Erzbischof reagiert: Schwule im Firmunterricht diffamiert?

Er würde den Firmunterricht nicht so gestalten, und auch der Bad Gasteiner Pfarrer würde das nicht mehr so machen. So reagiert Salzburgs Erbzischof Franz Lackner auf heftige Kritik im Ort. Der Pfarrer diffamiere Homosexuelle, heißt es.

Es geht um Material für den Firmunterricht, das der Bad Gasteiner Pfarrer verwendet haben soll. Vier himmelschreiende Sünden kenne der katholische Katechismus, heißt es darin. Und diese wollte der neue Gasteiner Pfarrer Rainer Hangler seinen heurigen Firmlingen näherbringen:

  1. vorsätzlicher Mord
  2. Sodomie, Pädophilie, homosexuelle Akte
  3. Unterdrückung der Armen
  4. Arbeiter um ihren Lohn zu bringen

Das sei aktuelle Kirchenlehre und keinesfalls Diskriminierung Homosexueller, versichert Hangler. Das Papier sei nur eine Diskussionsanregung für die jungen Leute, und bei ihm habe sich niemand beschwert.

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Salzburgs Erzbischof Franz Lackner reagiert im Gespräch mit ORF-Moderatorin Viola Wörter auf die Kritik des Bürgermeisters an Pfarrer und Kirche

Eltern protestierten beim Bürgermeister

Nach Protesten aufgebrachter Eltern über den Firmunterricht des neuen Pfarrers hatte sich Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP) bei der Erzdiözese beschwert und die Tageszeitung „Der Standard“ eingeschaltet. Einige Eltern hätten sich beschwert, worauf er von den Kirchenverantwortlichen wissen wollte, ob Homosexualität als Sünde im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß sei, noch dazu in einem Atemzug mit Mord.

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TV-Bericht in „Salzburg heute“ über die Affäre in Gastein. Der Pfarrer betont, er habe niemanden verletzten oder diskriminieren wollen.

Erzbischof Lackner: „Würde das nicht so machen“

Er würde solche Dinge beim Firmunterricht nie sagen: „Ich firme sehr viel. Ich würde das nie so in den Raum stellen. Das wird auch unser Pfarrer nicht mehr tun. Aber es ist schon so, die Kirche lebt einen Idealtypus. Da meint man, die Sexualität hat einen Raum zwischen Mann und Frau. Ich lebe auch nicht diesen Idealtypus. Ich lebe zölibatär.“

„Ich habe Freunde, die homosexuell sind“

Wenn alle so leben würden wie er, dann würden sie auch aussterben, sagt der Erzbischof: „Es muss nicht jeder das leben. Ich habe Freunde, die homosexuell sind. Also das ist voll anerkannt. Aber man muss einer Kirche, einer Glaubensgemeinschaft das zugestehen. Diese lebt aber nicht mit dem Anspruch, dass das alle so machen müssen.“

Brief des Oberhirten sorgte für Enttäuschung

Die schriftliche Antwort des Oberhirten hatte Bürgermeister Steinbauer sichtlich enttäuscht. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner schrieb ihm: „Was die Frage praktizierter Homosexualität betrifft, fällt es in der heutigen Zeit der Kirche gewiss schwer, eine adäquate Sprache zu finden. Die Herausforderung ist, die christliche Idealgestalt gelebter Sexualität klar zu benennen, aber dennoch sich an jeweiligen anders lebenden Personengruppen nicht durch Verurteilung und Diskriminierung schuldig zu machen.“ Lackner schreibt weiters, „zeitgemäß“ sei keine Kategorie im Christentum. Im übrigen rät der Erzbischof dem Bürgermeister, er solle persönlich mit dem Pfarrer sprechen.

Pfarrer Hangler: „Es tut mir zutiefst leid“

Freitag hat ein ORF-Team den Bad Gasteiner PPfarrer Rainer Hangler besucht und befragt. Er habe es nicht erwartet und auch nicht abschätzen können, „dass jetzt da so etwas losgetreten wird“. Es sei absolut nicht seine Absicht, jemanden in eine Ecke zu drängen: „Ich will niemandem etwas Böses unterstellen. Ich will niemanden verletzen.“ Es sei einfach eine Auflistung aus dem Katechismus gewesen, über die man dann im Unterricht spreche.

Wenn er jemanden verletzte habe, dann tue ihm das zutiefst leid, sagt der Pfarrer: „Es war nicht meine Absicht, einen Menschen oder eine Bevölkerungsgruppe in irgendeiner Weise zu diskriminieren.“

HOSI prüft Klage gegen Firmunterricht

Die Homosexuelle Initiative Salzburg (HOSI) zeigt sich schockiert und teilt mit, man prüfe eine gerichtliche Klage: „In einem Firmunterricht im Jahr 2018 Homosexualität als eine der ‚Sünden, die zum Himmel schreien‘, zu bezeichnen, ist grob fahrlässig und führt zu massivem Leiden für homo- und bisexuelle Jugendliche. Jungen Menschen zu suggerieren, Homosexualität sei gleichzusetzen mit Mord, ist schlicht inakzeptabel“, kritisiert HOSI-Obfrau Gabriele Rothuber.

Homosexuelle und bisexuelle Jugendliche seien auch heute noch weit höheren psychischen Belastungen ausgesetzt als heterosexuelle Gleichaltrige, heißt es von der HOSI. „Wir kämpfen seit Jahren für gegenseitigen Respekt und Akzeptanz. Am Vormittag erhalten die Kinder einen Workshop zu Respekt, Vielfalt und gegenseitigem Verständnis. Am Nachmittag wird im Firmunterricht in der Pfarre Gastein Hass gepredigt – wenn ich daran denke, wird mir schlecht“, ergänzt Josef Lindner, Obmann der HOSI Salzburg.

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