Salzburgs vergessener Kurort wiederentdeckt

Einst war Bad Fusch bei Fusch an der Glocknerstraße (Pinzgau) ein mondäner Kurort - in einer Liga mit Bad Gastein (Pongau). Außer einer Hotelruine ist davon aber nichts mehr übrig. Ein neues Buch erinnert an die lange Geschichte.

Einst war Bad Fusch - in knapp 1.200 Meter Seehöhe in einem Seitental des Fuscher Tales gelegen - von Kurgästen belebt. Heute liegt es im Dornröschenschlaf. Das neue Buch „Bad Fusch - eine Wiederentdeckung“, das am Freitag offiziell vorgestellt wird, soll den Ort jetzt wieder etwas bekannter machen.

Historische Fotografie des Kurorts Bad Fusch bei Fusch an der Glocknerstraße

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Vom Aufschwung des 19. Jahrhunderts bleiben heute nur noch alte Fotos

Für die Autorin Gertraud Steiner strahlt die Geschichte von Bad Fusch Dramatik aus: „Angefangen von den Lawinenabgängen, die immer wieder zerstörerisch auf den Ort eingewirkt haben. Aber daneben gab’s dann immer wieder Baderfamilien, die trotzdem weitergemacht haben, die irgendwie dieses Pinzgauer Temperament mitgebracht haben, um sich wieder aufzurappeln, wieder aufzubauen.“

Durch Erzbischof erstmals prominent gemacht

1422 wurde Bad Fusch zum ersten Mal erwähnt - als Pinzgauer Bauernbad. 400 Jahre später entdeckte dann der Salzburger Erzbischof Friedrich Fürst Schwarzenberg den Kurort für sich, schildert Brigitte de Mas vom Museum Mühlauersäge: „Dann sind natürlich die Würdenträger gekommen, die Geistlichkeit, die besseren Herren. Und der Ort wurde dann emporgehoben. Das war dann der erste Teil der Blüte.“ Schwarzenbergs Amtszeit in Salzburg war von 1835 bis 1850.

„Bad Fusch ist das wunderbarste Bad, denn es hat sicher noch niemandem geschadet“, schrieb der Naturforscher und Alpinist Anton von Ruthner im 19. Jahrhundert. Anfangs wurden die Kurgäste noch nach Bad Fusch hinaufgetragen. Der Ort machte sich nach und nach einen Namen als mondäner Kurort. Vor dem Ersten Weltkrieg war Bad Fusch ein Hotspot im Land Salzburg - ähnlich wie Bad Gastein. Nach dem Krieg setzte langsam der Niedergang ein.

Wiederbelebungsversuch in 1970ern erfolglos

„Bad Fusch hat immer den Beinamen ‚Das lustige Alpenbad‘ getragen“, sagte Buchautorin Gertraud Steiner. „Hier wurde auch gejodelt, gesungen, getanzt. Und diese Volkskultur war Teil des Lebens.“

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Neues Buch über alten Kurort

ORF-Redakteurin Viola Wörter hat Bad Fusch besucht und sich das neue Buch angesehen.

Auch Siegfried Embacher, Altbürgermeister von Fusch an der Glocknerstraße, weiß: „Viele Leute haben die Hauptkur damals in Bad Gastein oder Bad Hofgastein gemacht und die Nachkur in Bad Fusch. Und man hat vieles nachgesagt, dass die Zweitkur die bessere gewesen ist.“ In seiner Amtszeit zwischen 1974 und 1991 versuchte Siegfried Embacher, Bad Fusch wiederzubeleben - allerdings vergeblich.

Altes, verfallenes Hotel in Bad Fusch

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Die Ruine des ehemaligen Kurhotels gehört der Gesellschaft für religiöses Brauchtum

Gemeinde „in der Warteposition“

Heute gibt es in Bad Fusch neben der Kirche St. Wolfgang eine Jausenstation und eine neugebaute Kneippanlage. Dazu sprudelt nach wie vor Wasser aus den Heilquellen. Aber die Hotelruine steht immer noch so da wie vor Jahrzehnten. Denn das Areal ist im Privatbesitz - es gehört einem Verein mit dem Namen Gesellschaft für religiöses Brauchtum. Der aktuelle Fuscher Bürgermeister Hannes Schernthaner (ÖVP) hat deshalb keine Mittel, Bad Fusch aus seinem Dornröschenschlaf wiederzuerwecken: „Wir können natürlich keine Pläne machen. Wir als Gemeinde haben nichts in Besitz. Wir sind eigentlich eher in der Warteposition.“

Buchhinweis

Gertraud Steiner: Bad Fusch - Eine Wiederentdeckung. Verlag Anton Pustet, 192 Seiten, 25 Euro.

So lässt man Bad Fusch nun mit Geschichten wieder aufleben - Geschichten über Künstler wie Hugo von Hofmannsthal, den ein Kirchengemälde hier für seinen „Jedermann“ inspiriert haben soll, oder über den Bildhauer Toni Schneider-Manzell, der sich hier mit seinen Kunstwerken verewigte. Diese Geschichten sind in dem neuen Buch festgehalten.