Tierärztemangel auf dem Land droht
Der Dienst eines Tierarztes ist komplett anders geregelt als jener seines Kollegen aus der Humanmedizin. Für die Tierärzte gibt es keinen Kollektivvertrag. Sie sind in der Regel selbstständig, für die Rund- um-die-Uhr-Bereitschaft gibt es kein Geld. Notdienste seien bislang selbst von der Tierärzteschaft organisiert worden, sagte Gernot Eibl, Tierarzt in Abersee (Flachgau): „Die Tierärzte kriegen nichts. Es geht um die Wochenenden, um die Nachtdienste - da wird es zunehmend schwieriger.“
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Auch die Landwirte sind alarmiert. Mittlerweile sei es ganz und gar nicht mehr einfach, an den Wochenenden oder in der Nacht schnell einen Tierarzt zum Hof zu bekommen, sagte Sigrid Empl aus Goldegg (Pongau). „Es war einmal besser, da waren sie zu zweit und immer hat einer Dienst gehabt. Jetzt kann es aber passieren, dass man niemanden erwischt. Bei einer Geburt oder Entzündung braucht man schnell jemanden - da müssen wir auch von weither einen Tierarzt holen“, so die Landwirtin.
Angehende Tierärzte wollen angestellt sein
Absolventen der Veterinärmedizin seien nicht mehr bereit, unentgeltlich 24 Stunden auf Abruf zu sein. Zudem sei das Arbeiten auf Werksvertragsbasis in Tierarztpraxen kein Thema mehr. 80 Prozent der Absolventen wollen angestellt werden, das heißt eine 40-Stunden-Woche. Das gehe beim Tierarzt aber vorbei an der Realität, so Eibl.
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Tierärztemangel am Land
Dass es immer schwieriger wird, Ärzte für Praxen am Land zu finden, ist kein Geheimnis, jetzt schlagen aber auch die Veterinärmediziner Alarm.
Nutztierbereich als größtes Problem
Sollten nicht bald Tierärzte im Nutztierbereich - also für die Arbeit auf Bauernhöfen - nachkommen, sieht der Schwarzacher (Pongau) Tierarzt Dietmar Gerstner die Nahrungsmittelsicherheit in Gefahr. „Vor allem in der Nutztierhaltung geht es um Lebensmittelproduktion - Dinge wie Lebensmittelsicherheit, Arzneisicherheit, also im weitesten auch Konsumentenschutz. Das wäre eine Katastrophe, wenn diese qualitative Betreuung nicht mehr gewährleistet ist“, erklärte der Tierarzt.
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Branche ist heillos überaltert
Außerdem sei die Branche heillos überaltert, ergänzte Gerstner. Mehr als die Hälfte aller selbständigen Tierärzte sei mittlerweile älter als 50. Das Problem an der Sache: junge, angehende Tierärzte zieht es vorwiegend in Tierkliniken oder Kleintier-Praxen in den Städten, auf die Arbeit am Land haben nur wenige Lust.