Großparkplatz schneefrei: „Letzte Rettung für Gaißau“

In Krispl-Gaißau (Tennengau) dürfte das illegale Parken vieler Skitouren- und Pistengeher nun ein Ende haben. Der riesige Parkplatz beim vorerst stillgelegten Sessellift wurde Donnerstag von mehrere Meter hohen Schneemassen geräumt.

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Gerald Lehner

Adnet, Gaißau und Hintersee dürften heuer landesweit den meisten Schnee abbekommen haben

Ein Aufatmen geht nun durch die kleine Gemeinde am Fuß der Osterhornberge. Trotz der wirtschaftlichen Krise und des Stillstandes des Skigebietes.

7.500 Kubikmeter, sehr viel Dieselöl

Seit Donnerstagmittag können die vielen Skitouren- und Pistengeher in Gaißau ihre Autos wieder legal und sozial verträglich parken – gegen acht Euro Tagesgebühr pro Auto.

Die Kosten seien sehr hoch, wird in der Gemeinde betont. Mehr als 7.500 Kubikmeter Schnee wurden Mittwoch und Donnerstag mit dem Einsatz einer großen Menge Dieselöl geräumt. Bisher war der riesige Parkplatz bei der Talstation des stillgelegten Sesselliftes durch meterhohe Massen blockiert. Besonders an Wochenenden stürmen Anfänger und Freizeitsportler das Dorf, seit die Schneestürme aufgehört haben. Mit Steigfellen brauchen sie keine Lifte. Auch ein paar Touren-Hochleistungspistenflitzer sind zu sehen, einige haben sogar die Zeit für freundliches Grüßen.

„Pistengeher als letzte Hoffnung“

Die Tagesgäste müssen nun auch nicht mehr von der Polizei rigoros abgestraft werden. Viele blockierten im Schneechaos der letzten Wochen die schmale Landesstraße mit ihren Autos - aus der Sicht vieler Einheimischer und Anrainer zum Teil auch sehr rücksichtslos.

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Gerald Lehner

Auch der riesige Parkplatz beim Lift in Gaißau wurde Donnerstag von den meterhohen Schneemassen befreit

Andererseits will man in dem engen Talboden die neue Gäste- und Kundenschicht auch nicht vertreiben oder vergraulen. Deshalb wird der geräumte Großparkplatz nun kollektiv als Segen empfunden.

Mieter von kleinen Skihütten, Pistengeher und einige erfahrene Skibergsteiger, die das freie Gelände nutzen, sind heuer die einzigen, die der geplagten Gemeinde und den Gaißauer Wirtsleuten noch touristische Einnahmen bringen: „Das haben hier viele nicht gedacht, dass wir eines Tages die letzte Hoffnung sind wirtschaftlich“, sagte eine Alpinistin auf einem Gipfel im freien Gelände am Donnerstag dem ORF.

Warum nutzt der Investor den Schnee nicht?

Heuer fällt der reguläre Lift- und Pistenbetrieb wegen der organisatorischen Turbulenzen bei der kleinen Liftgesellschaft komplett aus. Der chinesische Mehrheitseigentümer Zhonghui Wang in der Region Peking schweigt seit Wochen und Monaten beharrlich zu der Frage, wie es in der Gaißau weitergehen soll - trotz der für Sportler paradiesischen Schneemassen. Damit ließe sich auch für die Liftgesellschaft viel Geld machen. Das Tal steht neben Hintersee und Adnet heuer im dringenden Verdacht, den allermeisten Schnee im ganzen Land abbekommen zu haben.

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Haubenkoch pusht regionalen Tourismus

„Wir sind so froh, dass der große Parkplatz nun als letzter Rettungsanker für unseren Wintertourismus geräumt ist“, sagt der Haubenkoch, Gasthofbesitzer und Triathlet Gerald Pichler vom Sagwirt im Gaißauer Ortszentrum.

