Leitende Priester distanzieren sich von Laun

Die Dechanten - leitende Priester der Erzdiözese Salzburg - haben sich jetzt von den aktuellen Äußerungen des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun distanziert. Dieser hatte ja die „Gender-Ideologie“ als „Lüge des Teufels“ bezeichnet.

Laun hatte vor wenigen Tagen auf der Internetplattform kath.net einen fiktiven Hirtenbrief an sein untergegangenes nordafrikanisches Titularbistum Libertina veröffentlicht - und darin gegen Gendermainstreaming gewettert.

Er bezeichnete diese „Gender-Ideologie“ unter anderem als „Irrlehre“, hinter der die „Lüge des Teufels“ stehe und zog Parallelen zu Nationalsozialismus und Kommunismus - denn auch diese, so Laun, „gründeten in gewaltigen Lügen über Gott und die Menschen“.

Andreas Laun, Weihbischof von Salzburg

APA/Erwin Scheriau

Die Dechanten der Erzdiözese distanzierten sich jetzt öffentlich von Weihbischof Laun

„Ausschließlich persönliche Meinung des Autors“

Die Dechanten der Erzdiözese Salzburg, in etwa die „Bezirkshauptmänner“ für jeweils mehrere Pfarren, distanzierten sich bei ihrer Konferenz diese Woche offiziell von den Äußerungen Launs. Dabei handle es sich „ausschließlich um die persönliche Meinung des Autors“, betonten die Priester in einer knappen Pressemitteilung.

Homosexuelleninitiative forderte Entschuldigung

Für Kritik sorgten in den vergangenen Tagen auch Teile des Schreibens, in denen sich der Weihbischof abwertend über homosexuelle Menschen äußert. So schreibt er wörtlich davon, „dass es irgendwie gestörte Männer und Frauen gibt, die anatomisch eine kleine Missbildung haben oder eine sexuelle Anziehung zum eigenen Geschlecht verspüren“.

Die Homosexuelleninitiative HOSI hatte diese „hetzerischen und menschenrechtsverachtenden Passagen“ heftig kritisiert und auch eine Entschuldigung Launs gefordert - mehr dazu in Heftige Kritik an Weihbischof Laun (salzburg.ORF.at; 27.3.2017).

Laun muss heuer Rücktritt anbieten

Der umstrittene Weihbischof Laun wird im Oktober 75 Jahre alt - und muss dem Papst dann seinen Rücktritt anbieten. Über seine Nachfolge oder eine eventuelle vorzeitige Ablösung wird in Salzburg schon länger spekuliert.

Kircheninterne Diskussion um Gender Studies

Das Thema „Gender“ wird in der katholischen Kirche hingegen zurzeit kontrovers diskutiert. Kritiker der „Gender-Ideologie“ fürchten eine staatlich und gesellschaftlich verordnete Einebnung von Geschlechterunterschieden. Sie finden Unterstützung auch bei Papst Franziskus, der sich etwa in seinem im Vorjahr veröffentlichten Lehrschreiben „Amoris laetitia“ gegen „verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird“ ausgesprochen hat. „Eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz“ bedrohe die anthropologische Grundlage der Familie, so der Papst.

Gleichzeitig gibt es in der Kirche aber auch Theologen, die betonen, dass die Kritiker der tatsächlichen Komplexität der „Gender Studies“ nicht gerecht würden: „Sich zu weigern, aus biologischen Differenzen unmittelbar eine Moral des Geschlechterverhältnisses abzuleiten, bedeutet keineswegs, diese Differenzen als solche in Abrede zu stellen“, äußerte sich etwa der deutsche Moralheologe Stephan Goertz im Rahmen der Debatte.