Schneereicher Winter: Gletscher erholt

Die Gletscher in den Hohen Tauern sind im vergangenen Winter so stark gewachsen wie schon seit 20 Jahren nicht mehr. Das bestätigt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Bilanz gezogen werden kann aber erst am Ende des Sommers.

Die Gletscher der Hohen Tauern haben im vergangenen Winter bis zu 25 Prozent mehr Masse gewonnen als in einem durchschnittlichen Winter. Eine frische Schneedecke im Sommer schützt den Gletscher etwa eine Woche vor der Sonnenstrahlung. Am ungeschützten Gletscher kann hingegen im Sommer die Eisdicke in einer Woche um rund einen halben Meter abnehmen.

Experten bei Schneemessung

ZAMG

Experten der ZAMG erheben regelmäßig den Zustand heimischer Gletscher

Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) haben Ende April - wie jedes Jahr - gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur der Massenzuwachs der Gletscher am Hohen Sonnblick ermittelt. Dort befinden sich das Goldbergkees mit 1,4 Quadratkilometer Fläche und das Kleinfleißkees mit 0,8 Quadratkilometer Fläche.

Massezuwachs entspricht Wasserhöhe von zwei Meter

Um den Massenzuwachs im vergangenen Winter zu berechnen, wurde an rund 560 Punkten am Gletscher die Schneehöhe mit Sonden gemessen. An weiteren neun Punkten wurde zusätzlich die Schneedichte und die Schneetemperatur erhoben.

Schneehöhen am Goldbergkees

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Der Massenzuwachs am Goldbergkees liegt 22 Prozent über dem Durchschnitt und entspricht einer Wassersäule mit einer Höhe von 2080 Millimeter. Das Kleinfleißkees hat im vergangenen Winter 25 Prozent mehr Masse gewonnen als in einem durchschnittlichen Winter. Das entspricht einer Wassersäule mit 1760 Millimeter Höhe.

Entscheidend für die Gletscher sind die Sommer

Allerdings hat der extrem warme April die überdurchschnittlich hohe Schneedecke auf den Gletschern schon mehr als kompensiert. Die momentanen Schneehöhen liegen sogar schon unter dem Mittelwert für Anfang Juni. Für die langfristige Entwicklung der Gletscher in Österreich ist überhaupt die Witterung im Sommer wichtiger als im Winter, sagt ZAMG-Experte Hynek.

Die Pasterze Ende April 2018

ZAMG

Ungewohnt schneereich präsentierte sich die Pasterze heuer Ende April

„Es ist viel entscheidender, ob die gelegentlichen Kaltlufteinbrüche im Sommer auf den Gletschern Schnee oder Regen bringen. Denn eine frische, sehr weiße Schneedecke eines sommerlichen Schneefalles reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent und kann den Gletscher bis zu einer Woche vor dem Schmelzen schützen. Ein Gletscher ohne Neuschnee ist hingegen viel dunkler, nimmt daher viel Sonnenstrahlung auf und kann in einer Woche bis zu einen halben Meter an Eisdicke verlieren", erläutert Hynek.

Einfluss von Neuschnee auf Pasterze gut erkennbar

Deutlich sieht man diesen Effekt auf Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze am Großglockner. Sie erstreckt sich von rund 2100 bis 3500 Meter Seehöhe. Im oberen fast durchwegs kalten Bereich der Pasterze schneit es im Sommer zeitweise. In ihrem unteren Bereich bleibt es hingegen meist bei Regen, weil es hier zu warm ist. Daher sind die Abschmelzraten je nach Höhenlage sehr unterschiedlich.

Die Pasterze Ende Mai 2018

ZAMG

Die Pasterze Ende Mai 2018

Die Messungen der Winterbilanz sind eine langjährige Kooperation der ZAMG mit dem Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), wo die Messungen gleichzeitig als Praktikum für die Studierenden durchgeführt werden.

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