Gerald Pichler Sagwirt Gaißau Krispl

Gerald Lehner

Gerald Pichler - Sagwirt, Haubenkoch und Triathlet

Er ist auch Chef des örtlichen Tourismusverbandes: „Als Verband zahlen wir bei der Schneeräumung dazu, ebenso die Wirte oben auf dem Berg und die Gemeinde. Wie wir uns das aufteilen, das steht noch in den Sternen. Es dürfte wegen der riesigen Mengen auch keine kleine Summe sein. Aber die Tourengeher sind heuer unser einziger Rettungsanker“, so Pichler.

Aufstieg schon unten vom Dorf

Man kann heuer sogar schon unten beim Sagwirt die Tourenski anschnallen. Seniorchef Gerald Pichler, der Vater des Haubenkochs, hat auch den zweiten Parkplatz im Ortszentrum vor dem Gasthaus in stundenlanger Arbeit mit dem Traktor vom Schnee befreit. Der liegt neben den Straßen so hoch, dass die Verkehrszeichen gerade noch herausschauen, an manchen Stellen ist er höher. Vom Sagwirt reicht ein kurzer Fußweg, um auch hier direkt zu einer Aufstiegsspur zu kommen. Das freut viele Genießer und gute Sportler unter den Tourengehern, die eine längere Route angehen wollen. Die meisten Anfänger starten lieber weiter hinten im Tal beim riesigen Liftparkplatz, wo der Weg zum Wieserhörndl, zur Spielbergalm und zur Latschenalm kürzer ist.

Stefanie Ploner Schmittenstüberl Gaißau

Gerald Lehner

Stefanie Ploner vom Schmittenstüberl

Wirtin wieder optimistischer

Dass der zentrale Parkplatz nun frei ist, das freut weiter oben auch Andreas und Stefanie Ploner vom Gasthaus Schmittenstüberl, direkt neben dem Kurvenlift. Auch der steht heuer still. „Ein Jammer“, sagt die junge Wirtin: „Aber wir freuen uns sehr, dass auch bei uns immer mehr Tourengeher zukehren. Am letzten Wochenende waren wir sogar ausgelastet. Die Situation mit der Skischaukel ist eine Tragödie, und wir hoffen sehr, dass für die nächsten Jahre eine tragfähige Lösung gefunden wird.“

Hilfe durch Landespolitik vermisst

Immer wieder ist bei Einheimischen zu hören, dass man sich gerne mit dem chinesischen Investor Zhonghui Wang zusammensetzen würde: „Das Schlimmste ist, dass man seit Monaten nichts erfährt. Es gibt keinerlei Kommunikation. Immer nur Gerüchte und Mutmaßungen“, sagte letzte Woche eine andere Wirtin auf der Flachgauer Seite der Skischaukel in Hintersee dem ORF. Das wird auf der Gaißauer Seite von einigen bestätigt. Inoffiziell ist von Kennern der Region auf Bezirksebene in Hallein zu erfahren, dass es zwischen Grundbesitzern im Skigebiet viele Eifersüchteleien und Rivalitäten gebe, die nicht gerade ein Turbo für Resultate seien. Redet man mit Grundeigentümern darüber, dann wird das vehement zurückgewiesen. Und zu Ehren des Salzburger Event- und Sportmanagers, der die Zusammenarbeit mit dem Geldgeber aus China vor Jahren eingefädelt hatte, hört man in den Gemeinden schon länger keine großen Lobeshymnen mehr.

Reise nach China?

Auf allgemeiner Ebene fühlen sich Wirtschaftstreibende auch von der Regional- und Wirtschaftspolitik im Stich gelassen. Ein Gaißauer möchte, dass ein Teil der Salzburger Landesregierung mit Bundeskanzler Kurz (als dessen Fan er sich outet) bald nach China fliegt. Dort soll dann mit Investor Wang freundlich und bestimmt geredet und an einer gemeinsamen Zukunftslösung gearbeitet werden: „Nur mit dem persönlichen Reden kommen die Leute zusammen, nicht mit E-Mails oder mit dem großen Schweigen.“

Gerald Lehner - salzburg.ORF.at/ORF Radio Salzburg


Postscriptum: Schon im Jänner 2017 gab es nach ein paar mageren Jahren wieder viel Schnee in Gaißau-Hintersee. Aber lange nicht so viel wie heuer. Eine alte Bildergalerie von damals:

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