Lawinen: Touristen schlecht informiert?

Nach Serien von Lawinenunfällen taucht immer wieder die Frage auf, ob Österreichs Tourismus seine internationalen Gäste ausreichend über alpine Gefahren informiert? Mehr als die Hälfte der Lawinenopfer sind Ausländer.

Die meisten Lawinenopfer in Österreich stammen aus anderen Staaten. Tut der Tourismus neben seiner Hochglanzwerbung für Kick und Flow im unverspurten Pulverschnee genug, um Gäste zu informieren? Es gibt in Fachkreisen seit Jahren immer wieder Kritik, dass in der Tourismuswerbung die alpinen Gefahren im Winter verschwiegen und nur die positiven Seiten betont würden.

Brisantes Thema

Quartiergeber würden schon jetzt vieles tun, um Urlauber zu informieren, heißt es dazu aus der Branche. Und bei der Salzburger Land Tourismus Gesellschaft (SLT) verweist man auf Projekte, bei denen Urlauber auf Gefahren in den Bergen aufmerksam gemacht würden. Die beiden tödlich verunglückten Urlauber aus Tschechien sollen am Sonntag noch von ihrem Zimmervermieter gewarnt worden sein. Benutzt man zum Beispiel die Suchfunktion auf der Website der SLT und gibt das Stichwort „Lawine“ ein, dann erscheinen mehrere Beiträge und Tipps, die sich mit alpiner Sicherheit beschäftigen. Im Surf-Bereich „Winter“ ist die Thematik auch verlinkt.

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Gerald Lehner

Werbung wirkt: Solche Szenarien locken Tourengeher und Variantenfahrer massenweise ins unverspurte Gelände

Warndienst des Landes im Web etc.

Und was tut die Politik bzw. Verwaltung? Die Website des amtlichen Salzburger Lawinenwarndienstes bietet täglich aktualisierte Informationen über Schneelage, spezifische Gefahren und die damit verbundenen Wetter- und Naturphänomene. „Sehr viele Tourengeher und Variantenfahrer lesen das. Aber es gibt auch einen Bruchteil, die wenig informiert sind, dann eine falsche bzw. zu steile Tour gehen und generell zu spät aufbrechen“, sagt Experte Bernd Niedermoser, verweist auf einen eigenen Bereich für Englischsprachige und spricht von 20.000 täglichen Zugriffen auf seiner Website. Für diese sehr hohe Zahl von Klicks dürfte dort neben den Lawinen-Infos allerdings auch ein Fotowettbewerb mit vielen und großen Bilderserien sorgen.

„Ein Wunder, dass nicht mehr passiert“

Bleibt die Frage, ob entscheidende, zeitnah, tagesaktuell wichtigen und teils sehr regionalen Informationen auch von Gästen aus vieler Herren und Frauen Länder gelesen und verstanden werden können? „Spricht man mit jungen Freeridern in den Skigebieten oder mit Tourengehern aus dem Ausland, dann bestätigt sich die Hypothese: Vieles dringt nicht durch. Dass solche Websites existieren, davon haben viele noch nie gehört. Und durch die intensive Winterwerbung sind von Jahr zu Jahr mehr Leute im freien Gelände unterwegs“, sagt Günter Karnutsch, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und Chef des Salzburger Bergführerverbandes: „Sehr erstaunlich ist, wie wenig Unfälle passieren - wenn man die Massen in Betracht zieht. Ein Wunder. Und es wird oft gegen Grundregeln verstoßen.“

2016: 38 Bergtote in Salzburg

Die Salzburger Bergrettung rückte im vergangenen Winter 2015/16 zu insgesamt 19 Lawinenunfällen aus. „Wir beobachten nach wie vor, dass viele ihre Touren zu wenig planen. Sie sollten sich das Gelände und die Hänge genauer ansehen und den Lagebericht lesen“, sagt Maria Riedler, Sprecherin der Bergrettung und Suchhundeführerin: „Ingesamt ist der Trend zu mangelhafter oder nicht vorhandener Tourenplanung bedenklich. Wir hatten im letzten Jahr insgesamt 38 Bergtote im Land Salzburg, die meisten Sportler in dem schneearmen Winter durch Abstürze über felsiges Gelände und keine in Lawinen.“

Sieben Verschüttete in zwei Tagen

Am vergangenen Wochenende wurden in Salzburgs Bergen insgesamt sieben Personen von Lawinen verschüttet. Davon kamen zwei tschechische Schneeschuhwanderer in Krimml (Pinzgau) ums Leben. Ein Variantenfahrer schwebt in Lebensgefahr. Der 23-Jährige wurde in Neukirchen am Großvenediger (Pinzgau) von einem Schneebrett verschüttet - mehr dazu in: Zwei Tote bei Lawine in Krimml (salzburg.ORF.at; 22.1.2017).

Gerald Gundl, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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Unterschätzen Urlauber die Gefahren?
Wie geht es weiter? TV-Bericht nach den schweren Lawinenunfällen am vergangenen Wochenende.

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