Bierflaschenattacke: Mordversuch oder Notwehr?

Seit Mittwoch steht in Salzburg ein 19-jähriger Afghane wegen Mordversuchs vor Gericht. Er soll einem Landsmann eine abgebrochene Flasche in Hals und Nacken gerammt haben. Das sei aber „Notwehr“ gewesen, sagte der Angeklagte.

Der Asylwerber bestritt beim Start des Prozesses am Mittwochvormittag den Vorwurf des Mordversuches. Er habe sich gegen Kontrahenten wehren müssen, so der Beschuldigte: „Ich kann es nicht glauben, dass mir vorgeworfen wird, ich hätte jemanden töten wollen“, sagte er zur vorsitzenden Richterin des Geschworenengerichtes.

Er sei damals zwar betrunken gewesen, „aber ich wusste, was ich tat“. Er habe sich mit fünf Männern gestritten, die seien dann auf ihn losgegangen. „Sie schlugen mich mit Fäusten und traten nach mir. Ich bin dann abgehauen. Aber ein Freund sagte zu mir, ‚du musst dich rächen und kämpfen, sonst sagen die anderen am nächsten Tag, dass du feige bist. Sie werden dich auslachen‘.“

Angeklagter im großen Schwurgerichtssaal des Salzburger Landesgerichts bei Geschworenenprozess

ORF

Der 19-Jährige sprach am Mittwoch vor Gericht von „Notwehr“

Was geschah im Frühsommer?

In der Nacht von 29. auf 30. Juni 2018 geriet der 19-Jährige Asylwerber mit Landsleuten in Streit. Er soll eine Bierflasche zerbrochen und diese einem Kontrahenten im Kopfbereich in den Körper gerammt haben. Ein Anderer soll dazwischen gegangen sein, wollte schlichten und bekam laut Polizei einen Stich in den Rücken. Beide hätten die Auseinandersetzung im Salzburger Mirabellgarten nur knapp überlebt, so die Staatsanwaltschaft. Die erste Attacke sei lebensgefährlich gewesen, die zweite zumindest absichtlich schwere Körperverletzung, so die Ermittler.

„Nicht die Absicht, jemanden schwer zu verletzen"“

Er sei tatsächlich zurückgekehrt, allerdings nur, um mit den Männern zu reden, schilderte der 19-Jährige am Mittwoch vor Gericht. Mit den Bierflaschen, die ihm sein Freund mitgegeben habe, habe er ihnen nur Angst machen wollen. „Als mich jemand von hinten schlug, fuchtelte ich mit der Flasche herum. Ich hatte aber nicht die Absicht, jemanden schwer zu verletzen.“ Das Tatgeschehen lasse nicht zwingend auf einen Vorsatz schließen, meinte sein Verteidiger Christian Schubert. Die fünf Belastungszeugen würden den Streit herunterspielen.

Der Angeklagte stand bereits zwei Mal vor Gericht - wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Nötigung, gefährlicher Drohung und Sachbeschädigung. Er wohnte zuletzt in einer Asylunterkunft in der Stadt Salzburg. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft

Genaues Alter laut Ermittlern unbekannt

Dem Afghanen drohen wegen seines niedrigen Alters bei einem Schuldspruch nicht die üblichen 20 Jahre Haft oder lebenslang. Es geht in dem Prozess um maximal 15 Jahre. Wie alt der Bursche genau ist, das ist laut Ermittlern nicht bekannt. Viele Asylwerber würden angeben, sie wüssten ihr exaktes Geburtsdatum nicht. In solchen Fällen nimmt die Justiz oft den 1. Jänner des Jahres 2000 an.

Der Mirabellgarten im Andräviertel der Stadt Salzburg ist immer wieder Schauplatz von Verbrechen, die vor Gericht enden. Zuletzt wurde im Juli beim Salzburger Landesgericht ein anderer Afghane verurteilt, weil er einen Passanten niederschlug und ihm 50 Euro Bargeld raubte.

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Bierflaschen-Attacke ein Mordversuch?

Wegen einer Attacke mit einer abgebrochenen Bierflasche steht seit Mittowch ein 19-Jähriger vor Gericht - wegen Mordversuchs.

Prozess bis Freitag geplant

Der Mittwoch beginnende Prozess wegen versuchten Mordes soll bis Freitag dauern. Der Beschuldigte soll bisher ausgesagt haben, er könne sich nicht erinnern, weil er betrunken gewesen sei.