Walserberg wird zum Campingplatz für Fernfahrer

Das deutsche Wochenend-Übernachtungsverbot in Lastwagen wirkt sich auf österreichische Raststätten aus. Der Rastplatz am Walserberg glich an diesem Wochenende einem Campingplatz für Fernfahrer. Gewerkschafter warnen vor der Übermüdung der Fahrer.

Das Übernachtungsverbot in Lastwagen gilt in Belgien, Frankreich und seit kurzem auch in Deutschland. Die Regelung will bezwecken, dass Fernfahrer ihr Wochenende zu Hause verbringen. Das neue Gesetz betrifft jene LKW-Fahrer, die oft ihre Ruhezeiten in den Fahrerkabinen verbringen. Weil zahlreiche Fernfahrer aber aus Kosten- und Zeitgründen nicht für zwei Tage zurück in ihre Heimat fahren können oder wollen, wichen sie an diesem Wochenende auf österreichische Rastplätze aus. Der Autobahnrastplatz am Walserberg wurde in der Folge zu einem Campingplatz für Fernfahrer.

LKW Camping Walserberg

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Jeder Stellplatz war am Walserberg belegt

Fernfahrer nutzten die Ruhezeit, um ihr Essen für die kommende Woche vorzubereiten. Andere versuchten sich so gut es geht zu erholen. „Wirklich erholen können wir uns hier nicht - im Sommer wird es schnell extrem heiß, im Winter ist es zu kalt. Es ist alles sehr spärlich für uns“, schilderte ein Fernfahrer aus Ungarn.

Fernfahrer halten nichts vom Übernachtungsverbot

Die meisten Fernfahrer am Walserberg sehen ihre Familien nur alle paar Monate. Fahrer aus Rumänien oder der Türkei führen oft über Monate hinweg ein Nomadenleben. Trotz prekärer Zustände auf den Autobahnparkplätzen halten die Fahrer nichts vom jetzt in Deutschland erlassenen Übernachtungsverbot in Lastwägen. „Die Hotels rund herum sind uns zu teuer, das können wir uns nicht leisten“, sagte ein Fernfahrer aus der Türkei. Viele suchen sich Übernachtungsalternativen, um mit den geringen Gehältern auszukommen, die osteuropäische Frächter auszahlen.

LKW Camping Walserberg

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Fernfahrer sitzen die Zeit ab - Gewerkschafter bezweifeln den Erholungswert auf einer Raststätte

Gewerkschaft bezweifelt Erholungswert auf Raststätte

Gewerkschafter befürchten, dass nach dem Übernachtungsverbot in Frankreich, Belgien und Deutschland künftig noch mehr Fahrer auf österreichische Rastplätze ausweichen könnten, obwohl bereits am ersten Wochenende nach Einführung des Verbotes in Deutschland jeder Meter verparkt war. „Jeder Fahrer versucht den Weg des geringsten Widerstandes, dann werden sie natürlich zuerst auf Länder ausweichen, in denen das Übernachten noch erlaubt ist“, sagte Gewerkschafter Kajetan Uriach.

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Übernachtungsverbot im LKW füllt Rastplätze in Salzburg
Der Autobahnrastplatz am Walserberg glich an diesem Wochenende einem Campingplatz für Fernfahrer

Die Gewerkschaft fordert hingegen eine Regelung, die es den Fernfahrern ermöglicht, ihre Wochenende häufiger zu Hause verbringen zu können und nicht die Zeit auf einer Raststätte absitzen zu müssen. „Letztendlich reden wir hier von Menschen, die 40 Tonnen im Straßenverkehr bewegen und da geht es auch um Sicherheit. Die schlimmsten Unfälle entstehen immer noch durch Übermüdung. Welchen Erholungswert ein Wochenende auf einer Autobahnraststätte für den Fahrer hat, kann sich jeder denken“, kritisierte Uriach.