Bergunfälle: Handy-Suchfunktion rettet Leben

Skitourengeher, Bergsteiger und Wanderer sollten die GPS-gestützte Internet-Suchfunktion für ihre Smartphones aktivieren, appelliert Salzburgs Bergrettung. Dadurch lassen sich die Chancen bei Suchaktionen stark erhöhen.

Sonntagshorn Heutal

Gerald Lehner

Sonntagshorn bei Unken

Wichtige Voraussetzung für die Nutzung zu Rettungszwecken ist, dass man Angehörigen oder engen Freunden die Internet-Zugangsdaten zu dieser Standortermittlung des Smartphones anvertraut bzw. anvertrauen kann und möchte. Diese Entscheidung berührt den Datenschutz und die eigene Privatsphäre, denn nicht jeder wolle immer und überall „überwacht“ werden können. Bei Notfällen im Gebirge sei das System mittlerweile jedoch immer öfter lebensrettend, betont man bei der Bergrettung.

„Lebensrettend im Notfall“

„Die Ortungsfunktion kann bei fast allen Smartphones unter Begriffen wie `Find my Phone`, `iPhone-Suche` oder ähnliche Bezeichnungen ganz einfach und kostenlos aktiviert werden“, schildert Maria Riedler, Suchhundeführerin und Sprecherin der Salzburger Bergrettung:

„Für uns ist das bei Suchaktionen eine sehr leistungsfähige Unterstützung. Die Aktivierung kann lebensrettend werden, wenn Bergsportler allein unterwegs sind und durch Sturz oder schwere Verletzungen nicht mehr selbst telefonieren können.“

Findy my Phone

Screenshot: ORF

Browserfenster auf PC für Android-Suchfunktion für vermisstes handy

Unabhängig von klassischer Funkpeilung

Das System funktioniert bei allen Smartphones über die vom Handy erfassten GPS-Standortdaten und in der Folge via Internet – viel genauer und unabhängig von der groben Peilung über Mobilfunk-Sendemasten und unabhängig von der klassischen und oft sehr aufwändigen Funkpeilung der Polizei: „Diese GPS-Informationen aus dem Handy sind auch dann noch für die Einsatzkräfte nutzbar, wenn der Akku seinen Geist längst aufgegeben hat und das Handy `tot` ist“, sagt die Bergretterin.

Dadurch könne ein großes Suchgebiet sofort genau eingegrenzt werden: „Die Salzburger Bergrettung konnte 2018 über diese ziemlich genaue Methode mehrere Vermisste und Bewusstlose rasch finden – zum Beispiel eine schwer verletzte Pinzgauerin im vergangenen Herbst“, so Riedler.

iPhone-Search

Screenshot: ORF

Browser-Fenster auf PC für iCloud eines iPhone - mit Button für Suchfunktion des Handys

Die 53-jährige Frau war bei einer Wanderung zum Birnbachloch in Leogang (Mitterpinzgau) in einen Graben gestürzt. Innerhalb kurzer Zeit wurde sie - noch am Abend der Vermisstenmeldung durch Angehörige - über die Suchfunktion „Find my phone“ von Bergrettern gefunden. Sie versorgten ihre schweren Kopfverletzungen und brachten die Bewusstlose ins Tal, wo sie das Rote Kreuz in Spital transportierte.

Zuletzt bei Unken angewendet

Bei einer weiteren Suchaktion am 25. Februar 2019 im Heutal bei Unken (Pinzgau) konnte einer vermissten Skitourengeherin nicht mehr geholfen werden. Sie dürfte bei ihrem Unfall sofort tot gewesen sein. Aber auch hier war es die Handy-Suchfunktion, die die Einsatzkräfte sehr rasch zu der Frau führten, als die Internet-Zugangsdaten für das System bekannt waren. Angehörige fanden sie auf dem Laptop der Vermissten. Deshalb wäre es von Anfang an wichtig, ausgewählten Vertrauenspersonen diesen Zugang für Notfälle zu ermöglichen, sagt Maria Riedler vom ÖBRD Salzburg.

Ratgeber: Nutzung der Handy-Suchfunktion

Salzburgs Bergrettung hat einen eigenen PDF-Folder mit Informationen für die meisten Bauarten von Smartphones erstellt (Download):

PDF (541.7 kB)

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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