Straßenkunst soll Bahnhofsplatz „retten“

Der Südtirolerplatz vor dem Salzburger Hauptbahnhof soll mit Straßenkunst (Streetart) das ganze Jahr über aus der Schmuddelecke geholt werden. Stadt und ÖBB wollen soziale Probleme nun in den Griff bekommen.

Der Südtirolerplatz vor dem Hauptbahnhof ist nach einer sündteuren Umgestaltung in den 1990er-Jahren neben einem Ort des Kommen und Gehens von Reisenden auch ein beliebter Treffpunkt für Arme, Obdachlose, mutmaßliche Dealer und Drogenkonsumenten, Alkoholiker und offenbar beschäftigungslose Asylwerber oder Zuwanderer.

„Menschen nicht vertreiben, sondern betreuen“

Der Stadtpolitik, Polizei, Anrainern und Reisenden sind manche Vorgänge und Zustände dort schon länger ein Dorn im Auge. Mit einem Alkoholverbot sollte schon bisher auf ordnungspolitischer Seite eine Verbesserung erreicht werden. Daneben soll noch ein Sozialkonzept erstellt werden - in Verbindung mit der neuen Straßenkunst, die es auf dem Platz nun regelmäßig geben soll. „Wir wollen die Menschen nicht vertreiben, sondern betreuen“, sagt Kulturreferent und Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Mit den ÖBB stellte er Donnerstag die neue „Kulturschiene“ vor. Ziel: „Die Salzburger sollen wieder stolz auf ihren Bahnhofsplatz sein.“

Bahnhofsvorplatz Hauptbahnhof Salzburg soziale Probleme

Gerald Lehner

Trinker und andere Männergruppen auf dem Platz im Frühling 2017

Vorbilder Madrid und Paris

Bewusst habe die Stadt dabei auf ein neues Profil gesetzt und sich für die Straßenkunst entschieden, erläutert Ingrid Tröger-Gordon, die Leiterin der städtischen Kulturabteilung. Mit der Umsetzung beauftragt wurden der Künstler Valentin Alfery, der bereits in Madrid einen Platz mit Streetart dauerhaft belebt hat, und die Agentur „Rookies at Work“.

Aus dem Bereich der Straßenkunst sollen regelmäßig internationale, aber auch lokale Künstler geholt werden. Dazu soll es Platzinterventionen geben, das erste Projekt wird eine Tape-Art-Installation des Italieners Carlo Galli sein, der die Licht-Stele auf dem Platz bekleben wird.

Mitmachen ohne Vorkenntnisse

Nach dem Vorbild des Pariser Centquartre soll vor dem Bahnhof außerdem ein Spot für „Each One Teach One“-Sessions entstehen: In regelmäßigen Treffen können sich Interessierte auch ohne jegliches Vorkönnen in den verschiedensten Künsten probieren - von Musik, Zirkusakrobatik über Yoga bis hin zu Salsa oder Capoeira.

Im Sommer soll die „Kulturschiene“ zumindest einen Tag pro Woche präsent sein, im Winter alle zwei Wochen. Die Bespielung des Platzes werde kuratiert erfolgen, sagte Alfery, wobei sich selbstverständlich alle Interessierten melden können, um ins Programm genommen zu werden. Bei genügend Nachfrage könnten sicher auch an mehreren Tagen pro Woche Veranstaltungen durchgeführt werden.

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Gerald Lehner

150.000 Euro für das erste Jahr

Das Budget des Projektes ist 150.000 Euro schwer, das sich die Stadt und die ÖBB teilen. Fixiert ist der Betrag vorerst nur für heuer, sagte Auinger. Die Kulturschiene" sei aber auf jeden Fall langfristig angelegt. Silvia Angelo, Mitglied des Vorstands der ÖBB-Infrastruktur AG, sagt, dass sich die Bundesbahnen immer wieder an Kulturprojekten an Bahnhöfen beteilige. In dieser Form sei das Engagement aber bisher einzigartig.

Der Startschuss für die „Kulturschiene“ erfolgt am 17. Februar. Neben der Tape-Art-Installation wird es ein Konzert von „Scheibsta und die Buben“ und einen Winter Food Market geben.

Stimmen der Bevölkerung: Hauptbahnhof in der Krise?

Anrainer, Händler und Passanten wünschen sich in der Nacht mehr Hilfe durch Polizei und Sicherheitsleute. Eine Reportage ... (salzburg.ORF.at; 17.3.2017)

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