Drogenring: Erstes Urteil bei Großprozess

Einer der 13 Angeklagten ist bei dem Salzburger Drogen-Prozess ist schon am ersten Tag verurteilt worden. Gegen den Bosnier aus Deutschland wurden zwei Jahre teilbedingte Haft verhängt, acht Monate davon unbedingt.

Das Urteil gegen den 27-Jährigen ist bereits rechtskräftig. Gegen die übrigen zwölf Angeklagten läuft das Verfahren am Mittwoch weiter.

Am Salzburger Landesgericht müssen sich seit Dienstagfrüh insgesamt 13 Personen wegen groß aufgezogenen Drogenhandels verantworten. Sie sollen zwei Jahre lang im Pinzgau aktiv gewesen sein - mit Beteiligung von Rockergruppen.

Großes Verfahren mit großem Aufwand

Der Gerichtssaal war Dienstagfrüh fast voll. Eine Stunde brauchte der Staatsanwalt, um die umfangreiche Anklageschrift vorzulesen. Bis die Zusämmenhänge bei den Drogengeschäften erklärt waren, dauerte es. So erläuterte der Staatsanwalt, wie die Angeklagten ihre Suchtgiftvertrieb im großen Stil im Pinzgau begonnen haben sollen und wie sie an die Drogen gekommen sein sollen.

Voller Saal im Landesgericht Salzburg bei Drogenprozess

ORF

Der Gerichtssaal war Dienstagfrüh voll

Angelpunkt des Suchtgiftrings soll demnach eine kleine Gruppe von Dealern aus Zell am See gewesen sein, die sich auf Grund der offenbar hohen Nachfrage im Bezirk neue Lieferkanäle erschließen wollte. Ein 21-jähriger Pinzgauer knüpfte dazu Kontakte zu Mitgliedern zweier Motorradclubs: Den 2004 in Deutschland gegründeten „United Tribuns“ und dem als kriminelle Vereinigung eingestuften und mittlerweile verbotenen niederländischen „Satudarah MC“.

Umfangreiche Vorwürfe

Auf der Anklagenbank sitzen ein Drogenproduzent und Helfer aus Wien ebenso wie die Vermittler zu den Rockerclubs. Es sind mehrere Österreicher und Bosnier, ein Deutscher, ein Serbe, ein Türke und zwei Kroaten - zwischen 19 und 47 Jahre alt und teilweise einschlägig vorbestraft. Sie sollen auf verschiedenen Ebenen aktiv gewesen sein: Als Zwischenhändler, Lieferanten, Vermittler, Produzenten, aber zum Beispiel auch als Elektriker für die Cannabis-Plantage. Der Wiener Produzent soll mehr als 500 Cannabispflanzen extra für den Pinzgauer Markt gezüchtet haben - und so in zwei Jahren rund 100 Kilogramm hochwertige Cannabis erzeugt haben.

Bei der deutsch-holländischen Rockerclub-Verbindung geht es laut Anklage um 14,5 Kilogramm Cannabis, sieben Kilo Aufputschmittel, dazu 200 Gramm Kokain und 1.000 Ecstasy-Tabletten. Der Aufwand für den Handel soll groß gewesen sein - mit verschlüsselten Telefonen, umgebauten Autos und 400 Abnehmern. Ein Anklagepunkt mutet zudem kurios an: Dem Wiener Drogenproduzenten wird auch das Vergehen der Entziehung von Energie vorgeworfen. Er soll sich für seine Indoorplantage an einem fremden Stromzähler angeschlossen und dort Strom im Wert von 23.000 Euro gestohlen haben.

Ein Angeklagter wird sich schuldig bekennen

Am späten Vormittag kamen auch die ersten zwei Verteidiger zu Wort. Der erste erklärte, dass sich sein Mandant im Sinne der Anklage schuldig bekennen werde. Der zweite Anwalt plädierte für seinen Mandanten nur auf eine Teilschuld.

„Shorti“ führte Ermittler auf die Spur

Karlheinz Pracher von der Salzburger Kriminalpolizei sagte bei der Aufdeckung dieses Suchtgiftrings im April, dass für die Ermittlungen bei den Rockerklubs ein Mann namens ‚Shorti‘ wichtig gewesen sei, der „die Jugendlichen mit Suchtgiften belieferte - vor allem mit Suchtgiften wie Amphetaminen oder Kokain“, so Pracher. „Dieser ‚Shorti‘ wurde ausgemittelt - und zwar wurde unter Einsatz eines verdeckten Ermittlers ein Scheingeschäft gemacht. Da wurden 300 Gramm Kokain sichergestellt.“ Die Bande verkaufte ihre Drogen im Pinzgau unter anderem in einem Jugendzentrum. Viele der Kunden waren Teenager, berichtete die Polizei nach der Zerschlagung des Netzwerkes.

Insgesamt wurden bei der Razzia gegen den Drogenring 76 Personen festgenommen. Bei Hausdurchsuchungen stellten Fahnder nicht nur Drogen, sondern auch verbotene Schlagwaffen und einen Elektroschocker sicher. Der Prozess soll insgesamt neun Verhandlungstage dauern - bis in den November hinein. Den Angeklagten drohen bis zehn Jahre Haft.

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TV-Bericht vom ersten Prozesstag in „Salzburg heute“. Einer der 13 Angeklagten wurde bereits verurteilt.

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