Häftlinge in Salzburg gut beschäftigt

Häftlinge sollen mehr arbeiten dürfen, schlägt Justizminister Wolfgang Brandstätter (parteifrei) vor. Bundesweites Vorbild könnte bei diesen Plänen die Justizanstalt Salzburg in Puch (Tennengau) werden.

Für viele Häftlinge ist Arbeit der Beginn einer erfolgreichen Rückkehr in ein geregeltes Leben nach der Haft. Bei dem Neubau der Salzburger Justizanstalt vor einigen Jahren wurde darauf geachtet, dass es genügend Arbeitsplätze für die Insassen gibt. Wer arbeitet, hat wesentlich bessere Chancen auf Rückkehr in ein besseres Leben nach der Haft. Der Holztechniker Leopold Eggenreiter zeigt jungen Häftlingen, wie Holz richtig verarbeitet wird.

Justizanstalt Puch Urstein

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Holzprofi Eggenleitner unterrichtet einen jungen Häftling

Er bringt viel Geduld mit, denn seine Mitarbeiter in der Gefängnistischlerei sind nicht vom Fach: „Klare Vorgabe sind das Wichtigste. Ich vermittle ihnen, wie das Werkstück am Ende aussehen soll. Es soll gut und ordentlich gemacht sein, damit es auch verkauft werden kann.“

Gesetz schreibt sinnvolle Arbeit vor

Verkauft werden die Stücke auf Anfrage von Kunden – und zwar im Gefängnis. Etwa 70 Euro kostet zum Beispiel ein schönes Vogelhäuschen. Die Tischlerei nimmt auch Aufträge entgegen, Je mehr, desto besser. Denn die Häftlinge müssen arbeiten. Das schreibt das Gesetz vor.

Dietmar Knebel, Chef der Justizanstalt, wünscht sich mehr Aufträge für die Insassen: „Wir haben genügend Beschäftigungsmöglichkeiten. Grund ist die moderne Infrastruktur im Haus. Andererseits befinden wir uns mitten in einem Gewerbegebiet, wo wir Firmen in unmittelbarer Umgebung haben. Manche liefern Produkte zu uns, die wir dann noch aufbereiten, verpacken und ausliefern.“

Arbeitende Häftlinge bekommen monatlich etwa 80 Euro auf die Hand. Vom Lohn abgezogen werden Sozialversicherung und Kosten für den Aufenthalt im Gefängnis. Die 240 Häftlinge in Puch erwirtschaften jährlich etwa vier Millionen Euro. Die Justizanstalt kocht zum Beispiel auch für die Belegschaften von Betrieben in der Nähe. Ist das nicht eine Billigkonkurrenz für die freie Wirtschaft?

„Keine Konkurrenz für freie Wirtschaft“

Anstaltsleiter Knebel sagt, die Gefängnisbetriebe seien nicht konkurrenzfähig gegenüber der freien Wirtschaft: „Diese braucht sich keine Sorgen zu machen. Wir spezialisieren uns auf Nischenbereiche. Es geht um Klein- oder Kleinstserien, die für die Wirtschaft nicht interessant sind.“

Abgesehen vom Wirtschaftsfaktor Arbeit geht es im Strafvollzug vor allem darum, die Häftlinge auf ein straffreies Leben vorzubereiten. Die tägliche Arbeit soll dazu beitragen, sagt Werkstätten-Chef Eggenreiter: „Das ist für die Leute sehr gut. Viele finden wieder zurück und den Wert von der Arbeit sehen. Dass man wieder einen Rhythmus hat, wieder einen Wert hat.“

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Start in ein neues Bewusstsein

ORF-Redakteurin Christine Frenkenberger hat sich die Arbeitsmöglichkeiten in der Salzburger Justizanstalt angesehen.