Srebrenica-Massaker in Salzburg auf der Bühne
Srebrenica steht für den größten Völkermord, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa verübt wurde. Im Juli 1995 wurden mehr als 8.700 Bosniaken, vorwiegend Buben und Männer, durch Mitglieder der bosnisch-serbischen Armee massakriert. Die UNO-Schutztruppe war nur leicht bewaffnet und gewährte keinen Schutz. Die Niederlande als entsendender Staat der UNO-Blauhelme wurden dafür in zumindest ausgewählten Fälle für schuldig befunden.
Text eines Überlebenden als Basis für Stück
Nuhanovic ist einer der Überlebenden des Massakers, der auch die Niederlande wegen des Verhaltens ihrer Soldaten verklagte. Zusätzlich schrieb er den Text, der dem Stück „Srebrenica“ zugrunde liegt. Darin erzählt er seine Lebensgeschichte - eine Geschichte, die eng mit dem mörderischen Krieg in seinem Heimatland Bosnien-Herzegowina verbunden ist.
Schauspielhaus Salzburg / Sabine Stallegger
Zunächst ist die Familie Nuhanovic bei Serben und Bosniaken angesehen, dann wird sie zu Flüchtlingen im eigenen Land. Schließlich gelangt die Familie nach Srebrenica, wo die UNO eine Schutzzone eingerichtet hat. Doch die Sicherheit ist trügerisch, wie man weiß: Zu den Opfer zählt auch die Familie Nuhanovic, Hasan ist der einzige Überlebende: „Die UNO starrt den Boden an, die Holländer werfen die Flüchtlinge raus. Draußen warten die Serben - und jetzt haben sie auch noch meine Familie“, heißt es im Text.
Ensemble traf die Hauptfigur
Die Salzburger Produktion ist als Zusammenarbeit mit der Aktion „Bauern helfen Bauern“ entstanden. Die Salzburger Politikerin Doraja Eberle unterstützt mit dieser Aktion seit 1992 Menschen in Kroatien und Bosnien. Sie arrangierte einen Besuch in Bosnien, bei dem Regisseur Peter Arp und das Ensemble den Autor kennenlernten. Nuhanovic übergab ihnen den noch unveröffentlichten Text, der nun dem Stück zugrunde liegt.
Schauspielhaus Salzburg / Sabine Stallegger
Die Erlebnisse des Besuchs wurden Teil der Aufführung, erzählte Arp: „Diese Balance wird zu einer Collage, die es uns bei den Proben auch immer wieder ermöglicht hat, durchzuatmen, auszuatmen und das, was wir tun, wie von außen anzuschauen und uns immer wieder zu vergewissern, dass das, was wir da erzählen, ja nicht nur die Geschichte von Hasan Nuhanovic ist.“
Karge Bühne, aufrüttelndes Stück
Gespielt wird auf einer kargen Fläche, die an einen muslimischen Friedhof erinnert. Matthias Hinz hat sich die Rolle des Hasan Nuhanovic völlig zu eigen gemacht: Um ihn herum zeigt das fünfköpfige Ensemble in „Srebrenica“, wie Kunst vielleicht noch besser als eine Dokumentation Menschen packen und bei Herz und Hirn rühren kann.
Eva Halus, ORF Salzburg Kultur