Neues Buch über NS-Gegnerin Maria Etzer

Dienstagabend stellt Autorin Maria Prieler-Woldan in Salzburg die Lebensgeschichte der Bergbäuerin Maria Etzer vor. Diese widersetzte sich dem Hitler-Regime und musste auch im befreiten Österreich weiter dafür büßen.

Maria Etzer lebte von 1890 bis 1960. Sie stammte aus dem kleinen Salzburger Bergdorf Goldegg (Pongau) und geriet 1943 nach Denunziation aus ihrem engsten Umfeld in die Fänge des NS-Regimes. Da war die Katholikin schon 53 und wusste bzw. ahnte genau, wohin der Nationalsozialismus führen würde. Wegen „verbotenen Umgangs“ mit französischen Kriegsgefangenen wurde sie von einem Sondergericht in Salzburg zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt und ins Zuchthaus Aichach (Bayern) eingewiesen.

Im befreiten Österreich weiter diffamiert

Kurz vor Kriegsende wurde die Pongauerin entlassen. Gegenüber der Republik Österreich stellte sie mehrfach Anträge auf Opferfürsorge. Diese wurden allerdings mit der Begründung abgelehnt, sie habe „nicht aktiv an der Errichtung eines freien Österreich mitgewirkt“. Jahrelang konnte Etzer wegen Verleumdungen nicht in ihr Heimatdorf zurückkehren.

Maria Etzer

Kulturverein Schloss Goldegg

Etzer durfte es nicht mehr erleben, dass ihr Widerstand gegen nationalsozialistische Verbrechen offiziell gewürdigt wird

Erst postum voll rehabilitiert

In der Begründung des Urteils vom 18. September 2018 hielt das Landesgericht Wien fest: „Letztlich lag der primäre Grund für die Verfolgung und Verurteilung von M. E. darin begründet, dass sie auch während der NS-Diktatur ihren christlichen Wertvorstellungen treu blieb und sich auch gegenüber den als Zwangsarbeitern eingesetzten Kriegsgefangenen menschlich verhielt. Ein solcher Dissens mit der NS-Ideologie war den Machthabern ein Dorn im Auge und wurde schon als Form des Widerstands angesehen.“

Mit Etzers Rehabilitierung postum sei „spät, aber doch einer glaubensstarken und christlich handelnden Frau“ Gerechtigkeit widerfahren, erklärte die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer. Die Mutter von ursprünglich acht Kindern habe unter dramatischen Bedingungen vorgelebt, was christliches Handeln bedeutet. Etzer habe gegenüber „Fremdarbeitern“, die laut Gesetz nicht einmal am gemeinsamen Tisch essen durften, ihre Menschlichkeit bewahrt.

Ihre Heimat war Schauplatz eines SS-Massakers

Eine Enkelin Etzers, Brigitte Menne, hatte die vollständige Rehabilitierung ihrer Großmutter nach dem Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz von 2009 beantragt. Sie hoffe auf ähnliche Verfahren, um „endlich die kleinen, ‚ganz selbstverständlich‘ Widerständigen aus dem Schatten zu holen“. In Etzers Heimat Goldegg, das auch Schauplatz eines SS-Massakers an Deserteuren war, wird zur Zeit auf Betreiben des dortigen Kulturvereins an einer Neufassung der Ortschronik gearbeitet, in der auch das Schicksal Etzers beschrieben wird.

Buchvorstellung am Dienstagabend

Titel des Werkes von Maria Prieler-Woldan: „Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus.“

Lesung, Ort, Termin: Dienstag, 5. Februar 2019, 19.00 Uhr, Academy Bar, Franz Josef Straße 4, 5020 Salzburg.

Links: