Kaderschmiede des Nazistaates erforscht

Das Gymnasium St. Rupert in Bischofshofen (Pongau) erforscht seine Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg. Die Nationalsozialisten enteigneten die Schule. Sie wurde Kaderschmiede für künftige Eliten Hitlers, ehe US-Truppen den Spuk beendeten.

„Deutsche Heimschule Kreuzberg - Oberschule für Jungen“ war von 1938 bis 1945 die genaue Bezeichnung der NS-Bildungsinstitution im barocken Bischofshofener Kloster-Schulbau. Hätten die Nazis ungehindert weitermachen können, dann wäre hier noch eine ihrer
berüchtigten „Nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ entstanden - eine „Napola“, wie sie es auch in anderen Regionen des Hitlerreiches gab.

Kreuzberg Missionsgymnasium Bischofshofen Gymnasium

ORF

Stiftsgymnasium auf dem Kreuzberg bei Bischofshofen. Hinten: Tennengebirge

Kirche sollte Hallenbad werden

Alois Lechner ist Schuldirektor im heutigen Missionsgymnasium St. Rupert. Seit der Befreiung Salzburgs durch die US-Armee gehört die Schule wieder der katholischen Kirche: „Die geistlichen Lehrer mussten gehen, äußere Symbole wurden entfernt – zum Beispiel die große Christusstatue ganz oben auf dem Dach. Sie wurde allerdings von Bauern gerettet und später wieder hierhergebracht. Die Kirche sollte aufgehoben und zu einem Hallenbad umgewandelt werden. Das ging allerdings aus statischen Gründen nicht.

Zeitzeuge Radacher erinnert sich an Drill

Peter Radacher ist ein wichtiger Zeitzeuge. Er war früher Hüttenwirt des Arthurhauses oberhalb von Mühlbach am Hochkönig und besuchte als Kind ein Jahr lang die „Deutsche Heimschule Kreuzberg“. Er kann sich noch gut an den Drill erinnern: „Zuerst hieß es aufstehen und anziehen. Und dann mussten alle zum Hissen der Flagge in den Hof. Rechte Hand zum Hitlergruß erhoben, Fingerspitzen in Augenhöhe. Dann wurden jeweils drei Strophen der entsprechenden Kampflieder gesungen, ehe es zum Frühstück ging.“

„Absoluter Gehorsam, Unterordnung, Opfergeist“

„Napola“ hießen die „nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ der Nazis. Die deutsche Heimschule Kreuzberg war noch keine, aber sie war auf dem Weg dahin, erzählt die Historikerin Gertrude Chalupny: „Es ging um Erziehung zu absolutem Gehorsam, Disziplin, Opferbereitschaft, Treue und Unterordnung in Hierarchien. Kritikloses Annehmen von Befehlen gehörte auch dazu. Die Wissensvermittlung kam dabei an die zweite Stelle.“

Die üblichen Sprüche

Der ehemalige Schüler Peter Radacher erinnert sich an die „Führer“ der Hitlerjugend in Bischofshofen, die die Schüler immer wieder gefragt hätten, wie ein guter Hitlerjunge sein müsse: „Dann musstest du die Fersen zusammenschlagen und sagen: hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie Windhunde.“

Die Matura abzulegen, das wurde für viele Kreuzberg-Schüler zum Problem, wie der heutige Direktor Alois Lechner schildert: „Sehr bald gab es keine achten Klassen mehr, weil alle Schüler bereits freiwillig zur Luftabwehr eingerückt sind. Ab 1944 sind sogar schon Schüler der sechsten Klassen eingerückt. Denen wurde dann per Bescheid die so genannte Kriegsmatura erteilt.“

Befreiung durch USA, Haft für Kriegsverbrecher

Im Frühling 1945 erreichten Truppen der amerikanischen Befreier auch die Schule in Bischofshofen. Sie richteten hier ein Lazarett ein. Ein Raum wurde vorübergehend zum Gefängnis für nationalsozialistische Kriegsverbrecher und SS-Leute.

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TV-Bericht von dem zeitgeschichtlichen Projekt zur Erforschung der Vergangenheit des Gymnasiums auf dem Kreuzberg