Osterfestspiele: Bachler als neuer Intendant

Der Ex-Wiener-Burgtheater-Direktor Nikolaus Bachler soll neuer Intendant der Salzburger Osterfestspiele werden. Der Aufsichtsrat sprach sich Donnerstag einstimmig dafür aus. Noch ist Bachler Intendant der Bayerischen Staatsoper.

Nikolaus Bachlers Vertrag an der Bayrischen Staatsoper in München läuft noch bis Sommer 2021, er soll sich aber dazu bereit erklärt haben, seinen Vertrag in München frühzeitig zu beenden und bereits im Sommer 2020 nach Salzburg zu wechseln. Bachler würde damit als Intendant der Salzburger Osterfestspiele auf Peter Ruzicka folgen.

Nikolaus Bachler

ORF

Bachler wäre bereit seinen Vertrag in München frühzeitig zu beenden

Aus 21 Bewerbungen einigte sich eine Auswahlkommission einstimmig auf Bachler als bestgeeigneten Kandidaten. Auch der Aufsichtsrat der Osterfestspiele empfahl Bachler einstimmig zur Wahl, die in den kommenden Wochen durch die Generalversammlung erfolgen soll.

Als Schauspieler „durchschnittlich“, guter Manager

Das „Plus-minus zehn Jahre“-Prinzip verfolgte der 67-Jährige in seiner Karriere zumindest gegen Ende konsequent. Sein Medizinstudium dauerte jedoch nur zwei Semester, „seine Schauspielkarriere war durchschnittlich“, schreibt die APA. Sein wahres Talent entfaltete Nikolaus Bachler (der sich bis zu seinem Wechsel nach München Klaus nannte) auf Chefposten großer Festivals und Bühnen: Der gebürtige Steirer leitete 1991 bis 1996 die Wiener Festwochen, 1996 bis 1999 die Volksoper Wien, 1999 bis 2008 das Burgtheater und steht seit 2008 als Staatsintendant an der Spitze der Bayerischen Staatsoper, der er 2021 den Rücken kehren wird.

Obersteirer mit vielschichtigen Wurzeln

Nikolaus Bachler wurde am 29. März 1951 in Judenburg geboren und wuchs in einem „sehr musischen, bürgerlichen Elternhaus“ (Bachler) auf. Er studierte zunächst in Wien zwei Semester Medizin, bevor er ans Max-Reinhardt-Seminar wechselte. Nach Abschluss seiner Ausbildung als Schauspieler spielte Bachler zunächst für zwei Saisonen am Salzburger Landestheater. Es folgten Engagements am Deutschen Theater Göttingen, an der Freien Volksbühne in West-Berlin sowie an beiden großen Hamburger Bühnen, dem Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus.

Sasses enger Vertrauter

Der damalige Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen, Heribert Sasse, engagierte Bachler nach Berlin, wo er verstärkt sein Organisationstalent einsetzen konnte und nach seiner Bestellung zum künstlerischen Direktor der Schauspielbühnen mit 1. August 1987 auch ein bemerkenswertes diplomatisches Geschick für die von Pressekampagnen und Künstlerboykotten heimgesuchte Direktion einbrachte. Bis zum Ende der Intendanz Sasses war er dessen rechte Hand und enger Vertrauter.

Zilk und Pasterk holten ihn nach Wien

Aus Paris, wo er ab 1990 an einem Veranstaltungsprojekt zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas arbeitete, holten ihn Wiens damaliger Bürgermeister Helmut Zilk und Kulturstadträtin Ursula Pasterk 1991 als neuen Intendanten der Wiener Festwochen zurück nach Österreich. Bachler machte das Festival zu einer ersten Adresse in der internationalen Theaterszene und band prominente Künstler für regelmäßige Arbeitsaufenthalte an Wien.

1994 wurde Bachler von Kunstminister Rudolf Scholten als Intendant der Wiener Volksoper designiert. Ab September 1996 leitete Bachler, der „Theatermanager“ für „eines der blödesten Worte, die es gibt“, hält und für den „Theaterleiten ein Beruf“ ist, der „sehr viel mit Motivieren zu tun hat“, das Haus am Gürtel. Er versuchte eine stärkere Öffnung des Hauses für das zeitgenössische Musiktheater und moderne Regiestile. Zu den wichtigsten Premieren zählten Benjamin Brittens „Ein Sommernachtstraum“, Alexander Zemlinskys „Der König Kandaules“ und Gian Carlo Menottis „Der Konsul“.

Nachfolger Peymanns an der Burg

Bereits im April 1997 wurde klar, dass Bachler seinen bis 2002 laufenden Volksopern-Vertrag nicht erfüllen würde: Der damalige Bundeskanzler Viktor Klima (SPÖ) bestellte ihn als Nachfolger Claus Peymanns zum Burgtheaterdirektor. Im September 1999 eröffnete Bachler mit Calderons „Tochter der Luft“. Das hochkarätige Schauspielensemble wurde in der Ära Bachler ebenso zum Markenzeichen wie die kluge Mischung an Regisseuren, die von Peter Zadek über Andrea Breth und Luc Bondy bis zu Andreas Kriegenburg, Nicolas Stemann und Martin Kusej reichte. Im Zuge der schwarz-blauen Regierungsbildung öffnete er das Haus für Diskussionen.

Lob von damaliger Ministerin Schmied

Bachlers Direktoren-Vertrag lief zunächst bis 2005 und wurde bis 2009 verlängert. Während seiner letzten Spielzeit in Wien war er gleichzeitig bereits Intendant in München, während er an der Burg von der nunmehrigen Direktorin Karin Bergmann vertreten wurde: „Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben“, verteidigte er sich und verwies auf die abgeschlossenen Planungen an der Burg. „Voilà, c’est fini!“ hieß der bunte Abschiedsabend für Bachler, der zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt wurde. „Sie haben unserer Burg Energie gegeben“, sagte die damalige Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) in ihrer Rede. „Die Ära Bachler wird als eine besonders vielfältige in die Geschichte des Hauses eingehen.“

Geldsorgen in München wie in Wien

In München trat Bachler mit dem Ziel an, „mit der Staatsoper das beste Opernhaus Deutschlands und eines der Big Five der Welt zu sein“, wie er bei der Präsentation seiner ersten Pläne sagte. Martin Kusej inszenierte die erste Premiere der Operndirektion Nikolaus Bachler, Verdis „Macbeth“. Die Geldsorgen, die Bachler in seinen letzten Wiener Jahren plagten, haben ihn auch in München längst eingeholt: Bereits in seiner ersten Amtszeit übte er heftige Kritik an den Auswirkungen des Sparkurses der bayerischen Regierung auf die Staatsoper: „Das Sparen mit dem Rasenmäher macht ein gesundes, blühendes Unternehmen kaputt.“

„Stoße noch ganz neue Tür auf“

Dennoch verlängerte er seinen Vertrag Ende 2015 bis 2021. „Es ist ein fahrender Beruf“, sagte er zur dpa anlässlich seiner Bekanntgabe, in fünf Jahren München den Rücken zu kehren. Was er nach 2021 machen wird, wusste er damals noch nicht. „Vielleicht stoße ich nochmal eine ganz neue Tür auf“, meinte er. „Ich werde nicht noch einmal ein großes Haus übernehmen. Das habe ich lange genug gemacht in meinem Leben.“ Mit den Osterfestspielen Salzburg hat er eine neue Aufgabe gefunden.