Salzburgerin in Hollywood und Montana erfolgreich

Diese Künstlerin hat als Bühnenbildnerin in Hollywood für Clint Eastwood und Johnny Depp gearbeitet. Der Berufsweg der Pinzgauerin ist in Europa unbekannt: Christine Schöller-Blackledge erzählte uns im US-Staat Montana ihre Lebensgeschichte.

Christine Herzog-Blackledge Virginia City Montana Maria Alm USA Pinzgau

Gerald Lehner

In den USA in der Filmindustrie als Künstlerin erfolgreich: Christine Schöller-Blackledge

Im Sommer bewohnt sie ein uraltes Holzhaus in dem einst berüchtigten Goldgräberdorf Virginia City in den Rocky Mountains. Wir stießen hier vor kurzem beim Bergsteigen und Fischen durch Zufall auf diese Salzburgerin. Weil uns ein italienischstämmiger Künstler bei einer Vernissage spontan verriet, in dieser kleinen Siedlung am Ende der Welt gebe es auch eine Kollegin, die aus Österreich stammt.

Europäische Besucher verirren sich nur selten nach Montana - trotz der grandiosen Hochgebirge, vielen Naturschätze, wilden Tiere und historischen Besonderheiten. In großen Teilen des Bundesstaates im Nordwesten der USA trifft man ausschließlich Einheimische - allen voran freundliche Ureinwohner, deren Vorfahren seit Jahrtausenden in den Bergen und östlich vorgelagerten Prärien lebten und wirtschafteten. Und so war die Überraschung groß, als sich herausstellte, dass in Virginia City eine Ausgewanderte aus Maria Alm zu den erfolgreichen Künstlern gehört. Sie stammt vom Bergbauernhof der Familie Herzog im Ortsteil Untergriesbach.

Vom Hochkönig in die Rocky Mountains

Christine Schöller-Blacklegde spricht nach 35 Jahren in den USA eine interessante Mischung aus Mitterpinzgauerisch und dem amerikanischen Slang der westlichen Abgeschiedenheit, vermischt mit sprachlichen Elementen und Akzenten ihrer früheren Wohnsitze in den südlichen Regionen Texas und Kalifornien.

Virginia City Montana

Gerald Lehner

Originale und keine nachgebauten Häuser: Virginia City, Montana, USA

Ihr Brot verdient sie sich heute hauptsächlich mit dem Verkauf von selbst produzierter Kunst, Mode und Cowboyhüten. Dazu kommen ihre handwerklichen Fähigkeiten, die in Amerika gefragt sind. Schöller-Blackledge kann auch als Malerin und Restauratorin vielerlei Bauten, Gegenstände und Produkte mit Zauberhand so umgestalten, dass sie wie uralte und stark abgenutzte Originale aus dem 19. Jahrhundert aussehen - perfekt für die Filmindustrie in Hollywood:

"In Los Angeles habe ich mich um viele Kulissen, Häuser auf Filmsets, Bretter- und Bruchbuden und Schilder aller Art gekümmert. Ich durfte mich mit meinen Pinseln, Spritzpistolen und vielerlei Werkzeug austoben. Ich kann auch Autos, Flugzeuge und Boote sehr rostig und besonders alt aussehen lassen. Nach meinen ersten Aufträgen kamen immer mehr Filmleute und wollten, dass ich für sie arbeite. Europäische Qualität und gutes Handwerk waren hier lange eine Marktlücke. Mittlerweile habe ich damit aufgehört, weil mir die Drogen- und Alkoholexzesse mancher Film-Crews da unten auf die Nerven gehen. Hier in Montana habe ich es viel schöner, ruhiger und kühler.“

Bildergalerie:

Jobs mit Eastwood, Depp, Duvall ...

Clint Eastwood, Johnny Depp und einige andere nimmt sie von ihrer Kritik an der real existierenden Industrie in Hollywood aus. Auch der berühmte bzw. legendäre Altmeister klopfte einst bei ihr an - als Eastwood neben seiner Schauspielkarriere damit begann, immer öfter auch als Regisseur und Produzent in Erscheinung zu treten. Das tut er bis heute. Er bat die Salzburgerin um Mitarbeit bei mehreren Western und anderen Filmen, in denen auch Robert Duvall mitspielte – zum Beispiel in: „Der wunderliche Mr. Cox“. Der damals noch junge Duvall hatte ab 1972 als Partner von Marlon Brando mit der legendären Trilogie „Der Pate“ von Francis Ford Coppola weltweit seinen Durchbruch im Charakter-Fach.

