48. Rauriser Literaturtage beginnen

Von Mittwoch bis Sonntag sind bei den Rauriser Literaturtagen wieder namhafte Autorinnen und Autoren mit ihren neuesten Werken zu Gast, diesmal unter dem Motto „Frühe Jahre“. Es lesen unter anderem Paulus Hochgatterer, Karin Peschka oder Felix Mitterer.

Wie erzählt man glaubhaft aus der Perspektive eines Kindes? Und wie kann man Kindheit überhaupt erzählen - eine Lebensphase, in der ja vieles unbewusst abläuft! Die 48. Rauriser Literaturtage versprechen eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Kindheit und Jugend. Weil die heile Welt literarisch stets weniger relevant zu sein scheint, haben die Intendanten Ines Schütz und Manfred Mittermayer hauptsächlich Autoren und Autorinnen eingeladen, die problematische Kindheiten ansprechen. Manfred Mittermayer erklärt: „Die Literatur ist in der Lage, auch in unserer europäischen, vermeintlich behüteten Zivilisation darauf aufmerksam zu machen, dass es viele Kinder gibt, denen es schlecht geht, die ausgebeutet werden“.

Und so hört man heuer in Rauris von Kindern eines nepalesischen Heimes oder auch von einer jungen Ukrainerin, die sich zur Prostituierten machen lässt, um nach Deutschland zu kommen. Aber auch Österreich, Deutschland und die Schweiz sind in den diversen Büchern die Schauplätze für wenig wertschätzenden Umgang mit Kindern.

Auftakt: Verleihung der Literaturpreise

Mit der Verleihung der Literaturpreise beginnen am Mittwoch Abend die 48. Rauriser Literaturtage. Den Hauptpreis in der Höhe von 8.000 Euro erhält die Wienerin Raphaela Edelbauer. Der Förderungspreis im Wert von 4.000 Euro ergeht an den gebürtigen Pinzgauer Florian Gantner.

Nicht selten werden durch Literaturpreise Autoren und Autorinnen geehrt, die ohnehin schon renommiert sind. Die beiden Rauriser Literaturpreise sind hingegen ausdrücklich Nachwuchsliteraten vorbehalten. Der Hauptpreis gilt einem Prosa-Erstlingswerk in deutscher Sprache - und wurde unter anderem einst Herta Müller (1985) oder Michael Köhlmeier (1983) verliehen. Heuer fiel die Wahl der jährlich wechselnden Jury auf das Buch „Entdecker“ von Raphaela Edelbauer (Jahrgang 1990).

Bedeutung von Sprache in den Naturwissenschaften

Die Wienerin hat Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst studiert und stellt die Bedeutung der Sprache über jene des Erzählens. Für ihr heute preisgekröntes Buch „Entdecker“ hat sie sich bewusst mit Naturwissenschaft beschäftigt, sagt Edelbauer: „Weil Naturwissenschaft das Faktische ist, oder das vermeintlich Faktische. Es scheint so als wären die Regeln der Physik eine Formulierung dessen, wie die Welt ist. Zu zeigen, dass das relativ ist und dass es trotzdem auf Sprache beruht, hat mich sehr interessiert“.

Dass Raphaela Edelbauer einen Zug zur modernen Kunst hat, zeigt sich auch daran, dass sie Texte für Neue Musik schreibt. Derzeit arbeitet sie am Libretto für eine Oper der kroatischen Komponistin Margareta Ferek-Petric.

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