Camerata will ohne Chefdirigent bleiben

Die Camerata Salzburg will den Weg der künstlerischen Eigenverantwortung ohne festen Chefdirigenten weiter fortsetzen. Für besondere Auftritte will das Kammerorchester aber den Kontakt zu besonderen Musikern pflegen.

Als Kammerorchester sei man schon alleine aufgrund der Größe auf ein Kernrepertoire beschränkt, sagt Geschäftsführer Shane Woodborne bei der Präsentation des Programms für 2017/18. Die Camerata will daher auch an ihrem, im Vorjahr neu eingeschlagenen Weg der künstlerischen Eigenverantwortung ohne festen Chefdirigenten, festhalten und sich nur für bestimmte Projekte musikalische Gäste suchen, die den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen entsprechen.

Bei der Programmierung stelle sich die Frage, „wer erweckt welches Programm zum Leben, mit wem wollen wir arbeiten, wer entspricht unseren Vorstellungen“, sagt Woodborne und so seien schließlich Künstler gewählt worden, mit denen man in „musikalischer Freundschaft“ stehe.

Zwei Pianistinnen zu Konzert eingeladen

Ein erster Höhepunkt wartet gleich im ersten Saisonkonzert mit den beiden Pianistinnen Katia und Marielle Labeque. Diese bringen das Konzert für zwei Klaviere des US-Komponisten Philip Glass in einer eigens erarbeiteten Neufassung für Kammerorchester zur Aufführung. Trotz seines ausgefüllten Terminkalenders habe auch Dirigent Teodor Currentzis wieder kommen wollen, sagt der Geschäftsführer. Er wird mit der Camerata unter anderem die „Petite Symphonie concertante“ von Frank Martin und das erste „Concerto grosso“ des Komponisten Alfred Schnittke aufführen.

Auch mit der Sopranistin Anna Prohaska habe man „viele Ideen auf den Punkt gebracht“, so Woodborne, unter anderem mit Arnold Schönbergs Trauergesang nach Stefan Georges „Litanei“ und „Entrückung“. Weitere Partner des Salzburger Orchesters in der kommenden Saison werden unter anderem der Geiger Renaud Capucon, der Pianist Jan Lisiecki, der Dirigent Lorenzo Viotti, die Geigerin Alina Ibragimova oder Cellist Clemens Hagen sein.

Salzburger planen sechs Konzertabende in Wien

Neben den Saisonkonzerten sind auch dreimal zwei Abende im Wiener Konzerthaus und Auftritte bei zahlreichen Festivals - unter anderem bei den Salzburger Festspielen und den Wiener Festwochen - fixiert, wobei die Camerata bei den Wiener Festwochen erstmals seit Jahren wieder Oper spielen wird, und zwar bereits in wenigen Wochen in „Les Robots ne connaissent pas le Blues oder die Entführung aus dem Serail“. Mit Renaud Capucon, Pinchas Zukerman und Bernarda Fink stehen außerdem internationale Tourneen auf dem Programm.

Wirtschaftlich befindet sich die Camerata zurzeit auf Sanierungskurs. Aufgrund zweier aus finanzieller Sicht missglückter Veranstaltungen muss ein zusätzliches Minus von 300.000 Euro bewältigt werden. Hierfür haben Stadt und Land eine temporäre Unterstützung von je einem Drittel der Summe zugesagt, die eine Entschuldung bis 2018 sichern soll. Die dritten 100.000 Euro muss das Orchester selbst aufbringen, sagt Präsident Bernd Gaubinger.

„Finanzieller Sanierungskurs wird fortgesetzt“

Seinen Angaben zufolge erwirtschaftet das Orchester etwa 90 Prozent des jährlichen Budgets von zwei Millionen Euro selbst bzw. durch Sponsoren. Die Subventionen von Bund (25.000 Euro), Land (68.000 Euro) und Stadt (105.000 Euro) seien mit zehn Prozent unter dem Schnitt anderer Orchester. Dennoch lehnt das Orchester auch finanziell attraktive Angebote ab, wenn sie künstlerisch nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen, und auch die Zahl der Auftritte werden bewusst auf der niedrigeren Seite gehalten, sagt Woodborne.