Transportable Mini-Häuser gegen Landflucht?

Unken (Pinzgau) könnte die erste Minihaus-Siedlung Salzburgs bekommen. Die Besitzerin eines mobilen Hauses sucht derzeit Gleichgesinnte. Solche Wohn- und Lebensmodelle aus den USA könnten laut Experten die Landflucht lindern.

Minihaus Tiny House

Manuel Haitzmann

Erstes regulär betriebenes Minihaus im Land Salzburg

Die Salzburger Gemeinde Unken an Österreichs Grenze zum Berchtesgadener Land in Oberbayern wäre bereit, ein Grundstück mitten im Ortszentrum zur Verfügung zu stellen. Bei steigenden Hausbau- und Wohnungspreisen sei das eine gute Zukunftsvision, argumentiert der Bürgermeister.

Mobil, qualitätsvoll, leicht, günstiger

„Tiny House Movement“ heißt die in den USA und Kanada schon lange beobachtbare Bewegung von Wohnpionieren, die Qualität und Mobilität mit günstigeren Preisen verbinden wollen. Es geht um winzige bis relativ kleine Wohnhäuser, die bei Bedarf leicht mit SUV-Anhänger oder Lkw auf Straßen transportiert und verlegt werden können. Anschlüsse für sanitäre Anlagen und Strom sind meistens genormt und auf jeweiligen Standorten und geeigneten Grundstücken rasch zu realisieren. Mit der besonders in den reichen Ostalpen bekannten, massiven und relativ teuren Bauweise von traditionellen Ein- und Mehrfamilienhäusern haben „Tiny Houses“ architektonisch, technisch und philosophisch kaum etwas zu tun.

Ab 30.000 Euro, zehn Häuser in Unken

Das Minihaus der Unkenerin Johanna Nimmervoll kostet in gutem Standard ca. 30.000 Euro, nach oben hin gibt es laut Experten aber kaum Grenzen bei der Ausstattung. Die Pionierin rechnet damit, dass die Monatsmiete für einen Platz in der geplanten Unkener Siedlung etwa 100 Euro oder etwas mehr betragen dürfte. Insgesamt zehn solcher Häuser seien möglich und bisher geplant.

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„Wenn Job, Partner nicht mehr passen, dann weg“

Das Minihaus in gut isolierter Leichtbauweise mit weitgehend natürlichen Materialien und 18 Quadratmetern Wohnfläche von Nimmervoll steht bisher auf dem örtlichen Campingplatz: „Es gibt auch in Europa immer mehr Leute, die diese eigene Wohnqualität aus den USA schätzen. Und es wird in Zukunft auch bei uns mehr Gemeinden geben, die Grundstücke verpachten oder vermieten - wo man zum Beispiel für zwei Jahre mit seinem Haus hinkommen und wohnen kann. Wenn der Job oder die Situation mit dem Partner wechselt, dann kann man mit seinem Haus weiterziehen und sich auf dem nächsten öffentlichen Platz ansiedeln.“

Unkener Politiker sehr aufgeschlossen

Tatsächlich hätte die Gemeinde Unken 2.000 Quadratmeter Bauland im Ortszentrum für ein solches Wohnmodell zur Verfügung. Sie würde das Areal auch an Besitzer von Minihäusern verpachten, sagt Bürgermeister Hubert Lohfeyer (ÖVP): „Wir haben das in der Gemeindevertretung thematisiert und sind gesprächsbereit. Wir finden diese neue Wohnform sehr spannend. Sie ermöglicht günstigeres Wohnen als auf dem allgemeinen Wohnmarkt.“

Neue Wohnformen gegen Landflucht?

Architekten, Raumplaner und Regionalpolitiker sagen, dass man mit diesem Modell eventuell auch die Landflucht in strukturschwachen Regionen lindern könnte - wenn zum Beispiel sportliche Leute aus Ballungszentren über mittlere und längere Zeiträume mobil zu Gemeinden auf das Land übersiedeln und so auch die Wirtschaft in der Peripherie beleben. Jetzt fehlen der Unkener Vorreiterin Johanna Nimmervoll nur noch Gleichgesinnte, um die erste Minihaus-Siedlung im Land Salzburg mit zehn Wohnplätzen zu realisieren.

Martina Lublasser, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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