Kunstbesitz Stefan Zweigs weiter verschwunden

Auch 75 Jahre nach dem Selbstmord des Schriftstellers Stefan Zweig ist der Kunstbesitz aus seiner Salzburger Villa zum Großteil verschwunden. Viele Stücke dürften sich aber in Salzburg und Umgebung befinden, sagen Forscher.

1937 - drei Jahre nach seiner Emigration - verkaufte Stefan Zweig seine Villa auf dem Kapuzinerberg in der Salzburger Innenstadt. Er überließ einen Teil des Inventars Friderike Zweig, seiner geschiedenen Ehefrau. Sie verpackte Bilder und andere wertvolle Kunstgegenstände in Kisten und deponierte sie in einer Spedition.

Gegenstände in Nazi-Zeit versteigert, seitdem weg

„Nach 1945, als Friderike aus den USA ihre Gegenstände zurückhaben wollte, kam heraus, dass am 18./19. November 1938 diese Gegenstände öffentlich versteigert worden waren. Sie hat alles verloren“, schildert Klemens Renoldner, Direktor des Stefan-Zweig-Centres an der Universität Salzburg. Zu den Kunstschätzen zählten zahlreiche wertvolle Gemälde - so auch mehrere von Anton Faistauer - und auch kunstvoll gefertigte Tapeten. Auch die Bibliothek Zweigs verschwand.

Gemälde von Anton Faistauer, das einst Stefan Zweig gehörte

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Lediglich ein Faistauer-Gemälde aus dem Besitz Zweigs wurde 1998 restituiert, der Rest ist verschwunden

Nahezu alle Kunstgegenstände und wertvollen Besitztümer sind nach wie vor verschollen, ergänzt Renolder: „Nur ein Bild wurde restituiert - ein Ölgemälde von Anton Faistauer. Das ist wirklich ein schlimmer Skandal und man muss natürlich vermuten, dass sich hier in Salzburg und der Umgebung in privaten Tresoren oder Familienbeständen das eine oder andere finden könnte.“

Friderike Zweig schrieb nach dem Krieg zahlreiche Briefe an offizielle Stellen in Salzburg und bat sie um Hilfe - so zum Beispiel das damalige Museum Carolino Augusteum. Besonders hing sie an dem Gästebuch aus der Villa - mit zahlreichen prominenten Eintragungen.

Stefan Zweig

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Stefan Zweig beging in der Nacht von 22. auf 23. Februar 1942 Selbstmord

75. Todestag des Schriftstellers

Vor 75 Jahren, in der Nacht von 22. auf 23. Februar 1942, beging Stefan Zweig im brasilianischen Exil Selbstmord - nach acht Jahren Emigration in England, New York, Argentinien, Paraguay und schließlich Brasilien. Davor, von 1919 bis 1934, lebte er im Paschinger Schlössl auf dem Kapuzinerberg. In dieser Zeit entstanden viele wichtige Werke Zweigs, auch zahlreiche prominente Künstler waren bei ihm zu Gast.

Doch der wachsende Antisemitismus im Salzburg der 1930er Jahre bereiteten dem Juden Zweig Sorgen. 1933 war er mehrere Monate in England, um seinen Absprung vorzubereiten, sagt Renoldner: „Der Hauptgrund, warum Zweig Salzburg verlassen hat, war schon die politische Atmosphäre in der Stadt - die Sympathie für die Nationalsozialisten, die Angst, dass Salzburg und Österreich auch sehr bald vom Militär überrollt werden wird und auch sehr viele antisemitische Kränkungen in den Jahren davor.“

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75. Todestags Stefan Zweigs

Der Tod des Schriftstellers Stefan Zweigs jährt sich heuer zum 75. Mal. Sein Kunstbesitz ist weiter verschwunden.

Hausdurchsuchung als Anlass für Exil

Ausschlaggebend, Salzburg endgültig den Rücken zu kehren, war für Zweig eine Hausdurchsuchung. Damals kam die Staatspolizei des Ständestaats während des Februar-Bürgerkriegs 1934 ohne gerichtlichen Durchsuchungsbefehl in seine Villa.

Stefan Zweig Villa auf dem Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg

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Der Schriftsteller verließ seine Villa auf dem Kapuzinerberg nach einer Hausdurchsuchung am 18. Februar 1934

„Das war die österreichische Staatspolizei, die auf dem Kapuzinerberg Waffen des sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbundes gesucht hat“, schildert der Historiker Gert Kerschbaumer. „Sie haben behauptet, da gäbe es Waffenlager - da kämen dann diese Schutzbündler hinauf, würden Waffen bergen und auf die Stadt hinabschießen. Das wäre ja vom Kapuzinerberg aus möglich gewesen. Daher wurden hier im Februar 1934 Hausdurchsuchungen gemacht.“ Stefan Zweig, ein überzeugter Europäer und Pazifist, war empört und verließ Salzburg.

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