Auch Johnny Depp liebt Montana

Vor einigen Jahren dann recherchierte Schöller-Blackledge für einen französischen Filmproduzenten die Geschichte des Goldrausches von Virginia City in Montana. Die historische Kleinstadt gefiel ihr so gut, dass sie seither hier ihr Atelier und ein kleines Kunstgeschäft betreibt.

Kleine Reportage aus Montana mit ihrer Stimme am Donnerstag in ORF Radio Salzburg:

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Auch im Team von Johnny Depp hat die Salzburgerin mehrfach gearbeitet – schon für die Kulissen und Requisiten seines frühen und bei Cineasten bis heute geschätzten Filmes „Whats Eating Gilbert Grape“, auf Deutsch: „Irgendwo in Iowa“. Da war auch schon Leonardo DiCaprio mit von der Partie, als jüngerer Bruder des Helden. Depp ist - wie Christine Schöller - ein großer Fan von Montana. Auch er mag die Ruhe und Abgeschiedenheit: „Johnny kam früher oft mit seiner Family auf Urlaub hierher ins Paradise Valley. Wir sind früher ab und zu noch auf ein Bier gegangen. Aber er ist in letzter Zeit weltweit noch mehr auf Reisen als früher. Wir haben ihn hier schon länger nicht mehr gesehen. Schade.“

Liebe zu Bergnatur und Ureinwohnern

Zuletzt war sie vor drei Jahren kurz in Wien und Salzburg, auf dem Weg zu einem Geschäftstermin nach Paris als Redakteurin für ein Filmprojekt. Für die Verwandten im Pinzgau blieb ihr keine Zeit. Schöller-Blackledge will die alte Heimat wieder besuchen: „Ja, es gibt die Verwandtschaft schon noch. Ich habe Cousins, Tanten, Großtanten und Onkeln in Salzburg. Der Kontakt ist leider etwas abgerissen.“

An Montana schätzt sie die Ureinwohner der Crow, , Flathead, Shoshonen und Blackfeet, auch einige Sioux und Northern Cheyenne gibt es noch so weit im Norden. Die vielen prachtvollen und völlig naturbelassenen Flusstäler haben es ihr angetan, ebenso die vielfältigen Hochgebirge und auch die riesigen Prärien im Osten des Bundesstaates: „Wir haben nur knapp eine Million Einwohner auf 381.000 Quadratkilometern, mehr als die vierfache Fläche Österreichs. Wenn ich zu Fuß ein paar Minuten aus Virginia City hinausgehe, dann bin ich schon in der Wildnis. Besonders im Winter auf Schneeschuhen oder Tourenski ist es zauberhaft. Da schlafen die Grizzlybären, und die Wölfe sind weiter unten in den Flusstälern – herrlich zum Tourengehen weiter oben, auch in Vollmondnächten.“

Traumland gefunden

Als Fliegenfischerin holt sie sich ab und zu das Abendessen aus einem Bergbach. Davon könnte man sich in Montana auch gut und günstig ernähren. Die Jahreskarte kostet nur 100 Dollar für den ganzen Staat. In vielen Revieren Europas bekommst du dafür eine Tageskarte. Die Rocky Mountains, ihre Vorberge und Ausläufer erinnern die Salzburgerin jeden Tag an die alte Heimat: „Viele Blumen und landschaftliche Winkel sehen ähnlich aus. Aber in Europa fehlen mir dieser unendlich große Himmel und die völlig menschenleeren Räume. Es ist alles zu dicht besiedelt dort."

Früher hat Christine Schöller-Blackledge einige Zeit im Trubel einer Großstadt in Texas gewohnt: „Dort war es mir im Sommer dann viel zu heiß. Unerträglich. Hier in Montana schneit es ab und zu auch im Juli herunter, und es ist insgesamt viel kühler. Das liebe ich.“

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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