Neurofeedback bei Schlafstörungen nur Placebo

Neurofeedback-Training, bei dem Gehirnströme aufgezeichnet werden, ist bei Behandlungen gegen Schlafstörungen nur als Placebo wirksam. Salzburger Forscher fanden bei einer Studie keine „echten“ Effekte der Behandlung.

Neurofeedback ist eine Trainingsmethode, bei der Patienten lernen sollen, ihre Gehirnaktivität besser zu regulieren, um bestimmte Störungen wie Ängste, Depressionen, Epilepsien, Aufmerksamkeits- und Schlafstörungen zu mindern. Bei den Patienten wird dabei mittels EEG (Elektroenzephalogramm) die Gehirnaktivität aufgezeichnet und auf einem Monitor sichtbar gemacht. Durch dieses Feedback sollten die Patienten lernen, fehlgeleitete Gehirnaktivitäten zu beherrschen.

Patient bei Neurofeedback Training mit Elektroden am Kopf

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Beim Neurofeedback-Training sollen Patienten lernen, Gehirnaktivitäten zu beherrschen - so zumindest die Theorie

Bisherige Studien genügten Standards nicht

Die Methode gilt als wissenschaftlich fundiert und effektiv. Doch bisherige Studien dazu genügten nicht den klinischen Standards, erklärte Manuel Schabus vom Labor für Schlaf- und Bewusstseinsforschung der Universität Salzburg im Gespräch mit der APA. Sie seien von Personen durchgeführt worden, die diese Methode unterstützen wollten und der Studienleiter habe stets gewusst, wer eine richtige Behandlung und wer eine Scheinbehandlung erhielt. Außerdem habe es dabei nur Auswertungen subjektiver Kriterien gegeben.

Pseudobehandlung genauso wirksam

Schabus führte nun mit Kollegen eine Doppelblindstudie zu Neurofeedback-Training bei Schlafstörungen durch. Weder die Patienten noch die Versuchsleiter wussten also, wer bei den zwölf Sitzungen das korrekte Neurofeedback vorgespielt bekam und wer nicht.

Patient bei Neurofeedback Training mit Elektroden am Kopf

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Die Ergebnisse der Studie sahen beim Neurofeedback aber keinen messbaren Effekt - außer einem Placeboeffekt, der sich aber auch bei der Pseudobehandlung zeigte

Das Ergebnis war ernüchternd. Beide Gruppen profitierten bezüglich des subjektiven (persönlichen) Empfindens gleichermaßen, so die Forscher in einer Aussendung. Einerlei, ob sie echtes Neurofeedback- oder Pseudotraining bekamen, schliefen alle Teilnehmer danach besser und erzählten von mehr Lebensqualität. „Die Studie zeigt also, dass die berichteten Wirkungen reine Placebo-Effekte sind“, erklärten die Wissenschafter. Die Studie erschien im Fachmagazin „Brain“.

Moderne Technik macht Eindruck - und Placeboeffekt

Neurofeedback sei „eine ‚sexy‘ Methode“, weiß Schabus. „Die Patienten sitzen in einem Labor, bekommen Elektroden auf den Kopf geklebt und können ihre Gehirnwellen am Monitor beobachten. Alles schaut wahnsinnig technisch und modern aus, was den Placeboeffekt ungemein verstärkt.“ Tatsächlich zeigt die Behandlung ja auch subjektiv Wirkung. „Die Frage ist nur, ob man eine Methode wirklich anbieten soll, wenn es eigentlich keine Rolle spielt, was man mit den Leuten macht“, sagte er.

Schlafforscher Manuel Schabus von der Universität Salzburg

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Schabus ist skeptisch zur Wirkung

Im Schlaflabor spiegelten sich die Verbesserungen, von denen die Probanden berichteten, auch nicht in objektiven Daten wider. Weder das Neurofeedback-Training, noch die Pseudobehandlung führten zu besserer Schlafqualität oder schlafstabilisierenden EEG-Mustern (zum Beispiel „Schlafspindeln“). Bei Schlafstörungen sei die Methode demnach nicht mehr zu empfehlen.

Neurofeedback: Wirksamkeit generell überprüfen

Es wäre nun wichtig, dass man die Wirksamkeit von Neurofeedback-Training bei den anderen Anwendungsgebieten mit doppelblinden Studien testet. „Nur so können die bisherigen Ergebnisse entweder seriös bestätigt oder widerlegt werden“, erklärte Schabus.

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