Hitlers Künstler: Neuer Vorschlag im Straßenstreit
Donnerstag übergaben der Historiker Andreas Praher und der Bildhauer Daniel Toporis ein nachgebildetes Schild der Thorak-Straße bei einem symbolischen Akt dem Museumsdirektor und Kunsthistoriker Martin Hochleitner vom Salzburg Museum. Dieser möge bald auch die echten Straßenschilder in seine Sammlung aufnehmen können und in einer Schau die bizarre und lange Debatte über die Thorak-Straße in Salzburg ausführlich dokumentieren, so der dringende Wunsch und Vorschlag der Besucher im Museum in Richtung Stadtpolitik.
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Seit langer Zeit bemühen sich der Salzburger KZ-Verband und viele andere Akteure und Institutionen gegenüber der von der SPÖ dominierten Stadtpolitik um eine Umbenennung der Straße - bisher vergeblich. Diese war 1963 zu Ehren von Hitlers Lieblingsbildhauer benannt worden.
„Schlampigen Umgang mit NS-Geschichte beenden“
Siegfried Trenker vom KZ-Verband, der die Erinnerung an die in den meisten Fällen schon längst verstorbenen Opfer der Nationalsozialisten wachhält, betonte Donnerstag bei der Übergabe des Schildes an Museumschef Hochleitner: „Es muss endlich Schluss sein mit der Würdigung prominenter Nationalsozialisten in Salzburg. Es geht nicht darum, die Geschichte auszulöschen, sondern den schlampigen Umgang mit der NS-Vergangenheit Österreichs zu beenden und diesen Umgang künftig auch in Museen darzustellen.“
Es sei kein gutes Zeugnis und international ein fragwürdiges Scheinwerferlicht für die Stadt Salzburg, wenn fast mehr als 70 Jahre nach dem Untergang Hitlers in Salzburg noch immer eine Straße nach einem der führenden Künstler des Dritten Reiches benannt sei.
Bürgermeister Schaden verwies auf Gutachten
Vor einem Jahr hatte Salzburgs nun demächst zurücktretender Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) zu der schon seit vielen Jahren laufenden Debatte gesagt, die Stadt würde mit Historikern ein Gutachten erstellen, ob und - wenn ja - wann die Thorak-Straße umbenannt werden soll. Über den Stand dieses Verfahrens ist bisher nichts Neues bekannt.
Zuletzt hatte es noch mehrfachen Wirbel und heftige Debatten gegeben, weil Thoraks Straßenschilder im Stadtteil Aigen von unbekannten Tätern beschmiert, dann entwendet bzw. abmontiert und von der Stadtverwaltung wieder neu in Stellung gebracht wurden.
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Gerald Lehner
Links:
- NS-Straßennamen: Antrag für Umbenennungen (salzburg.ORF.at; 21.9.2016)
- NS-Straßennamen: NEOS fordern Gesamtkonzept (salzburg.ORF.at; 16.9.2016)
- NS-Künstler Thorak: „Straßendebatte immer grotesker“ (salzburg.ORF.at; 15.9.2016)
- NS-Künstler: „Unendliche“ Affäre um Straßenschilder? (salzburg.ORF.at; 16.8.2016)
- FPÖ zu Kritik an NS-Künstler: „Gesinnungsterror“ (salzburg.ORF.at; 4.8.2016)
- NS-Künstler Thorak: Straßenschilder gestohlen (salzburg.ORF.at; 3.8.2016)
- Kastner und Toporis beschreiben ihre Kunstaktion
- NS-Künstler Thorak: Straßenschilder erneuert (salzburg.ORF.at; 23.6.20169
- Schilder der Thorak-Straße beschmiert (salzburg.ORF.at; 25.5.2016)
- Kunst im Kurpark gegen Thorak-Kult (salzburg.ORF.at; 4.5.2016)
- Kunstmarathon gegen Hitlers Bildhauer (salzburg.ORF.at; 25.4.2016)
- Thoraks Hitlerbüste in Danzig gefunden (salzburg.ORF.at; 5.11.2015)