Vermisste Bergsteiger tot gefunden

In Salzburgs Bergen konnten auf dem Untersberg (Flachgau) und bei Leogang (Pinzgau) zwei vermisste Wanderer nur noch tot geborgen werden. Für beide liefen große Suchaktionen. Und beide hatten niemandem gesagt, wohin sie genau gehen.

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ORF / Arnold Klement

Suchaktion in der Nacht auf Mittwoch

In Leogang ist ein 28-jähriger Tiroler im Gebiet des Birnhorns abgestürzt und ums Leben gekommen. Seine Schwester hatte Dienstagabend Alarm geschlagen. Mittwoch konnte das Handy des Wanderers über seinen persönlichen Computer zu Hause und dessen private GPS-Suchfunktion via Internet geortet werden. So wurde auch der Leichnam entdeckt.

Mittwochnachmittag war es dann traurige Gewissheit, dass auch der zweite Vermisste dieser Tage im Land Salzburg tot ist. Der 46-jährige Oberösterreicher wurde auf dem Untersberg unweit des Grödiger Törls aufgefunden - abseits des Dopplersteiges in unwegsamem Gelände - nicht sehr weit oben auf dem Berg. Dieser Mann wurde seit Dienstagmittag vermisst und dürfte auch abgestürzt sein.

Großeinsätze

Dutzende Bergrettungsleute, Alpinpolizisten und mehrere Besatzungen von Polizeihubschraubern waren bei den beiden Suchaktionen im Einsatz. Dazu kamen Suchhundeführer der Bergrettung, auf dem Untersberg zusätzlich Hundeführer des Roten Kreuzes und einer weiteren Staffel mit ihren Tieren - sowie auf bayerischer Seite des Massivs ähnlich viele Einsatzkräfte. Die meisten Wege und Pfade auf beiden Seiten der Staatsgrenze wurden durchkämmt.

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„Die Nadel im Heuhaufen“

ORF-Redakteur Gerald Lehner begleitete Alpinpolizisten und Bergretter am Mittwoch. Kameras: Michael Hufnagl, Arnold Klement.

Dringender Appell der Einsatzkräfte

Nach den beiden Todesfällen appellieren die Einsatzkräfte einmal mehr an Wanderer und Bergsteiger: „Immer zu Hause, bei Quartiergebern oder Freunden mitteilen, wohin man genau geht, und wann man zurück sein will“, sagt Ernst Schörghofer, Ortsstellenleiter der Bergrettung Grödig (Flachgau). Man sollte immer auch eine gute Tourenplanung machen, Gehzeiten abschätzen und die Wetterberichte studieren. Schörghofer rät dringend zur Mitnahme eines Mobiltelefons, das über längere Zeit funktioniert: „Smartphones haben oft sehr kurze Akku-Laufzeiten.“

Schwierige Suche

Die große Suchaktion auf dem Untersberg musste Dienstagabend wegen eines heftigen Unwetters mit vielen Blitzen vorübergehend abgebrochen werden. Manfred Haas, Einsatzleiter der Bergrettung, fuhr nach dem Sturm gegen 21.30 Uhr mit seinem Team wieder mit der Seilbahn hinauf. Der Nachteinsatz für den 46-Jährigen auf dem riesigen Bergmassiv lief dann wieder weiter - bis fast 2.00 Uhr früh. Zahlreiche Trupps durchkämmten mit Suchhunden die Hauptrouten der Wanderer, die durch teils sehr steiles Gelände führen. Haas sagte dem ORF, es sei eine „Suche nach der Nadel im Heuhaufen, weil der Mann niemandem gesagt hat, was er bei seiner Tour plant.“

Bildergalerie vom Untersberg:

Nur ungenaue Angaben über Absturzstelle

Der Vermisste hatte gegen Dienstagmittag noch das Rote Kreuz anrufen können und von einem Absturz berichtet. Die Verbindung war allerdings schlecht und brach ab. Der nicht Ortskundige, der offenbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist war, konnte nur ungenaue Angaben über die Unfallstelle und seine Route machen. Er sagte auch, dass er verletzt sei. 35 Bergretter aus Grödig, der Stadt Salzburg und Bayern sowie Alpinpolizisten und die Besatzung eines Polizeihubschraubers nahmen sofort die Suche auf. Letztlich vergeblich, wie sich Dienstagnachmittag herausstellte.

Zweiter Wanderer bei Leogang abgestürzt

Suchaktion in den Leoganger Steinbergen

Bergrettung Leogang

Einstieg zum Klettersteig auf das Fahnenköpfl, wo der Tote lag

Der Mittwochvormittag in den Leoganger Steinbergen tot aufgefundene 28-Jährige aus dem Raum Pillersee (Tirol) war beim Einstieg zum Klettersteig auf das Fahnenköpfl abgestürzt. Er dürfte sofort tot gewesen sein, sagt Bernd Tritscher, Bezirksleiter der Bergrettung im Pinzgau. Der Verstorbene wurde vom Team des Polizeihubschraubers in Tal geflogen.

Privates Suchsystem bei iPhone wirkte

Nachdem das Suchgebiet sehr groß ist und das eigentliche Ziel des Wanderers nicht bekannt war, wurde von der Polizei eine behördliche Handy-Ortung veranlasst. Dazu wurde für eine genaue Suche auch ein Spezialgerät aus Wien mittels Hubschraubertransport angefordert.

Schließlich konnte der Mann über eine weitere Möglichkeit rasch gefunden werden - via das private System „Find my phone“, wie Bergretter Tritscher erzählt: „Wir haben von den Angehörigen die Zugangsdaten für den Laptop des Vermissten bekommen und konnten damit sein Mobiltelefon beim Einstieg des Klettersteiges lokalisieren.“

Der Tiroler war Dienstagfrüh zu einer Tour auf das Birnhorn (2.634 Meter) in den Leoganger Steinbergen aufgebrochen. Er dürfte unterwegs seine Pläne geändert und das niemandem mitgeteilt haben. Als er am Abend immer noch nicht im Tal war, machte sich seine Schwester auf die Suche und entdeckte das Fahrzeug auf dem Parkplatz beim Berg. Sie verständigte die Polizei, die gemeinsam mit der Bergrettung die Suchaktion startete.

Suchaktion in den Leoganger Steinbergen

Bergrettung Leogang

Suchhundeführer der Bergrettung wurden auch ins Gebiet des Birnhorns geflogen

Nachteinsatz wegen Absturzgefahr unterbrochen

Auch im Pinzgau dauerte der großflächige Einsatz bis tief in die Nacht, ehe er wegen der Absturzgefahr unterbrochen wurde. Es liegt noch viel Schnee in den Steinbergen. In der Nacht sei es für die Teams einfach zu gefährlich geworden, sagt Bergrettungssprecherin Maria Riedler. Am Mittwoch wurde ab 6.00 Uhr früh dann wieder fortgesetzt.

Der 28-Jährige - die Polizei hat das ursprünglich genannte Alter (38 Jahre) korrigiert - lag in einem völlig anderen Bereich, als zunächst vermutet und auch gesucht worden war. Die Bergrettung nimmt an, dass der Mann seine Pläne kurzfristig änderte.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at, APA

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