenigen Autofahrern bekannt, kritisiert der ÖAMTC.

Zufahrt zum Salzburger Hauptbahnhof

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Zufahrt möglich, oder nicht: Vielen Autolenkern ist das trotz Zusatztafeln unklar

Padutsch will Formulierungen überprüfen lassen

Noch-Verkehrsstadtrat Johann Padutsch von der grünen Bürgerliste kann die Zufahrtsprobleme nur schwer nachvollziehen: „Bisher hat es bezüglich dieser Zufahrtsmöglichkeit aus der Jahnstraße keine Probleme gegeben. Warum die jetzt plötzlich auftauchen, sei dahingestellt. Natürlich kann ich noch einmal schauen lassen, ob man eine andere Formulierung auf der Zusatztafel findet, die vielleicht eindeutiger ist. Es geht aber nicht nur um die Zufahrt zum ‚Kiss and Ride‘, sondern auch zur Post oder zum Hotel. Insofern haben die Juristen natürlich die rechtlich korrekte Formulierung gewählt.“

Groteske um Bahnhofszufahrt

Seit fünf Jahren ist der um 250 Millionen Euro runderneuerte Salzburger Hauptbahnhof nun in Betrieb. Um jedoch per Privatauto Bahnpassagiere abzuholen oder zum Zug zu bringen, braucht es nach wie vor Insiderkenntnisse - das kritisieren etliche Einheimische. Die Stadt überlegt jetzt, die Beschilderung zu verbessern.