Siebenschläfer stören Festspiele

In Salzburgs Festspielhäusern treiben immer wieder Siebenschläfer ihr Unwesen und ihren Schabernack. Es gab sogar schon spontane Auftritte auf der Opernbühne vor vollbesetztem Haus. Sie nagen Kabel und Geräte an, sorgen für Schäden.

Zum Beispiel bei einer Probe für die aktuelle Inszenierung von Verdis „Aida“: ORF-Aufnahmeleiterin Gerti Mittermeyer bemerkte eine Störung. Die Salzburgerin dachte zuerst an einen Schaden an ihrem Kopfhörer: „Der Tonmeister überprüft die Lage. Meine Ohren sind auch noch gesund. Dann kommt der Tonassistent Lukas und sagt: Das war der kleine Liebling, einer unserer Siebenschläfer, der sich in der Ton- und Haustechnik eingenistet hat.“

Siebenschläfer

Julien31/wikimedia.org

Erdbeeren aus Falle gestohlen

Außer dem Kopfhörerkabel hat der Siebenschläfer auch die Telefonleitung zum ORF-Funkhaus in Wien durchgebissen. Vor allem bei Live-Übertragungen ist dieser Kontakt sehr wichtig. Die Hausverwaltung der Festspiele hat nun Fallen aufgestellt, mit der die Desperados lebend eingefangen werden sollen. Obst dient als Köder. Und den Siebenschläfern hat es gut geschmeckt, so die Aufnahmeleiterin: „Die guten Erdbeeren waren alle weg, und die Falle war gar nicht zugeklappt – eine Meisterleistung.“

Und Marco Piso von der Haustechnik der Festspiele vermutet, es gebe wohl viele Siebenschläfer in seinem Etablissement. Sie seien sehr gesellig: „Wir haben im Schüttkasten immer wieder Auslösungen der Alarmanlage. Es gibt das auch im Haus selbst immer wieder an verschiedenen Stellen.“

Ein gutes Kabel immer fein zu nagen

Die beiden Salzburger Festspielhäuser sind direkt an den Mönchsberg gebaut, für Siebenschläfer aus der stadtnahen Wildnis also leicht zu erreichen: „Wir haben kilometerlange Kabel im Gebäude mit entsprechenden Schächten, wo die sich natürlich sehr wohl fühlen. Das sind Höhlen für die Tiere. Und die Kabel sind sehr anfällig, dass sie angenagt werden.“

Das Management nimmt die Schäden nicht auf die leichte Schulter. Viel lässt sich allerdings nicht ausrichten. Siebenschläfer seien viel zu raffiniert, um in die Lebendfallen zu gehen, betont eine Kennerin: „Sie benutzen diese eher als Futterstellen für gutes Obst.“

Aussetzen - möglichst weit weg?

So bleibt nur noch, möglichst alle Zugänge dicht zu machen, erzählt Manager Piso: „Wir haben immer wieder Phasen, wo es keine Probleme gibt. Und dann sind plötzlich wieder Mitbewohner da.“ Geht ein Siebenschläfer doch einmal versehentlich in die Falle, dann wird er ausgesetzt - und zwar ziemlich weit weg, damit er nicht mehr ins Festspielhaus zurückfindet. Ob das funktioniert, darauf hoffen viele. Der taktische Erfolg steht laut Kennern der animalischen Verhaltensweisen aber in den Sternen. Die Frechen seien nämlich auch gute Navigatoren.

Eva Halus, Gerald Lehner - ORF Salzburg

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