Toleranzpreis für Marko Feingold

Der Salzburger Marko Feingold hat den „Toleranzpreis“ der Europäischen Akademie der Wissenschaften bekommen. Als ältester Überlebender des Holocaust in Österreich informiert er die Jugend seit langem, wohin Rassismus, politischer wie sonstiger Hass führen.

Marco Feingold Preisverleihung der Europäischen Akademie der Wissenschaften

Michael Hufnagl

Der Geehrte freute sich sehr und bedankte sich mit einer nachdenklichen, aber auch humorvollen Rede

Feingold ist mittlerweile 104 Jahre alt und erfreut sich körperlich und seelisch guter Gesundheit. Er hat wegen seines Charmes, seiner intellektuellen Fähigkeiten, seiner Selbstironie und seines Humors seit langem viele Fans in Salzburg, Österreich und darüber hinaus.

Vier NS-Todeslager überlebt

Als „echter Mann der Toleranz“ wurde er jüngst bei dieser Preisverleihung gepriesen. Obwohl er nach eigenen Angaben im jüdischen Sinn nicht sehr gläubig ist, fungiert Feingold seit langer Zeit als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg.

Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald - der Salzburger hat vier Konzentrations- bzw. Todeslager der Nationalsozialisten überlebt: „Ich wusste während dieser sechs Jahre, wenn ich das überleben sollte, dann muss ich das weitergeben, wohin manche Ideologien führen können.“

„Ich lese nie vor, rede lieber persönlich“

Nach dem Krieg half Feingold zunächst jüdischen Überlebenden der NS-Vernichtungslager bei ihrer Flucht bzw. Reise nach Palästina und Israel. Danach entwickelte er neben dem Beruf im Ehrenamt eine rege Vortragstätigkeit für die Schuljugend in Österreich und Deutschland: „Ich versuche in jedes Gesicht zu schauen. Deshalb lese ich bei Vorträgen nichts vor. Ich wüsste dann nicht, wie das Publikum ausschaut. Ich kann nur aus dem Gedächtnis heraus vortragen. Darum sind meine Vorträge auch so verschieden.“

Marco Feingold Preisverleihung der Europäischen Akademie der Wissenschaften

Michael Hufnagl

Herzchirurg Unger, Feingold, Abt Birnbacher

Abt hält Laudatio

Feingold habe mit „nobler Gelassenheit, Humor, Schlagfertigkeit und standhafter Aufrichtigkeit“ auch nach 1945 dem Antisemitismus standgehalten und dabei niemals Gleiches mit Gleichem vergolten, sagte sein wesentlich jüngerer Wegbegleiter und Freund Korbinian Birnbacher, Theologe und Erzabt des Stiftes St. Peter. Er war bei der Preisverleihung im Saal der „Salzburger Nachrichten“ der Laudator für Feingold.

„Schande, dass wir ihn nicht früher geehrt haben“

Der Toleranzpreis der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste mit Hauptsitz in Salzburg wird seit 1997 vergeben. Der Salzburger Herzchirurg Felix Unger gehört zur Jury:

Buchtipp - Feingolds Autobiografie trägt den Titel: „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh“, erschienen im Otto Müller Verlag, Salzburg 2012

„Der Zeitpunkt ist eine kleine Schande, muss ich eingestehen. Wir haben oft Preisträger von außerhalb von Salzburg. Ich habe dann gesagt, hören wir damit auf, wir haben hier doch den Hofrat Feingold. Es ist eine Schande, dass wir ihn nicht früher geehrt haben.“

Und der Geehrte sagte zum Schluss nach allen Reden vor dem gemeinsamen Essen: „So bedanke ich mich, dass Sie mir so brav zugehört haben. Ich würde mich gerne stundenlang mit Euch unterhalten, aber unser Mittagessen ruft. Und die Suppm wird kalt.“

Fußballfan, Humanist

Marco Feingold auf dem Fußballplatz

Gerald Lehner

Marko Feingold als Zuschauer im Herbst 2011 beim Spiel einer Halleiner Schülermannschaft gegen Kinder eines jüdischen Fußballclubs aus München, organisiert von dem mittlerweile verstorbenen Halleiner SPÖ-Stadtpolitiker und Geschichtsforscher Walter Reschreiter (1960-2017)

Marco Feingold - Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde Salzburg

Gerald Lehner

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