Uni: „Gustav Kuhns Dissertation kein Plagiat“

Gustav Kuhn, langjähriger Leiter der Tiroler Festspiele Erl, habe seine Dissertation nicht abgeschrieben. Das betont die Universität Salzburg, nachdem eine eigene Kommission die Arbeit Kuhns aus dem Jahr 1969 geprüft hat.

Eröffnung Festspielhaus Erl, Gustav Kuhn

ORF

Mängel, aber keine absichtliche Täuschung - so das Urteil zu Gustav Kuhns Dissertation

Gustav Kuhn hatte seine Doktorarbeit über „Wert und Sinn im musikalischen Kunstwerk“ an der Universität Salzburg eingereicht. Allerdings hatte der Salzburger „Plagiatsjäger“ Stefan Weber zusammen mit dem Tiroler Blogger Markus Wilhelm den Plagiatsverdacht geäußert.

Die von der Universität Salzburg eingesetzte Kommission „für die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ überprüfte daraufhin die Doktorarbeit. Auch eine Stellungnahme der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) sei eingeholt worden, so die Universität Salzburg.

„Handwerkliche Fehler“, aber keine Täuschung

Doch das Verfahren gegen Kuhn wegen der Dissertation sei eingestellt den, informierte die Universität am Mittwoch. Zwar weise die Arbeit „nebst handwerklichen Fehlern plagiierte Textpassagen auf“, räumte die Kommission in ihrer Begründung ein - allerdings seie diese bereits 1969 in den beiden Dissertationsgutachten festgestellt worden und „haben zu einer entsprechenden Bewertung der Arbeit geführt.“

Entscheidend für die Einstellung des Verfahrens sei jedoch, „dass sich die plagiierten Textpassagen in einem Teil der Arbeit befinden, der ausweislich der Gliederung der Arbeit darstellenden Charakter hat“, so die Begründung der Universitäts-Kommission. „Kuhn unternimmt in keiner Weise und an keiner Stelle den Versuch, diese Passagen als eigene Aussagen vorzuspiegeln. Vielmehr referiert er unmissverständlich fremde Gedanken. Dass deren Herkunft teilweise nicht sorgfältig nachgewiesen wurde, stellt einen handwerklichen Mangel da, erlaubt jedoch weder für sich genommen noch im Kontext die Feststellung einer absichtlichen Täuschung.“

„Keine plagiierten Passagen im Kuhns Theorie“

Erst im fünften Kapitel seiner Dissertation entwickle Kuhn seine eigene Theorie, so die Kommission in ihrer Begründung: „Wären hier Textteile, die von anderen Autoren stammen, nicht ausgewiesen gewesen, so wäre dies gravierend und hätte zum Vorwurf vorsätzlichen Plagiats führen müssen. Solche Passagen konnten jedoch nicht identifiziert werden.“

Gustav Kuhn wuchs in Salzburg auf, machte am Akademischen Gymnasium 1963 die Matura und studierte dann am Mozarteum in Salzburg und an der Musikhochschule in Wien Dirigieren. Parallel dazu promovierte er auch an der Universität Salzburg in den Fächern Philosophie, Psychologie und Psychopathologie.

Belästigungsvorwürfe: Funktion ruhend gestellt

Am Dienstag stellte Gustav Kuhn seine Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl ruhend - nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung durch mehrere Künstlerinnen - mehr dazu in Gustav Kuhn stellt Funktion ruhend (tirol.ORF.at; 31.7.2018).

Durch diesen Rückzug gebe es Verunsicherung in Erl, sagt der Bürgermeister der Gemeinde - mehr dazu in Viele Fragezeichen bei den Festspielen Erl (tirol.ORF.at; 1.8.2018).